Schattenblick → INFOPOOL → MEDIEN → ALTERNATIV-PRESSE


LICHTBLICK/244: Buchvorstellung - "Schreiend ungerecht"


der lichtblick - Gefangenenzeitung der JVA Berlin-Tegel
Heft Nr. 381 - 4/2019

Buchvorstellung
"Schreiend ungerecht" von Burkhard Benecken

Von alltäglichen Justizskandalen in Deutschland und wie
sich das System gegen Unschuldige und Opfer richtet.


In seinem Buch "Schreiend ungerecht" prangert Rechtsanwalt Burkhard Benecken bedenkliche Zustände in der Justiz an. Die wahren Geschichten aus seiner Praxis belegen alltägliche Ungerechtigkeiten und stellen diese in den Fokus.

Der Auto möchte die Lesenden an seinem "bösen Weltbild" teilhaben lassen und hat sein Werk in elf Kapiteln (seine individuellen Fälle) zusammengetragen. Er hält es für unmöglich, Gerechtigkeit verbindlich zu definieren, aber auf eine Minimalformel heruntergebrochen könnte Gerechtigkeit als die Abwesenheit von schreienden Unrecht bezeichnet werden. In all den Jahren reifte beim Autor die Erkenntnis, dass es bei Gericht extrem unfair und ungerecht zugeht.

Benecken möchte Justizopfern eine Stimme verleihen, nimmt kein Blatt vor dem Mund und spricht in seinem Buch von allergischen Staatsanwälten, schläfrigen Sachverständigen und käuflichen Anwaltskollegen. Es geht um systematische Ungerechtigkeiten und Unfainess, die sich insbesondere gegen Unschuldige und Opfer richtet und die permanent Sand ins Getriebe, bei einem Strafverfahren, streuen.

Die Skandale schlummern praktisch in jedem Bereich. Es fängt an, mit den Vernehmungen auf dem Polizeirevier, geht über Arbeitsweisen in den Büros der Staatsanwaltschaften und Rechtsanwaltskanzleien bis hinein ins Beratungszimmer eines Gerichts. Die Folgen sind Traumasierte Menschen, die vor den Trümmern ihrer Existenz stehen und den Glauben an die deutsche Justiz verloren haben.

Die Geschichten sind dermaßen krass, dass das Verschwinden von sichergestelltem Beweismaterial trauriger Alltag in Strafverfahren ist. Fast alle diese Schlampereien werden vertuscht oder gehen im Justizalltag unter. Mit dem Buch möchte Benecken auf eklatante Probleme aufmerksam machen und Tabus aufbrechen und darauf hoffen, dass sich endlich etwas ändert und die Politik reagiert.

Ein lesenswertes Buch, weil Aufklärung notwendig ist und es ein Plädoyer für mehr Gerechtigkeit ist. Der Autor will ein Problembewusstsein schaffen für die Tücken der Justiz und er möchte die Lesenden sensibilisieren für die Probleme des alltäglichen Systemversagens. Pflichtverteidiger, die dem Richter zuarbeiten, Ermittlungen ohne Diziplin, eingeschüchterte Zeugen, geplatzte Ermittlungen und juristische Laien, sind keine Seltenheiten und zeugen von einem unvorstellbaren dichten Gestrüp, das einzigartig ist. Die jeweiligen Kapitel stellen die persönlichen Einschätzungen der Dinge des Autors dar und geben geben Einblicke in drastische Fälle, die uns alle berühren. N. K.

"Schreiend ungerecht"
von Burkhard Benecken.
riva Verlag, Preis 15,00
ISBN 978-3-7423-0986-0

*

Quelle:
der lichtblick, 51. Jahrgang, Heft Nr. 381 - 4/2019, Seite 22-23
Unzensierte Gefangenenzeitung der JVA Berlin-Tegel
Herausgeber: Redaktionsgemeinschaft der lichtblick
(bestehend aus Insassen der Justizvollzugsanstalt Berlin-Tegel)
Seidelstraße 39, 13507 Berlin
Telefon: 030/90 147-23 29
Fax: 030/90 147-21 17
E-Mail: gefangenenzeitung-lichtblick@jva-tegel.de
Internet: www.lichtblick-zeitung.org
 
"der lichtblick" erscheint vierteljährlich. Der Bezug ist kostenfrei.
"der lichtblick" ist auf Unterstützung durch Spenden angewiesen.


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. April 2020

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang