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GLEICHHEIT/5132: Größte Bundeswehrübung seit dem Kalten Krieg


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Herausgegeben vom Internationalen Komitee der Vierten Internationale

Größte Bundeswehrübung seit dem Kalten Krieg

Von Sven Heymanns
17. Mai 2014



Seit Montag führt die Bundeswehr die größte Militärübung seit den 1980er Jahren durch. Die gesamte Ausrichtung der Übung macht deutlich, dass sich die Bundeswehr und ihre westlichen Verbündeten wieder auf einen größeren Krieg vorbereiten, mit Russland als Gegner.

Die Übung unter dem Namen "Jawtex" (Joint Air Warfare Tactical Exercise) wurde seit drei Jahren geplant. Beteiligt sind etwa 4.500 Soldaten aus insgesamt zwölf Staaten - neben Deutschland auch aus Frankreich, den USA, Italien, Slowenien, Griechenland, der Türkei, den Niederlanden, Ungarn sowie aus den Nicht-Nato-Staaten Österreich, Schweiz und Finnland.

Offiziell handelt es sich nach Auskunft der Bundeswehr nicht um eine Nato-Übung. Doch die Zusammensetzung der Teilnehmer lässt keinen Zweifel daran, dass die Zusammenarbeit auf Nato-Ebene unter Führung der Bundeswehr ausgebaut und vertieft werden soll. Mit Finnland beteiligt sich bezeichnenderweise ein Staat, der nicht der Nato angehört, aber fast 1.300 Kilometer gemeinsame Grenze mit Russland aufweist.

Geprobt wird nach Angaben der Bundeswehr bis Ende nächster Woche "praktisch das gesamte Aufgabenspektrum von Luftstreitkräften". Die Übung ist aber nicht auf die Luftwaffe beschränkt. Jawtex sei eine "Joined combined-Übung", an der die gesamte Bundeswehr teilnehme, berichtet Oberstleutnant Gero Finke im Deutschlandfunk. Geprobt werde auch "das Zusammenspiel zwischen Luftwaffe, Heer und Marine".

Dabei sollen nach Angaben der Bundeswehr "übergreifende Kampfszenarien der Luft-, Marine- und Bodeneinheiten" trainiert werden. Auch die "streitkräfteübergreifende Feuerunterstützung" gehört zu den Übungsschwerpunkten.

Bereits das schiere Ausmaß der Übung verdeutlicht, dass sich die Bundeswehr und ihre westlichen Verbündeten wieder auf einen offenen und größeren Krieg vorbereiten und nicht nur, wie es in den vergangenen Jahren hieß, auf Kommandoeinsätze in entlegenen Krisengebieten.

Jawtex werde "praktisch im gesamten Norden und Nord-Osten der Bundesrepublik durchgeführt", vermeldet die Bundeswehr auf ihrer Website. Etwa 100 Flugzeuge und Hubschrauber sind beteiligt, täglich erfolgen etwa 150 Starts und Landungen. Geleitet wird die Übung von Brigadegeneral Burkhard Pototzky auf dem brandenburgischen Fliegerhorst Holzdorf.

Doch nicht nur der Umfang der Übung belegt, dass sich die Bundeswehr auf einen größeren Krieg einstellt. Auch die einzelnen Übungen machen klar, welche Pläne sie verfolgt. So soll beispielsweise eine Luftlandeoperation mit 900 Soldaten geprobt werden. Beteiligt sind daran Einheiten der Fallschirmjäger, der Heeresflieger und der Artillerie.

Über eine beteiligte Fernspäher-Kompanie schreibt die Bundeswehr auf ihrer Website: "Ihr Auftrag ist die Aufklärung des Feindes im Einsatzraum tief im feindlichen Gebiet. Sie dürfen dabei keinen Fehler machen. Einmal durch den Feind erkannt, ist ihre Mission zum Scheitern verurteilt."

Im norddeutschen Luftraum nimmt die Luftwaffe gleich mehrere Flugkorridore ganztägig in Anspruch. Als Teil der Übung sind Tiefflüge bis zu einer Untergrenze von 70 Metern geplant.

Im schleswig-holsteinischen Jagel übt die Luftwaffe Bombenangriffe. "Zwei Wochen lang müssen die Piloten versuchen, durch Sperrgürtel von Radargeräten und Boden-Luft-Verteidigung hindurch zu kommen", schreibt der NDR. Völlig offen spricht Oberst Hans-Jürgen Knittlmeier über den Sinn des Manövers: "Es wird geübt, wie man sich anschleicht, wie man die gegnerische Luftverteidigung überwindet, ohne eigene Verluste zu haben."

Aussagen wie diese machen den Zweck der Jawtex-Übung deutlich. Sie ist Teil der Wende der deutschen Außenpolitik, die sich nach zwei Weltkriegen zum dritten Mal gegen Osten richtet. Nachdem Deutschland, die USA und ihre Verbündeten in der Ukraine einen Putsch organisiert haben, bereiten sie sich auf eine militärische Konfrontation mit Russland vor.

Wie ernst die Situation ist, macht ein Interview mit Helmut Schmidt deutlich, das in der gestrigen Ausgabe der Bild-Zeitung erschien. Der 95-jährige Altbundeskanzler warnt, Europa stehe ähnlich wie 1914 vor dem Abgrund. "Die Situation scheint mir zunehmend vergleichbar." Er halte "nichts davon, einen 3. Weltkrieg herbeizureden [...]. Aber die Gefahr, dass sich die Situation verschärft wie im August 1914, wächst von Tag zu Tag."

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Quelle:
World Socialist Web Site, 17.05.2014
Größte Bundeswehrübung seit dem Kalten Krieg
http://www.wsws.org/de/articles/2014/05/17/bund-m17.html
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Mai 2014