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GEHEIM/298: Ägypten - US-finanzierte Agitatoren vor Gericht


GEHEIM Nr. 1/2012 - 27. April 2012

ÄGYPTEN
US-finanzierte Agitatoren vor Gericht
US-amerikanische "Demokratieförderung" führt zur Aufwiegelung

von Tony Cartalucci



Die US-Nachrichtenagentur AP berichtete, US General Martin Dempsey habe sich persönlich mit den Militärführern Ägyptens getroffen, um das "harte ägyptische Durchgreifen gegen westlich finanzierte pro-demokratische Gruppen" zu diskutieren. Mit der Androhung einer Einstellung der US Unterstützung wird erwartet, dass das ägyptische Militär seine Kampagne gegen US-amerikanische "Nichtregierungsorganisationen (NROs)" einstellt.

Wie üblich, versucht AP die Berechtigung von Ägyptens Anliegen mit irreführender Sprache und Anspielungen zu verharmlosen, wie "Ägypten, das regelmäßig ausländische Einflussnahme für Proteste gegen das Militär verantwortlich macht" und "dass als Anzeichen dafür, dass die Behörden die Behauptung weiter verbreiten, Ausländer würden die Unruhen anheizen". Natürlich handelt es sich nicht um eine "Behauptung", die die ägyptische Regierung zu verbreiten nicht müde wird, sondern um eine gut dokumentierte Tatsache.

AP fährt mit der Erklärung der Misere des Büroleiters des Internationalen Republikanischen Instituts (IRI) in Ägypten, Sam LaHood, dem Sohn des US-amerikanischen Minister für Transport Ray LaHood fort, der jetzt zusammen mit 16 amerikanischen "Angestellten von Zivilorganisationen" auf der Anklagebank sitzt. Sie sind angeklagt, Gelder des US Außenministeriums zum Anzetteln von Unruhen im ganzen Land verwendet zu haben.

Trotz des vorgetäuschten Skeptizismus von AP gibt es eindeutige Beweise, dass das US Außenministerium 2008 mit dem konzertierten Versuch begann, Dissidenten nicht nur von Ägypten, sondern auch von Tunesien, Lybien, Syrien, dem Iran, Russland, Weißrussland, Myanmar, Malaysia, Thailand und sogar Nordkorea anzuwerben, zu trainieren, auszurüsten, zu finanzieren und in einigen Fällen sogar zu bewaffnen. Dies wurde nicht nur durch das US Außenministerium, sondern auch durch unzählige Unterauftragnehmer wie der National Endowment for Democracy und LaHoods IRI erreicht.


Weit entfernt von krankhaftem ägyptischem Misstrauen - dokumentierte US-amerikanische Einflussnahme in Ägypten

Im Januar 2011 wurde die Öffentlichkeit informiert, "spontane" "eigenständige" Unruhen hätten Nordafrika und den Mittleren Osten erfasst, einschließlich Hosni Mubaraks Ägypten, und die als "Arabischer Frühling" gefeiert wurde. Es dauerte nahezu vier Monate, bis die Massenmedien zugaben, die USA hätten hinter diesen Erhebungen gestanden, und dass diese alles andere als "spontan" oder "eigenständig" gewesen seien. In einem im April 2011 von der New York Times veröffentlichtem Bericht mit dem Titel "U.S. Groups Helped Nurture Arab Uprisings," wurde festgestellt (...):

"Eine Reihe von Gruppen und Einzelpersonen, die direkt in die Unruhen und Reformen involviert sind, die die Region durchziehen, einschließlich der Jugendbewegung 6. April von Ägypten, dem Bahrain Zentrum für Menschenrechte und den Grassroots-Aktivisten wie Entsar Qadhi, eine Jugendanführerin aus dem Jemen, wurden trainiert und finanziert von Gruppen wie dem Internationalen Republikanischen Institut, dem Nationalen Demokratischen Institut und dem Freedom House (Haus der Freiheit), einer nicht gewinnorientierten Menschenrechtsorganisation mit Sitz in Washington."

Betreffs der US-amerikanischen National Endowment for Democracy fügte der Artikel hinzu: "Das Internationale Republikanische Institut (IRI) und das Internationale Demokratische Institut (IDI) sind mit der Republikanischen und der Demokratischen Partei lose verbunden. Sie wurden vom Kongress geschaffen und werden über die NRO National Endowment for Democracy finanziert, die wiederum 1983 ins Leben gerufen wurde, um Schenkungen zur Förderung der Demokratie in Entwicklungsländern weiterzuleiten. Die National Endowment erhält etwa 100 Millionen Dollar jährlich vom Kongress. Freedom House erhält ebenfalls den größten Teil seiner Gelder von der amerikanischen Regierung, hauptsächlich vom Außenministerium."

Es ist deshalb kaum eine spekulative Theorie, dass die Aufstände Teil einer enormen geopolitischen, im Westen geborenen Kampagne waren, die durch Stellvertreter mit Hilfe von zwielichtigen Organisationen einschließlich der NED, dem NDI, LaHoods IRI sowie dem Freedom House und ihrer Truppe von NROs, die diese in der ganzen Welt unterhalten, durchgeführt wurden. Vorbereitungen für den "Arabischen Frühling" begannen nicht erst, nachdem die Unruhen begonnen hatten, sondern schon Jahre, bevor die erste Faust erhoben wurde, und zwar in Seminarräumen in Washington D.C. und New York, in US-amerikanisch finanzierten Trainingseinrichtungen in Serbien und in Nachbarländern außerhalb der arabischen Welt unterhaltenen Lagern.

2008 befanden sich ägyptische Aktivisten der mittlerweile berüchtigten Bewegung 6. April in New York für das Eröffnungsgipfeltreffen der Allianz der Jugendbewegungen (the inaugural Alliance of Youth Movements (AYM) summit), auch bekannt unter dem Namen Movements.org. Dort erhielten sie Schulungen, Gelegenheiten sich zu vernetzen, und Unterstützung von AYMs zahlreichen privaten und öffentlichen Sponsoren der US Regierung, einschließlich dem US Außenministerium selbst. Auf Seite 3 des AYM Gipfelberichtes von 2008 (AYM 2008 summit report (page 3 of .pdf)) steht, dass der Unterstaatssekretär des Außenministeriums für Öffentliche Diplomatie und Öffentliche Angelegenheiten, James Glassman, daran teilnahm, wie auch Jared Cohen, der Mitglied des Politikplanungsausschusses des Außenministers ist. Sechs weitere Mitglieder und Berater des US-Außenministeriums nahmen ebenfalls zusammen mit einer großen Zahl von Vertretern der Wirtschaft, der Massenmedien sowie anderer Organisationen an diesem Gipfeltreffen teil.

Kurz danach reiste (die Bewegung) 6. April zu einer von der US finanzierten Organisation CANVAS (US-funded CANVAS) durchgeführten Schulung nach Serbien, die zuvor formell als die NRO "OTPOR" bekannt war und die im Jahre 2000 beim Sturz der serbischen Regierung mithalf. OTPOR, berichtet die New York Times (New York Times would report), war eine von den USA mit mehreren Millionen Dollar gut geschmierte und unterstützte Organisation." Nach dessen Erfolg änderte sie ihren Namen auf CANVAS und begann mit dem Training von Aktivisten für andere, US-unterstützte Regimewechseloperationen.

Nachdem die Bewegung 6. April von CANVAS Training erhalten hatte, kehrte sie 2010, ein ganzes Jahr vor dem Arabischen Frühling" nach Ägypten zurück, zusammen mit Mohammed ElBaradei, dem Direktor der UN Organisation der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA. Mitglieder vom 6. April wurden sogar festgenommen, als diese Mitte Februar 2011 am Flughafen von Kairo auf die Ankunft ElBaradeis warteten (April 6 members would even be arrested). Schon 2010 hatte ElBaradei seine Absicht angekündigt, er wolle sich bei den Wahlen 2011 um die Präsidentschaft bewerben. Mit Hilfe der Bewegung 6. April, mit Wael Ghonim von Google (Wael Ghonim of Google) und einer Koalition von Oppositionsparteien zimmerte ElBaradei seine "Nationale Front für den Wechsel" (National Front for Change) zusammen und begann mit den Vorbereitungen für den "Arabischen Frühling".

Es ist wohl klar, dass es sich bei der von der ägyptischen Regierung im Hinblick auf die Mitarbeiter von sogenannten Organisationen der Zivilgesellschaft vertretenem Vorgehen nicht um eine Behauptung handelt, sondern dass es eine bewiesene und dokumentierte Tatsache ist, dass diese "Mitarbeiter" Spionage und politische Destabilisierung unter dem zunehmend fadenscheinig werdenden Deckmantel der Demokratieförderung durchführen.

Ein AFP Bericht vom April 2011 bestätigte (An April 2011 AFP report would confirm), dass die US-Regierung Armeen von "Aktivisten" ausgebildet hätten, damit diese in ihre jeweiligen Länder zurückkehrten und politischen "Wandel" einleiteten, wenn Michael Posner vom US Außenministerium behauptete, dass "die US Regierung 50 Millionen Dollar zur Entwicklung von neuen Technologien budgetiert hatte, die Aktivisten helfen sollten, sich vor Verhaftung und Verfolgung durch autoritäre Regierungen zu schützen." Der Bericht fuhr fort und erklärte, die USA "organisierte Trainingskurse für 5.000 Aktivisten in verschiedenen Teilen der Welt. Bei einem vor etwa sechs Wochen im Mittleren Osten abgehaltenen Trainingskurs seien Aktivisten von Tunesien, Ägypten, Syrien und dem Libanon zusammengekommen und mit dem Ziel in ihre Länder zurückgekehrt, ihre Kollegen dort zu trainieren." Posner fügte hinzu "Sie gingen zurück und Nachwirkungen seien spürbar."

Diese Nachwirkungen meinten natürlich den "Arabischen Frühling" und die nachfolgende Destabilisierung, Gewalt und selbst durch die USA unterstützten Krieg, der folgte. Während Nationen wie Lybien und Tunesien in der Zwischenzeit von einem von BP, Shell und Total finanzierten Vorsitzenden des Petroleum Instituts (Petroleum Institute chairman) und eines von der US-amerikanischen NED finanzierten Aktivisten (US NED-funded "activist) regiert werden, war Ägypten in der Lage, sich ElBaradei, den US-handverlesenen Stellvertreter vom Leib zu halten und ihn zu entlarven, und dessen eigene Bewegung gezwungen war, ihn als westlichen Agenten zu anzuprangern (who's own movement was forced to denounce him as a Western agent).

Indem es die Unruhe stiftenden und aufwieglerischen NROs ins Visier nimmt, versucht Ägypten, die Quelle der Destabilisierung und den Kanal zu treffen, durch den US Gelder und Unterstützung zu Aktivisten geschleust werden, und die wahre Natur der ausländisch finanzierten politischen Spaltung aufzudecken, die die Nation jetzt für mehr als ein Jahr fest im Griff hält.

Der AP Artikel berichtet, die ägyptischen Generäle hätten behauptet, "wir haben es mit gegen das Heimatland ausgeheckten Konspirationen zu tun, deren Ziel es ist, die Institutionen des ägyptischen Staates mit der Absicht zu unterminieren, den Staat zu stürzen, damit das Chaos regiert und Zerstörung sich ausbreitet." Dies ist gewiss eine genaue Beobachtung, nicht ein politischer Schachzug, und ist durch ähnliche US-geplanten Verschwörungen von Tunesien (from Tunisia) bis nach Thailand (to Thailand) dokumentiert und aufgedeckt.


Zurückweichen vor dem Abgrund

Ägypter müssen zurücktreten und den offensichtlichen Betrug hinter der Revolution des "Arabischen Frühling" untersuchen und sicherstellen, dass die nationalistische Strömung im ägyptischen Militär echt ist. Alle Seiten, die für sich in Anspruch nehmen, an der Bestimmung von Ägyptens Schicksal mitzuwirken, müssen durch ihre Politik, Programme und Handlungen deutlich machen, dass sie dem ägyptischen Volk dienen, und weder Tür und Tor dem US-amerikanischen Freihandel öffnen, noch vor dem Willen der Wall Street und Londons militärischen Ambitionen in der ganzen Region einknicken, oder Glaubwürdigkeit für die vom Westen für seine Zwecke zurechtgezimmerten Institutionen verleihen.

Ägyptens Militär hat erste hoffnungsvolle Schritte gemacht, indem es ausländisch finanzierte Unruhen in ihrem Land aufdeckt und strafrechtlich verfolgt und dabei hilft, den betrügerischen Lack von den westlichen NROs abzukratzen, die lange unter dem Deckmantel von Menschenrechtsanliegen straffrei agiert haben. Ein weiterer Schritt könnte in dem Zeigen von Solidarität mit der bedrängen syrischen Regierung bestehen (Syria's besieged government), die sich ähnlichen, vom Ausland finanzierten Destabilisierungsmaßnahmen und jetzt ausländisch finanzierten Terroristen konfrontiert sieht, die darauf abzielen, erneut in einer weiteren arabischen Nation den Umsturz durchzuführen und ein pro-westliches Stellvertreterregime zu installieren.

Diejenigen in den Straßen Ägyptens, die ernsthaft eine Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse anstreben, wären am besten bedient, wenn sie die vom Ausland finanzierten Betrügereien zur Ausnutzung derjenigen mit guten Absichten in ihren Reihen aufdeckten, und danach ein pragmatisches anstelle eines politisches Programm entwickelten. Diejenigen, die einfach nur den Sturz Mubaraks und danach das Abtreten des Militärs verlangen, um Platz zu machen für einen eindeutig von den USA unterstützten Stellvertreter wie ElBaradei und die MI6 Kreation, die Muslimische Brüderschaft, bereiten nur den Weg für ein anderes unterdrückerisches Regime und dessen Herrschaft in der voraussehbaren Zukunft über sie vor. Jedoch anders wie bei Mubarak wird in diesem Fall keine ausländische Hilfe fließen, um dieses neue vom Ausland finanzierte Stellvertreterregime zu stürzen, sondern nur um seinen endlosen Fortbestand zu garantieren.


Quelle: http://www.globalresearch.ca/index.php?context=va&aid=29315,
Global Research, February 15, 2012, übersetzt von Karl Kaiser, 15.02.2012

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Quelle:
GEHEIM-Magazin Nr. 1/2012 - 27. April 2012, Seite 25-26
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Juli 2012