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SOLI/002: Hört ihr Leser die Signale - aus eigener Kraft ... (jW)


junge Welt - Die Tageszeitung - Ausgabe vom 26./27.10.2012

Die eigene Kultur finanzieren

Ökonomische Situation

Von Dietmar Koschmieder



Linke Kultur kann nur eigenständige Kultur sein: Unabhängig vom kommerziellen Betrieb, unabhängig also von Kapitalinteressen. Um unsere eigene Sicht auf die Dinge entwickeln zu können, haben wir nicht nur eine von Parteien, Banken, Kirchen und Milliardären als Verleger unabhängige Zeitung. Sondern auch gleich noch eine Ladengalerie, eine Internationale Rosa-Luxemburg-Konferenz, einen Fotowettbewerb, eine Musikzeitschrift. Zudem bauen wir ein Internationales Medienbüro auf und beteiligen uns an der Bibliothek des Widerstands. Möglich sind diese Aktivitäten nur, weil es die Tageszeitung junge Welt gibt: Unser journalistisches Konzept, unsere Kontakte und Beziehungen nutzen wir auch für solche Projekte. Damit erweitern wir unsern Bekanntheitsgrad und die Spielräume für das journalistisches Agieren. Für Kulturarbeit und Zeitung gilt: Wir sind nicht gezwungen. Rendite zu erwirtschaften. Wir machen unsere Arbeit aus anderen Gründen.

Allerdings müssen Zeitung wie Kultur finanziert werden. Die junge Welt ohne eigene Kultur kann es nicht geben, eine eigene Kultur ist ohne eigene Zeitung zumindest deutlich schwerer zu entwickeln. Wenn wir in den nächsten Wochen unsere Arbeit auf eine bessere ökonomische Grundlage stellen wollen, soll damit vor allem das weitere Erscheinen und die Qualität der jungen Welt abgesichert werden. Wenn die betriebswirtschaftliche Auswertung zeigt, daß bis heute über 100000 Euro Verluste alleine in diesem Jahr verbucht sind, trotz viel zu niedriger Gehälter, läßt sich so auf Dauer keine Zeitung machen. Das Problem lösen wir auch nicht, indem wir kurzfristig diesen Fehlbetrag aufbringen: Da er nur deshalb zustande kommt, weil die laufenden Einnahmen nicht die laufenden Kosten decken, brauchen wir künftig eine wirtschaftliche Basis, um unsere Arbeit solide zu finanzieren. Erst dann können wir unsere volle Aufmerksamkeit der journalistischen Arbeit zuwenden können. Nach unserer Erkenntnis wird uns das aber nur gelingen, wenn wir ausreichend zahlende Abonnentinnen und Abonnenten gewinnen.

Dieses Ziel wäre auch anders zu erreichen, meinen einige. Das Produkt sei gut, der Markt noch unerschlossen, weshalb sie uns anbieten, für einen hohen Geldbetrag die Mehrheitsanteile am Verlag 8. Mai GmbH aufzukaufen. Die Genossenschaft müsse sich eben mit einer Minderheitsbeteiligung begnügen, das sei den Genossinnen und Genossen schon zu vermitteln, wenn damit nur die junge Welt gerettet werden könne. Das ist vielleicht kaufmännisch durchdacht, passt aber eben nicht zu unserer Kultur: Wir sind bis heute unabhängig von Banken und Geldgebern. Der Verlag 8. Mai GmbH, in dem die jW erscheint, gehört mehrheitlich der Genossenschaft LPG junge Welt eG. Das hilft uns in unserer ökonomischen Existenz, weil wir von ihr (und eben von keiner Bank) die notwendigen Mittel für Investitionen, Finanzierungslücken und Entschuldung bekommen. Dieses Modell funktioniert allerdings nur, wenn die laufenden Kosten in der Regel durch Aboeinnahmen finanziert werden.

Es führt kein Weg daran vorbei, daß wir unser Ziel, täglich eine unabhängige Zeitung auf ökonomisch stabiler Grundlage zu machen, nur mit einem deutlichen Zuwachs an Abonnements realisieren können. Jedes neue Abo hilft.

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Quelle:
junge Welt vom 26./27.10.2012 / Aktion / Seite 16
mit freundlicher Genehmigung der Redaktion und des Autors
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. November 2012