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FREIRAUM/022: Für eine Welt ohne Atom- und Uranwaffen Nr. 3 - November 2009


FreiRaum Nr. 3 - November 2009 - 8. Jahrgang

Für eine Welt ohne Atom- und Uranwaffen
Für die friedliche Nutzung des Weltraums



Aus dem Inhalt:
General a. D. will abrüsten
Die Atomwaffen in Deutschland sind für Klaus Naumann militärisch nutzlos. Er schlägt vor sie wegzuverhandeln.
Interview "Der Weg ist noch weit"
Einer von uns erhält den Preis!
Die Nobelpreisverleihung an Obama überraschte. Der alternative Nobelpreis für Alyn Ware erfreute uns.
Nukleare Abrüstung ist ein wichtiges Thema.
Mit dem Rad demonstrieren
In die Pedale traten diesen Sommer Friedensbewegte und Radprofis.
Wenige stören fantasievoll
Die Beteiligten erlebten das Sommercamp in Büchel als Erfolg.
Berichte in der Beiheftung der GAAA
Alt und aktiv
Ihr christlicher Glaube motiviert sie bis ins hohe Alter zu unermüdlichem Friedensengagement.
Schwungvoll gestartet
Höchst engagiert haben Nina und Kai ihr Freiwilliges Soziales Jahr in der Pressehütte Mutlangen gestartet.
Erste Eindrücke.

Raute

Editorial

Liebe FriedensfreundInnen,

aus Muttangen gibt es großartige Neuigkeiten zu berichten. Mit dem 1. September hat in der Pressehütte eine neue Phase begonnen. Das Tagungshaus am historischen Ort ist zur Wohn- und Arbeitsstätte geworden. Nina Eisenhardt, eine Freiwillige hat im oberen Stockwerk für ihr Soziales Jahr (FSJ) ein Zimmer bezogen. Kai Hagen, ein weiterer Freiwilliger kommt täglich aus Mutlangen zum Arbeiten in die Pressehütte.

Neue Mitarbeiter
Kai und Nina werden auch in der Redaktion des FreiRaum mitmachen. Vorgestellt haben sie sich schon in den letzten Ausgaben. Jetzt erfahren sie über die ersten Aktivitäten. Sie sollen aber nicht nur darüber berichten, sondern werden auch Themen für den FreiRaum aufarbeiten. Dass das FSJ-Projekt jetzt Wirklichkeit wird, verdanken wir auch vielen FreiRaum-Leserinnen.

Diskussionen entfacht
Der Dialog mit Entscheidungsträgern ist in Muttangen schon ein wichtiges Element der Friedensarbeit. Im FreiRaum findet er mit Interviews seinen Platz. Auf das Interview mit Wolfgang Ischinger, gab es kontroverse Reaktionen. Siehe die Randspalte auf Seite 3. Das Interview mit General Naumann in dieser Ausgabe setzt den Dialog mit Menschen fort, die in der Friedensbewegung kritisch gesehen werden. Das Überspringen von Gräben ist ein wichtiges Element auf dem Weg zu Abrüstung und Frieden. Die Bereitschaft hierzu wird die Redaktionsarbeit des FreiRaums weiter prägen.

Basis verbreitern
Damit die notwendigen Diskussionen in unserer Gesellschaft weitergetragen werden, braucht der FreiRaum eine größere Verbreitung. Wir bitten jede LeserIn, uns einen neuen Interessenten zu nennen. Nutzen Sie dazu die Homepage der Pressehütte (www.pressehuette.de) oder rufen Sie uns einfach an (07171 75661).

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang Schlupp-Hauck (wsh)

Raute

Wann feiern wir in Büchel ein Friedensfest?

Die Tage der letzten Atomwaffen in Deutschland sind gezählt. Die Kampagne "unsere zukunft atomwaffenfrei" ist kurz vor ihrem Ziel. Erstmalig seit dem Ende des Kalten Krieges ist in einem Koalitionsvertrag ganz konkret von einem atomwaffenfreien Deutschland die Rede. Diesen Etappensieg dürfen wir feiern.

Die Kampagne startete mit dem Ziel, dass Deutschland bei der Überprüfungskonferenz des Atomwaffensperrvertrages im Jahr 2010 vor den Vereinten Nationen verkündet: "Deutschland ist atomwaffenfrei: Wir haben die nukleare Teilhabe beendet, als einen Schritt zu einer atomwaffenfreien Welt."

Auszüge aus dem Koalitionsvertrag

Wir unterstützen mit Nachdruck die von US-Präsident Obama unterbreiteten Vorschläge für weitgehende neue Abrüstungsinitiativen - einschließlich des Zieles einer nuklearwaffenfreien Welt. Abrüstung und Rüstungskontrolle verstehen wir nicht als einen Verlust an Sicherheit, sondern als zentralen Baustein einer globalen Sicherheitsarchitektur der Zukunft. Wir wollen die Chance nutzen, den globalen Trend neuer Aufrüstungsspiralen umzukehren ... Wir werden uns dafür einsetzen, den Abschluss neuer Abrüstungs- und Rüstungskontrollabkommen international zu unterstützen. Die Überprüfungskonferenz zum Nuklearwaffensperrvertrag im Jahre 2010 wollen wir dafür nutzen, um eine neue Dynamik für vertragsbasierte Regelungen in Gang zu setzen. In diesem Zusammenhang sowie im Zuge der Ausarbeitung eines strategischen Konzeptes der NATO werden wir uns im Bündnis sowie gegenüber den amerikanischen Verbündeten dafür einsetzen, dass die in Deutschland verbliebenen Atomwaffen abgezogen werden.

Xanthe Hall freut sich: "Wir gehen in die entscheidende Phase und haben dabei Rückenwind durch die Vereinbarung im Koalitionsvertrag. Klar ist: wir müssen aktiv bleiben, denn sie alleine ist noch keine. Garantie für die Erfüllung unserer Kampagnenforderungen." Ottfried Nassauer warnt vor unerwarteten Hindernissen. Neue NATO-Mitglieder, wie Polen, Tschechien und Baltische Republiken, könnten zusammen mit unbeweglichen Vertretern der NATO-Bürokratie, aus anti-russischen Motiven darauf drängen, die US-Atomwaffen zu behalten und sie auf ihrem Territorium zu stationieren: "Um nicht politisch verbindliche Zusagen zu brechen, die Washington Moskau 1997 angesichts der ersten NATO-Osterweiterung gab, könnte es als kleineres Übel erscheinen, vorläufig alles beim Alten zu belassen."

Damit aus Worten Taten werden

Paul Russmann erklärt: "Diese Befürchtungen mindern nicht unseren Erfolg. Wir werden nun neben den Kontakten mit deutschen Politikern, Gespräche mit Botschaftern und Friedensorganisationen der osteuropäischen Länder führen." Er wendet sich auch gegen die Kritik von Medienvertretern und Teilen der Bewegung, die Guido Westerwelle mit Häme übergossen, weil er den Abzug der Atomwaffen so wichtig nahm: "Die Kritiker verkennen die Bedeutung der 20 Atombomben in Deutschland. Sie verkennen, das wir jeden weiteren Staat, der sich anmaßt, auch nur eine Atombombe zu beschaffen, als potentielle Gefahr für den Weltfrieden sehen. Der Abzug schafft ein Symbol und Glaubwürdigkeit." Matthias Engelke möchte an dem Tag, an dem die letzte Atombombe Büchel verlässt, zu einem großen gemeinsamen Fest einladen. Der Initiativkreis gegen Atomwaffen und andere Gruppen und Organisationen der Friedensbewegung wollen zusammen mit den Soldaten und der Bevölkerung vor Ort feiern. Er hofft es wird bald sein.

wsh

Raute

Unsere Zukunft atomwaffenfrei

In den Wahlkampf eingemischt

"Ohne Rüstung Leben" hat im Rahmen der Aktion "Ich wähle atomwaffenfrei" 100.000 Postkarten an Bundeskanzlerin Angela Merkel verbreitet. An die Leser der "Ohne Rüstung Leben - Informationen", des FreiRaums und der "tageszeitung". In der Geschäftsstelle wurden über 30.000 Postkarten bestellt. Diese Zahlen belegen den Erfolg der Postkartenaktion für ein atomwaffenfreies Deutschland.

Paul Russmann stellt fest: "Unseren Aktionen und unserer Lobbyarbeit im Rahmen der Kampagne "unsere Zukunft - atomwaffenfrei" ist es zu verdanken, dass die FDP, die Linken, die Grünen und die SPD bereits in ihren Wahlprogrammen den Abzug der letzten 20 US-amerikanischen Atomwaffen aus Deutschland forderten.

Die Bundeskanzlerin selbst hat sich noch nicht geäußert; die Abgeordneten der CDU/CSU verhalten sich abwartend bis ablehnend. Deshalb gab es von der Kampagne eine Straßenaktion vor der CDU Zentrale.

Viel Post für die Kanzlerin

Mutlangens Bürgermeister Seyfried hat sich mit zusammen neun Amtkollegen der CDU an die Bundeskanzlerin gewandt. Alle Unterzeichner sind zugleich Mitglied dervon Hiroshima ausgehenden Initiative "Mayors for Peace" (Bürgermeister für den Frieden). Sie fordern von der Bundeskanzlerin, dass Deutschland atomwaffenfrei wird. Wie Obama soll sie nukleare Abrüstung zur Chefsache machen.

Zu den Mitunterzeichnern gehören die Oberbürgermeister von Bretten, Frankfurt/Oder, Naumburg, Ravensburg, Rheinstetten und die Bürgermeister von Burbach, Schwelm und Lennestadt. Die CDU-Bürgermeister fordern die Kanzlerin auf, die Haltung zu den Atomwaffen in Deutschland zu überdenken, weil:

• die USA die einzige Atommacht sind, die Atombomben auf dem Staatsgebiet anderer Nichtatomwaffenstaaten lagern und diesen zur Verfügung stellen,
• Russland über seine taktischen Atomwaffen erst verhandeln will, wenn keine Atommacht mehr Atomwaffen auf fremden Territorien stationiert hat,
• die Mehrheit der Vertragsstaaten des nuklearen Nichtverbreitungsvertrages die nukleare Teilhabe als nicht vertragskonform betrachtet.

Atomwaffenfreier Koalitionsvertrag

In den nächsten Schritten setzten sich Aktive der Kampagne dafür ein, dass der Abzug der letzten US-amerikanischen Atomwaffen aus Deutschland in den Koalitionsvereinbarungen der neuen Bundesregierung festgeschrieben wird.

Paul Russmann erklärt dazu: "Wir werden den FDP-Vorsitzenden Außenminister Guido Westerwelle an sein Wahlversprechen erinnern." Er schrieb auf abgeordnetenwatch.de: "Wir Liberale wollen eine Außenpolitik, die zu Frieden und Freiheit in der Welt beiträgt. Den neuen Schwung in den Transatlantischen Beziehungen wollen wir für eine aktive Außenpolitik entschlossen nutzen. Dabei setzen wir konsequent auf Abrüstung. Es war stets beste Tradition deutscher Außenpolitik, mit eigenen Abrüstungsinitiativen voranzugehen. Unmittelbar nach der Wahlwollen wir mit unseren Verbündeten in Verhandlungen eintreten, um die in Deutschland stationierten Atomwaffen in der nächsten Legislaturperiode abzuziehen."

Vorschläge für den Koalitionsvertrag wurden im Rahmen der Kampagne an die Verhandlungsführer der FDP geschickt und von den Bürgermeistern an die CDU. Was daraus geworden ist werden Sie aus der Tagespresse erfahren, während Sie diesen FreiRaum lesen.

wsh

Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:
Vor der Rede von Guido Westerwelle in Stuttgart

Raute

Interview mit Klaus Naumann

Der Weg ist noch weit

General a.D. Dr. h.c. Klaus Naumann war Generalinspekteur der Bundeswehr und Vorsitzender des Militärausschusses der NATO. Sein Name findet sich unter den Unterzeichnern der Initiative Global Zero und er ist Mitglied der International Commission on Nuclear Non-Proliferation and Disarmament. Für den FreiRaum sprach mit ihm Wolfgang Schlupp-Hauck.


Warum sind Sie Global Zero beigetreten?

Eines der zentralen Probleme ist, dass wir die Ausweitung der Zahl atomwaffenbesitzender Staaten verhindern müssen. Wir würden sonst einer unheimlich gefährlichen, kaum zu kontrollierenden Welt entgegen gehen. Um die Schwellenländer davon abzubringen, brauchtes eine große Vision. Die beiden Großmächte müssen dahin zurückkehren, wo Ronald Reagan und Michail Gorbatschow schon einmal waren, zur Vision einer Welt ohne Atomwaffen.


Wie will Global Zero nun dazu beitragen?

Der Weg ist sehr lang. Die Schritte zwischen den USA und Russland sind bisher sehr schüchtern. Das ist nicht viel mehr als mit SALT schon einmal vereinbart war. Wir haben noch keine erkennbare Bereitschaft der anderen Nuklearmächte. Ich will vor übertriebenen Hoffnungen warnen, wie ich sie auch im Mutlanger Manifest mit der Vision 2020 gefunden habe. Alle Initiativen die mit Jahreszahlen arbeiten, sind weit von der Wirklichkeit entfernt. Auch bei Global Zero ist das ein Schwachpunkt, hier wird das Ziel 2030 genannt. Wir werden über dieses Datum auf der Global Zero Konferenz Anfang kommenden Jahres in Paris mehr als über alles andere streiten.


Wie stehen Sie zur nuklearen Teilhabe?

Ein völlig ungeklärter Bereich sind die taktischen Atomwaffen Da geht es nicht um die paar Atomwaffen, die in Deutschland sind. Das nutzt gar nichts, wenn man den Abzug jetzt fordert. Wir sollten dies auch nicht tun, ohne eine Gegenforderung an die russische Föderation zu stellen. Dort sind noch ca. 2000 taktische Atomwaffen vorhanden, die Europa treffen könnten. Das macht mir Sorgen. Einige sehen dort die NATO noch als Gegner. Sie glauben die konventionelle Unterlegenheit durch Atomwaffen ausgleichen zu müssen. Das haben wir im Kalten Krieg auch gedacht. Ich muss heute sagen, das war nicht die intelligenteste aller Lösungen. Diese Philosophie, die Gefechtsfeldwaffen als Ausgleich zu betrachten, das bringt einen immer näher an den Rand einer Situation, in der man diese Atomwaffen auch einmaleinsetzt, wenn es zu einem scharfen Konflikt käme. Und das möchte ich verhindern. Ich sehe in den Atomwaffen in Deutschland keinen militärischen Mehrwert, ich sehe in ihnen nur noch ein Verhandlungspfand, um in Europa eine noch stabilere Lage zu schaffen.


Manche Politiker argumentieren, die nukleare Teilhabe sei nötig, um in der Nuklearen Planungsgruppe der NATO mitwirken zu können. Wie sehen Sie das?

Innerhalb der Allianz muss man informiert sein über die nuklearen Potentiale und Pläne der USA, Frankreichs und Großbritanniens. Man muss solange es Atomwaffen gibt das Prinzip der "erweiterten Abschreckung (Extended Deterrence)" beibehalten, aber dazu ist die Stationierung von US-Atomwaffen in Europa nicht zwingend. Wenn sie im Rahmen eines Rüstungskontrollabkommens beseitigt werden, findet man sicher andere Mechanismen.


Was sind die konkreten Schritte die jetzt anstehen?

Ich war beteiligt an der Erarbeitung des Strategischen Konzeptes 1999. Das ist das derzeit noch gültige. Wir haben damals zu den Atomwaffen nichts Neues gesagt, weil die Diskussion damals politisch unerwünscht war. Meine Hoffnung ist, dass man sich jetzt im neuen Konzept auf eine "Sole Purpose"-Verwendung verständigt. Das heißt, dass Nuklearwaffen nur ein einziges Ziel haben dürfen, nämlich einen anderen Staat abzuschrecken Atomwaffen gegen einen NATO-Staat einzusetzen.


Das würde bedeuten den Ersteinsatz aus dem NATO-Konzept heraus zu nehmen?

Nicht unbedingt. "Kein Ersteinsatz" wird oft als das große Heilmittel angesehen. Das denken einige in unserer Kommission jetzt auch. Meine Erfahrungen im Kalten Krieg sagen, dass wir damit keine Sicherheit erreichen. Wir hatten eine deklaratorische "No-First-Use"-Politik der Sowjetunion und wissen heute, dass die Sowjetunion in der ersten Stunde eines von ihr begonnenen Krieges, Atomwaffen eingesetzt hätte. Das ist die Wirklichkeit von "No-First-Use". Dies unterstreicht, Erklärungen ohne Überprüfung sind guter Wille, nur Regelungen die überprüft werden können schaffen Sicherheit.


Ist "Sole Purpose" nicht auch nur eine Erklärung?

Daraus lassen sich Maßnahmen ableiten. Z.B. die getrennte Lagerung von Atomsprengköpfen und landgestützten Trägerraketen. Damit lässt sich eine solche Aussage überprüfen.


Wäre es nicht erfolgversprechender jetzt mit Verhandlungen zur Nuklearwaffenkonvention zu beginnen, als weiter Zeit mit kleinen unvollkommenen Schritten zu vergeuden?

Verhandlungen über eine Konvention enthalten die Hoffnung, dass man weiter kommen würde. Aber Konventionen sind in der Wirklichkeit oft nur hohle Versprechen geblieben. Nehmen Sie als Beispiel die Landminen-Konvention. Sie erreicht ihr Ziel nicht, wenn die größten Produzenten nicht unterschreiben. Das gleiche wäre bei einer Nuklearwaffenkonvention. Da unterschreiben die Habenichtse und die Atomwaffenstaaten nicht.

Bei denen, die die Nuklearwaffenkonvention entwickelt haben steckt wahnsinnig viel Idealismus dahinter, aber in der Wirklichkeit, fürchte ich, bringt uns das nicht voran. In der Zielsetzung sind wir uns alle einig. Das Strittige dürfte sein, wie findet man einen realisierbaren Weg dorthin und erhält gleichzeitig kriegverhindernde Stabilität.

Raute

Umstrittener Dialog: Mit Ischinger reden will nicht jeder

"Unsere Mission: Den Dialog fördern - Kooperationen aufbauen", wählte Ischinger als Motto für die Sicherheitskonferenz. Er nimmt dieses Motto ernst. Ischinger hat dieses Jahr zum ersten Mal einen Beobachter der Friedensbewegung in die Konferenz eingeladen. Er war bereit, an einer Podiumsdiskussion von Attac München über die NATO teilzunehmen; Er kam dort nicht zu Wort. Autonome versperrten den Eingang. Nach dem er den Saat auf Umwegen erreicht hatte, störten die Autonomen mit Trillerpfeifen und Zwischenrufen die Veranstaltung, bis sie abgebrochen wurde. Attac und die Leitung des Eine-Welt-Hauses hatten beschlossen nicht die Polizei zu rufen.


Ungewöhnlicher Link: Von der Sicherheitskonferenz zur Pressehütte

Seit September verweist ein Link auf der Homepage der Münchner Sicherheitskonferenz auf die Homepage der Pressehütte Mutlangen. Anlass für diese unerwartete Verknüpfung ist das FreiRaum-Interview mit dem Koordinator der Sicherheitskonferenz Wolfgang Ischinger. Unter den TOP-News wird auf FreiRaum verwiesen. Wolfgang Ischinger tritt als Mitglied der Initiative Global Zero für eine Welt ohne Atomwaffen ein. "Es ist ihm ernst damit", meinte der Webmaster, als er anfragte, ob er den Link auf die Pressehüttenhomepage setzen könne. In der FreiRaum-Redaktion gingen unterschiedliche Rückmeldungen zu dem Interview ein: "Biete den Kriegstreibern doch keine Plattform - sie finden genügend Platz für ihre Propaganda in der bürgerlichen Presse", kritisierte ein Leser. Ein anderer war ganz begeistert: "Danke für Deine Bemühungen, die diesen Erfolg hatten. Auf solchen Wegen kommt die Friedensbewegung weiter." www.securityconference.de

Was meinen Sie? Schreiben Sie uns.

wsh


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Atomwaffen in Europa: Abziehen oder Modernisieren

Im Moment finden in den USA Haushaltsberatungen statt. 60 Millionen Dollar wurden für die Unterhaltung der 861 Sprengköpfe bewilligt. Das ist der Atombombentyp, der in Europa gelagert wird. Über 65 Millionen Dollar für eine Studie zur Modernisierung dieser Sprengköpfe wird debattiert. Das ist eine der Auseinandersetzungen zwischen einerseits Präsident Obama und seinem Vize Biden, welche die Rolle von Nuklearwaffen reduzieren wollen, und andererseits dem Nuklearwaffenkomplex, der die Rolle so groß wie möglich haften will. Die Befürworter behaupten, die Modernisierung würde in Europa gefordert. Im Hintergrund zu dieser Haushaltsauseinandersetzung steht der Diskussionsprozess um den neuen Nuclear Posture Review. Wenn der Kongress die Finanzierung der Studie ablehnt, wäre die Chance groß, dass diesen Waffen in der neuen Nuklearstrategie der USA keine Rolle mehr zugewiesen wird.


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Nordkorea und Iran: Verschwiegene Wahrheiten

Immer wieder werden Meldungen verbreitet, die Stimmung machen gegen den Iran oder Nordkorea. Bei aller Kritik, die man zu recht an den Führungen dieser Länder haben kann, sind diese Meldungen oft nur die halbe Wahrheit.

Bruce Gagnon, Koordinator des Global Network Against Weapons and Nuclear Power in Space weist daraufhin, dass bei den Meldungen Mitte Oktober, über den Abschuss von fünf Kurzstreckenraketen durch Nordkorea, verschwiegen wird, dass genau zu dieser Zeit ein Manöver der US-Navy und Koreas durchgeführt wird, an der der Flugzeugträger USS George Washington beteiligt ist. Nach den Angriffen auf Afghanistan und Irak, ziehen die nordkoreanischen Militärs einen Überraschungsangriff in ihre Szenarien mit ein. Die Raketen würden so zu einem Zeichen, "wir sind Abwehr bereit".

Ähnlich ist es bei den Meldungen zum Iran. Die Meldungen, es gebe Beweise, dass der Iran an der Atombombe arbeite, beziehen sich auf ein einziges Dokument des US-Geheimdienstes aus der Bush-Aera. Da sind Zweifel angebracht und in der IAEA wird um de Glaubwürdigkeit des Dokuments gestritten. Das wird aber nicht berichtet.

Raute

Raketenabwehr - Obama klappt Schirm nicht völlig zu

[Hinweis der Schattenblick-Redaktion:
Der Beitrag wurde nicht in den Schattenblick übernommen.]

Raute

Obama setzt sein Bemühen für Abrüstung fort: Wie weit ist er?

Am 24. September wurde in New York Geschichte geschrieben. Erstmals seit Bestehen der Vereinten Nationen tagte der Sicherheitsrat unter Leitung des US-Präsidenten nur zu dem Thema Abrüstung und nukleare Nichtverbreitung. Begeisterte Meldungen folgten: "In vier Jahren kein Atombombenmaterial mehr", war im Radio zu hören, "Uno-Sicherheitsrat will Atomwaffen abschaffen" schrieb der Spiegel. Xanthe Hall, Abrüstungsexpertin der IPPNW, analysiert die beim UN-Sicherheitsrat einstimmig angenommene Resolution.

Die Resolution zeigt den Willen der Obama-Administration, mit der Abrüstung weiter voranzukommen. Ausgehend von der Prager Rede Obamas befürwortet die Resolution drei wichtige Maßnahmen:

1. ein frühes Inkrafttreten des Atomteststoppvertrags;
2. die Verhandlungen eines Vertrages zum Verbot der Herstellung von spaltbaren Materialien für Atomwaffen;
3. US-russische Gespräche über ein Abkommen zur Reduzierung von strategischen Atomwaffen.

Es gibt aber keine konkreten Beschlüsse. Es wird lediglich dazu aufgerufen, Maßnahmen zu ergreifen. So einigte man sich nicht auf einen Herstellungstopp für Spaltmaterialien zu Waffenzwecken für alle Atomwaffenstaaten, bis dazu ein Vertrag abgeschlossen wird, weil China es nicht will. Er wäre insbesondere für Südostasien wichtig, weil er das Wettrüsten zwischen Indien und Pakistan aufhalten würde. Indien und Pakistan (und vielleicht auch Israel) sind die einzigen Staaten, die noch Materialien für Atomwaffen herstellen. China will sich die Option dennoch offen halten.

Was fehlt?

In der Prager Rede hat Obama sich für eine Reduzierung der Rolle der Atomwaffen bei den nationalen Sicherheitsstrategien ausgesprochen. Dazu sagte er im Sicherheitsrat nichts. Es gibt keine innovativen Maßnahmen im Bereich Abrüstung wie:

• Die Einrichtung eines Abrüstungsprozesses unter Beteiligung der Atomwaffenstaaten;
• die Einrichtung eines Ausschusses (beispielsweise als Teil der ständigen Abrüstungskonferenz in Genf) zur Abrüstung und Nichtverbreitung;
• Unterstützung für eine größere Effektivität des UN-Sicherheitsrats bei Verstößen gegen den Atomwaffensperrvertrag;
• die Forderung, dass der Rat seine Verpflichtung wahrnimmt und einen Plan zur Abrüstung ausarbeitet.

Stattdessen werden sehr detaillierte Maßnahmen im Bereich Nichtverbreitung und Terrorismusbekämpfung benannt:

• Alle waffenfähigen spaltbaren Materialien sollen weltweit innerhalb von vier Jahren sichergestellt werden;
• Forschungsreaktoren sollen umgebaut werden, so dass sie nur niedrig angereichertes Uran verwenden, um den Zugang zu waffenfähigem Material zu erschweren;
• Multilaterale Kontrollen über die Herstellung und Lieferung von atomaren Brennstoffen sollen vom IAEO-Gouverneursrat verabschiedet werden.

Zu einseitig

Die Resolution legt den Schwerpunkt auf die Verhinderung der Beschaffung von Atomwaffen durch neue Staaten oder Terroristen. Ich finde sie zu einseitig. Obama hatte mehrmals erwähnt, dass es nicht darum gehe, einzelne Staaten heraus zu greifen, sondern "für die Rechte der Staaten einzutreten, die ihre Verantwortungen wahrnehmen". Die Atomwaffenstaaten - einschließlich der USA - haben ihre Vertragsverpflichtungen jedoch ebenfalls nicht eingehalten, weil sie sich weigern, über einen Vertrag zur Abschaffung aller Atomwaffen zu verhandeln.

Gut trotz der Mängel

Die Verabschiedung dieser Resolution bedeutet also noch keine große Veränderung der Atomwaffenpolitik. Sie bestätigt aber, dass die USA wieder multilateral arbeiten. Hinzu kommt die Entscheidung, die Raketenabwehrpläne seines Vorgängers Bush nicht weiter zu verfolgen. Dadurch wird der Weg zu weiteren bilateralen Abrüstungsverhandlungen mit Russland frei macht.

Ein Durchbruch ist die Resolution noch nicht, dennoch ist es richtig, sie positiv zu bewerten.

Xanthe Hall, Abrüstungsexpertin der IPPNW

Raute

B. Obama und A. Ware: Nobelpreise fördern Abrüstung

Die Dringlichkeit der nuklearen Abrüstung machen die diesjährige Auswahl der Nobelpreisträger deutlich. Die Wahl des US-Präsidenten Obama ist umstritten. Er hat noch keine Erfolge auf dem Gebiet der Abrüstung vorzuweisen. Aber sein Einstellungswechsel in Sachen Völkerrecht und Abrüstung gegenüber seinem Vorgänger Bush war dem Komitee, so bedeutend, dass es sich zur Preisverleihung an den Charismatiker entschied. Trotz dieser positiven Seite ist es fraglich, ob es richtig ist, einem Präsidenten der zwei Kriege führt - im Irak und in Afghanistan - diese Ehrung zuzuerkennen. Obama sollte den Preis mehr als Verpflichtung, denn als Auszeichnung betrachten.

Auch beim alternativen Nobelpreis wurde das Thema nukleare Abrüstung aufgegriffen. Die Jury für den Right Livelihood Award, wie er offiziell heißt, ehrt: René Ngongo aus dem Kongo (Klimaschutz), die in Äthiopien tätige Australierin Catherine Hamlin (Bekämpfung von Armutskrankheiten) sowie Alyn Ware aus Neuseeland. (Einsatz für nukleare Abrüstung)

Alyn Ware hat über 25 Jahre in seiner Heimat und im Rahmen der Vereinten Nationen Erziehungsprogramme und Kampagnen zur nuklearen Abrüstung entwickelt. "Wir hoffen, dass sich auf diesem Gebiet mit der Politik von US-Präsident Barack Obama neue Fenster öffnen", meinte Ole von Uexküll. Die Preise sind ein "Weckruf, unsere gemeinsame Zukunft zu sichern".


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Olympische Spiele 2020 in Hiroshima und Nagasaki?

Die im Zweiten Weltkrieg von Atombomben zerstörten japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki wollen Gastgeber der Olympischen Spiele 2020 werden. Die Bekanntgabe der Olympiapläne erfolgte, nachdem Akiba bei einem internationalen Friedensforum in Mexiko-Stadt seine Hoffnung zum Ausdruck gebracht hatte, dass sämtliche Atomwaffen bis 2020 abgeschafft sind und dass Hiroschima und Nagasaki dies als Gastgeber der Olympischen Spiele feiern wollten.

Raute

Spitzensportler und Freizeitradler

In den Pedalen für Gerechtigkeit und Frieden

Politisches und sportliches Engagement liegt im Trend. Vier große friedenspolitische Radsportveranstaltungen gab es diesen Sommer. Zwei Touren von Spitzensportlern und zwei Touren für Freizeitradler. Mit ihren bunten Trikots und Fahnen erregten sie Aufmerksamkeit auf der Strecke für die Sache des Friedens und für Gerechtigkeit.

Die Deutsche Friedensgesellschaft hat mit der Initiierung der Pacemakers-Radtouren einen Treffer gelandet. Es ist ihr gelungen, Sport und politisches Engagement zu verbinden und neue Menschen zu mobilisieren.


Höhenmeter Jagd

Am 20. Juni erprobten die Pacemakers eine neue Form: die Höhenmeterjagd für Frieden und Gerechtigkeit. Im Pfälzer Wald ging es nicht um Kilometer. Gefahren wurde auf die Kalmit, den mit 673 m höchsten Berg des Pfälzerwalds.

Ziel war es zum einen, viele Höhenmeter innerhalb von 18 Stunden zu bewältigen als auch mittels Sponsoren zwei Projekte zu fördern.

Das Jugendzentrum "Centre Jeunes Kamenge" liegt in Burundi, einem der ärmsten Länder der Welt. Es ist in dem jahrelangen Bürgerkrieg ein Zufluchtsort für junge Menschen.

In Sri Lanka unterstützen ausgebildete Friedensfachkräfte der "Nonviolent Peace Force" sowohl kriegsmüde Bürger als auch Aktive in Friedens- und Menschenrechtsorganisationen.

70 Radsportler haben teilgenommen. Von ihnen wurden zwischen 4 Uhr und 22 Uhr annähernd 250.000 Höhenmeter bewältigt. Auf der kurvenreichen Abfahrt wurden dabei Geschwindigkeiten von deutlich über 70 Stundenkilometern erreicht.

"Nach einem Jahr Radrennpause starte ich gerne für diese gute Sache", sagte der 40-jährige Stefan Steinweg, Bahnrad-Olympiasieger und mehrfacher Radweltmeister. Er war beileibe nicht der einzige prominente Radfahrer an diesem Tag. So gelang es im Sportteil der "Rheinpfalz" als Friedensorganisation und mit Inhalten erwähnt zu werden.

Abends um 22 Uhr waren die Beine schwer und der Essenstisch leer. Nach 18 Stunden Radfahren sind 40 Kilo Nudeln, 25 Kilo Sauce, jede Menge Gemüse, 200 Bananen, 20 Kilo Brot, 15 Kilo Käse, 100 Energieriegel, 400 Liter Wasser und 60 Liter koffeinhaltige Limo vertilgt.

6000 Euro wurden für die beiden Projekte erradelt, über das Internet und mittels Sponsorenkarte können weitere Spenden getätigt werden: www.pacemakers.de


Radmarathon

Sechs Wochen später am 1. August sorgten fast 120 Radsportler für eine Rekordbeteiligung beim 5. Pacemakers-Marathon auf dem 335 km langen Rundkurs von Bretten über Heilbronn, Mannheim, Kaiserslautern, Neustadt/Weinstraße nach Bretten.

Der Marathon fand anlässlich der 64. Jahrestage der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki statt. Landschaftlich reizvoll und sportlich anspruchsvoll führte die Strecke durch das Kraichgau, den Naturpark Neckartal-Odenwald, den Pfälzer Wald und die Rheinebene. Immer eskortiert durch die Polizei, die den Pulk wunderbar über alle Kreuzungen und rote Ampeln geleitete. Während der Fahrt wurden die Passanten mit Lautsprecherdurchsagen auf die Veranstaltung und die Forderungen aufmerksam gemacht.

Die Ankunft fand nach genau 15 Stunden Fahrzeit und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 28 km/h auf dem Marktplatz in Bretten statt. Dort erwarteten die Radler heiße Rhythmen mit der t&t Compagnie und ihren Trommlern und Tänzern, traditionelle Lieder der Friedensbewegung gesungen durch örtliche Friedensaktivisten und eine Ansprache von Oberbürgermeister Paul Metzger.

Die Schirmherrschaft hatten in diesem Jahr nicht nur Mitglieder von den Mayors for Peace der Städte an der Strecke, sondern auch Günter Riemer (Präsidentdes württembergischen Radsportverbands), Dr. Klaus Schubert (Präsident des badischen Radsportverbands) und Udo Rudolf (Präsident des Radsportverbands Rheinland-Pfalz) übernommen.

Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck dankte den Pacemakers in einem Grußwort, das in Kaiserslautern verlesen wurde, für ihr Engagement: "Die rheinland-pfälzische Landesregierung befürwortet mit Nachdruck ein atomwaffenfreies Deutschland. Wir halten die nukleare Abrüstung für eine der dringendsten außen- und sicherheitspolitischen Fragen."

Roland Blach


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:
- Stefan Steinweg
- Mannschaftsfoto, in der Mitte Günter Riemer, Präsident des württembergischen Radsportverbandes

Raute

BEILAGE

Sommercamp-Aktionen in Büchel

Auf dem Nato-Luftwaffen-Stützpunkt lauern nicht nur Atomwaffen!/Von Marion Küpker

Vier Wochen lang, vom 13. Juli bis 9. August, gingen kreative Aktionen vom Gaaalischen Dorf, unserem Widerstands-Camp in der Eifel, aus. Es gelang uns, den geregelten Ablauf auf dem Fliegerhorst Büchel zu stören und die Diskussion in der Region um die illegale US-Atomwaffenstationierung, aber auch der dortigen Uranwaffen sowie die Beteiligung Büchels am Krieg in Afghanistan einzuheizen.


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Militärstandort Büchel

Die Luftwaffe verfügte laut einer Bundestagsanfrage am 1. Oktober 2007 über 182 Tornado-IDS-Kampfflugzeuge, wovon der Stützpunkt Büchel mit dem Jagdbombergeschwader 33 das größte Kontingent mit 47 "Tornados IDS" aufweist. Der fliegende Kampfverband JaboG 33 liegt auch bei der Anzahl der Beschäftigten an der Spitze der deutschen Luftwaffe: mit 1.473 beschäftigten Soldatinnen und Soldaten und einem 353 Köpfe zählenden Zivilpersonal. Seine Rolle ist dem Luftangriff zugeordnet, und die Teilnahme an nationalen und Nato-Übungen sowie der Katastrophenschutz gehören zum Auftrag und sind integriert in die Arbeitsteilung der sieben deutschen Luftwaffen-Geschwader. 2013/14 soll ein Teil des JaboG 33 als letztes Geschwader der Luftwaffe auf den "Eurofighter" umgerüstet werden. Die Luftwaffe braucht "Tornados" für bestimmte Funktionen, die für das Waffensystem "Eurofighter" nicht oder nur teilweise vorgesehen sind, z.B. zur. "Unterdrückung der gegnerischen Luftverteidigung", "Bekämpfung von Überwasserstreitkräften" und bemannte "luftgestützte Aufklärung im Einsatzgebiet, und will diese daher über das Jahr 2020 hinaus weiter nutzen. Als Bewaffnung tragen die. "Tornados" in Büchel laut Webseite der Hersteller und der Luftwaffe u.a. "GBU-24", lasergelenkte Präzisionsbomben, und den "Taurus", den modernste Marschflugkörper (Cruise Missiles) der Welt. 2005 wurde die Landebahn in Büchel ausgebaut. und mehrfach wurden die großen "Antonow"-Transportflugzeuge gesichtet. Von einer angeblichen Schließungsgefahr durch einen eventuellen Abzug der dort zusätzlich stationierten Atomwaffen kann sicher keine Rede sein!


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Büchel - größter deutscher Nato-Luftwaffen-Stützpunkt: Wie die Herren der Lüfte zeichnen die "Tornados" elegant Kunststücke an den Himmel. Diese jungen Piloten - die "Creme de la Creme" mit all ihren herausragenden Auszeichnungen bei Flug- und Sportwettbewerben und ihren guten Gehältern - stammen aus einer Region, wo dieser Beruf bei vielen zur Familien-Tradition gehört. Sie sind keine gewöhnlichen Fußsoldaten, sondern fühlen sich als die eigentliche Landessicherung, deren modernste Technik in ihren Händen liegt! Aber es gibt auch die anderen, die für andere Aufgabenbereiche zuständig sind. Unser tägliches Aufeinandertreffen war gemischt vom offensichtlichen Ignorieren, Provozieren, war aber auch von gegenseitiger Achtung und von Humor gekennzeichnet.

Narretei gegen Kriegstreiberei: Und da kamen wir nun immer wieder in Kleinstgruppen "als bunte Narren", um ihnen schon frühmorgens ab 6 Uhr 30 bei Arbeitsantritt mit unserem pinkfarbenen entmilitarisierten Bundeswehrgeländewagen am Haupttor in Morgenmänteln mit Kaffeetassen, Transparenten wie z.B. "Obama, your illegal nukes are here!" oder u.a. der Broschüre "Alternativen zum Militär" der DFG-VK-Gruppe Kiel aufzulauern, um sie über die völkerrechtswidrigen Kriege und alles, was damit zu tun hat, zu informieren. Als die herbeigerufene Polizei zur Personalienfeststellung meist aus Cochem heraneilte, war es bereits wieder 7 Uhr 15 - und damit der Verkehr vorbei.

Frühstück im Camp machten in der Regel die AktivistInnen, die sich morgens zur Mahnwache aufmachten, und die teilten anschließend amüsiert die erfahrenen Reaktionen auf unsere neuesten Transparente mit, und wer von ihnen das meiste Infomaterial los wurde.

Infostände, Flugblattverteilen vor den einschlägigen Supermärkten, Plakatieren, ob für unsere Konzerte und Kundgebung oder sogar für den ökumenischen Gottesdienst, führten zu vielen Kontakten. Unsere Konzerte waren sehr schlecht besucht, u.a. durch die regionalen Parallelveranstaltungen wie das "Nature One" und das "Lott"-Musik-Festival, wo ca. 80.000 junge Menschen ihr Wochenende verbrachten.

Weitere Gründe sind der gesellschaftliche Status, den die Luftwaffe hier hat, und der starke Gegenwind, den Leute erfuhren, wenn sie sich mit uns öffentlich solidarisierten. Mit den Musik-Gruppen "die bandbreite", "rbm655" und "audio injection" sowie unseren Camp-Gitarristen Jan und Toni hatten wir aber trotzdem eine tolle Party.

Die erste angekündigte gewaltfreie Aktion zivilen Ungehorsams, das "Rosen Go-in" fand bereits in der zweiten Camp-Woche statt. An ihr nahmen Mitglieder des Initiativkreises gegen Atomwaffen, der GAAA, eine Person vom Deutschen Friedensrat und eine weitere aus Belgien teil. Die Besonderheit dieser Go-in-Aktion war die Teilnahme des Pfarrers Matthias Engelke, der bereits vor vielen Jahren erklärt hatte, wenn nach der 7. Umrundung des Fliegerhorstes immer noch Atomwaffen da sein sollten, dann wäre auch er zu weitergehenden zivilen Ungehorsams-Aktionen bereit.

Ziel der Aktion war es, den Soldaten auf dem Militärgelände Rosen zu übergeben und sie aufzufordern, das Militärgelände zu verlassen. Unser Motto: Wenn wir Hausfriedensbruch begehen, dann sollen die Soldaten Kriegsbruch begehen! Am Fliegerhorst waren Polizei und Bundeswehr mit viel Personal sehr gut vorbereitet, um ein Eindringen auf jeden Fall zu verhindern. Allerdings rechneten sie nicht mit einem Eindringen in die zum Flugplatz gehörende Kaserne Cochem-Brauheck, wo die Truppenunterkünfte des Jagdbombergeschwaders 33 liegen. Die Aktivisten fuhren mit Autos schnell an das dortige Haupttor heran und drangen in das Gelände ein, bevor es versperrt werden konnte. Dreien, u.a. dem Pfarrer Engelke, droht jetzt ein Verfahren wegen Hausfriedensbruchs. Die regionale Rhein-Zeitung, die fast täglich über unsere Aktionen berichtete, titelte überspitzt: "Aktivisten stürzten Kaserne ins Chaos".

Für die dritte Woche wurde ein Straßentheaterstück gegen die Atomwaffen eingeübt und in den umliegenden Städten Trier, Koblenz, Mainz und Mayen aufgeführt. Aus Trier kam hierdurch sogar ein geläuterter Ex-Soldat ins Camp zu Besuch, der noch 2005 in Büchel stationiert war und seine Erfahrungen mit uns teilte.

Junge Menschen aus der Region kamen durch die Berichterstattung der Medien animiert, gingen aber oft wieder fort (Kulturschock), da sie z.T. sehr konfrontative Aktionen mit den Soldaten wollten oder ihnen die warme Dusche fehlte. Mit vielen netten Besuchern diskutierten wir angeregt, hatten aber auch nachts einmal ungebetene jugendliche Gäste, die uns mit themenbezogenen Stammtischparolen provozieren wollten und einige unserer Transparente und Fahnen stahlen. Da drei dieser "Provokateure" von der Polizei aufgegriffen wurden, kam es hier noch zu einer angenehmen gemeinsamen Aussprache.


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Büchel und der Afghanistankrieg

Auch wenn über die direkte Kriegsbeteiligung in Afghanistan durch das Bücheler JaboG 33, welches sich aus drei Gruppen: der Fliegenden-, Technischen- und Fliegerhorst-Gruppe zusammensetzt, wenig an die Öffentlichkeit dringt, haben wir Hinweise im Internet u.a. auf der Luftwaffen-Webseite gefunden:

Stand By zur Überführung

Unter der Führung von Hauptmann Rolf Stoll, Leiter der Prüfgruppe des JaboG 33, wurden am Samstag, den 31. März 2007, 28 Techniker auf dem Werftvorfeld durch den Kommandeur der Technischen Gruppe, Oberstleutnant Uwe Voyé verabschiedet. Grund war die Überführung von sechs Tornados des Aufklärungsgeschwaders 51 "Immelmann" aus Jagel nach Mazar-e-Sharif, wo sie im Auftrag der ISAF seit dem 15. April Aufklärungsflüge durchführen. Die Überführung der Luftfahrzeuge sollte mittels Luftbetankungen und mit Zwischenlandungen in Sardinien und den Vereinigten Arabischen Emiraten durchgeführt werden. Zu diesem Zweck wurde eine Technikergruppe aus Soldaten des JaboG 33 zusammengestellt, die vorab mit einer Transall, mit einem Stop in Larrisa (Griechenland) nach Hugharda (Ägypten) verlegten. Da die Überführung mittels Luftbetankung erfolgreich war, kamen die Kameraden am Ostersonntag, den 8. April, wieder nach Büchel zurück. Auch wenn sie nicht zum Einsatz kamen, so konnten sie doch viele neue Eindrücke mitbringen.

Im Cochem-Zell-Teil der "Rhein-Zeitung" gab es am 19. Juli 2009 diesen Artikel:

Der Afghanistan-Einsatz aus Sicht eines Bücheler Soldaten

Wenn die Medien über den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr berichten, stehen meistens Soldaten im Mittelpunkt, die Minen entschärfen und Wache außerhalb des Lagers stehen. Doch ohne die Leute von der POL (Petrol, Oil, Lubrificants)-Staffel würde kein Tornado starten. Einer von ihnen ist Arno Steffes, Betriebsstofffeldwebel aus Büchel. Zwei Monate lang war der 34-Jährige im Lager Masar-i-Scharif im Einsatz, lebte auf engstem Raum und in ständiger Angst. Nach seiner Rückkehr hat er der RZ die Erlebnisse seines Auslandseinsatzes geschildert.


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In der vierten Woche ging es verstärkt "frech" zu: Die Clownsarmee trainierte und behinderte anschließend am Hiroshimatag zusammen mit RadfahrerInnen den Verkehr im Kreisel vorm Haupttor, die Ordensleute für den Frieden und Mitglieder des Internationalen Versöhnungsbunds umrundeten den Fliegerhorst, blaue Friedensballons schwammen auf der Mosel gegen den atomaren Untergang, "Flashmob"-Aktionen, beispielsweise "Schlafen gegen Atomwaffen - Träumen vom Weltfrieden" mit Bettzeug am Haupttor, die so plötzlich endeten wie sie begannen, so dass die herbeigerufene Polizei "zu spät" kam, eine "Filmnacht" mitten auf der Verkehrsinsel vor der Fliegerhorst-Zufahrt führte zu ratloser Polizei, die um Eis gebeten wurde, die TeilnehmerInnen der DFG-VK-Fahrrad-Aktionstour "Auf Achse für den Frieden" zeigten uns ein Straßentheaterstück.

Und es gab weitere Inspektions- und Go-in-Aktionen: Die "UN-Blaudrachen-Inspektion" ließ selbstgebastelte Drachen in der Einflugschneise des Jagdbomber-Flugplatzes steigen und das Geschehen auf dem Stützpunkt "beobachten", wobei sich ein Drache über den Zaun losmachte. Einigen vom Bund für Soziale Verteidigung (BSV) und Ban All Nukes generation (BANg) droht jetzt laut Polizei eine Anzeige wegen Störung des Flugverkehrs.

Bei einer weiteren Go-in-Aktion schnitten drei AktivistInnen den Maschendraht am Fliegerhorst Büchel auf, um durch den dahinter liegenden Nato-Draht zu robben. Niemals zuvor hatte sich die GAAA an den Nato-Draht getraut, um jetzt von anderen zu lernen, dass mensch dort mit Handschuhen diesen ganz einfach auseinander halten kann und er überhaupt kein Hindernis darstellt. Am Zaun befestigten sie ein Transparent mit der Aufschrift "Keine Uranwaffen! GBU-24 + TAURUS auch ILLEGAL!", da diese Uranwaffen neben den ca. 20 US-Atombomben (B-61) auch in Büchel stationiert sind: die bunkerbrechende GBU-24 Bombe mit ca. einer halben Tonne Uran und der Taurus-Marschflugkörper mit ca. 250 Kilogramm Uran.

Die belgische Aktivistin Monique D'Hooghe überreichte einem der Feldjäger zwei Broschüren über die gesundheitlichen Folgen von Uranwaffen mit der Bitte, sie an den deutschen und den US-Kommandanten zu übergeben. Nach ihrer Aktion am Nato-Luftwaffenstützpunkt erklärte sie: "In Belgien sind diese völkerrechtswidrigen Uranwaffen seit diesem Jahr per Gesetz verboten. Der irakische Krebsspezialist Dr. Jawad Al-Ali hat die schrecklichen gesundheitlichen Folgen und schweren Fehlbildungen an Neugeborenen in der südirakischen Basra-Region ausführlich dokumentiert. Und auch Italien musste anerkennen, dass die über 200 Krebs-Todesfälle unter den ca. 2000 italienischen Soldaten, die im Kosovo 'aufräumten', mit den von der Nato eingesetzten Uranwaffen zusammenhängen."

Christian Mallas, Mitglied in der DFG-VK-Gruppe Kiel, gegen den laut aktuellem Polizeischreiben jetzt "nur noch" wegen "Landfriedensbruchs" ermittelt wird, ergänzt." Es werden radioaktive Kriege geführt, und kaum jemand merkt es! Die Nürnberger Prozesse verpflichten uns, gegen Kriegsverbrechen Widerstand zu leisten, und es wird Zeit, dass Deutschland das Völkerrecht endlich anerkennt. Mit unserer Aktion wollen wir diesen Sachverhalt bekannt machen!"

Dies war die achte Go-in-Aktion der GAAA am Fliegerhorst seit ihrer Gründung 1996.

Zum ersten Mal erhielten AktivistInnen für solch eine Aktion eine Anzeige wegen "schweren Landfriedensbruchs".


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TAURUS-Marschflugkörper

Der "Taurus, die modernste Abstandswaffe der Welt, wurde im Jahre 2005 durch den deutsch-schwedischen Konzern Taurus Systems GmbH (EADS/LFK-Lenkflugkörpersysteme GmbH [67%] und Saab Bofors Dynamics) fertig entwickelt. Die deutsche Luftwaffe besitzt 600 dieser gefährlichen Marschflugkörper, u.a. in Büchel. Die bunkerbrechende Taurus-Rakete fliegt nach dem Ausklinken vom "Tornado" eigenständig - sie ist vorprogrammiert, kann aber zusätzlich über Satelliten korrigiert werden - unter dem Radar hindurch bis zu 500 Kilometer weiter zum Ziel, wo sie laut Angaben der Luftwaffe vier Meter Stahlbeton durchdringen kann. Um in unterirdische Bunker eindringen zu können, führt sie am Ziel ein sog. High-pop-up-Manöver durch, d.h. sie fliegt senkrecht nach oben, um dann im Sturzflug "effektiv" einzudringen, Um hierzu in der Lage zu sein bedarf es eines Materials mit besonders hoher Dichte, wie es allein Uran oder Wolfram darstellt. Wolfram entzündet sich beim Eindringen aber nicht selbst und wird stumpf. Laut einer Veröffentlichung von Tommy Rödl, Sprecher des bayerischen DFG-VK-Landesverbands, kann der "Taurus" sogar mit einem Atomsprengkopf, z. B. mit einem Mini-nuke-Sprengkopf, bestückt werden. Auch auf die US-Atombomben in Büchel passen Mini-nuke-Atomsprengköpfe vom Typ B-61 11, welche jederzeit unter Geheimhaltung von der zuständigen US-MUNSS Spezialeinheit angebracht werden könnte. Bereits der Einsatz der sog. konventionellen "Taurus"-Waffe, verbunden mit dem in Tschechien geplanten US-"Raketenabwehrsystem", würde die Möglichkeit eines Nato-Angriffskriegs gegen Russland stark erhöhen: Die feindlichen unterirdischen Atomwaffenbunker könnten u.U. So vor dem Gegenangriff zerstört werden. Sehr bedrohlich erscheint dies angesichts der Tatsache, das EADS aktuell auch in Frankreich an der Atomwaffenmodernisierung - den M51 Mini-nuke-Raketen und deren Trägersystem - arbeitet, wenn auch anscheinend nicht direkt am Atomsprengkopf. Allerdings machte der französische Präsident bereits im letzten Jahr das Angebot, "Deutschland auch Atomwaffen zu überlassen, falls dieses gewünscht sei". Frankreich und die USA hängen bereits seit Jahren der befürchteten neuen Nato-Doktrin des "präventiven nuklearen Krieges auch gegen Nichtatomwaffenstaaten im sog. Krieg gegen den Terror" an. Der vorige Präsident Chirac benannte es bereits in seinen Neujahrswünschen 2007: Man müsse nämlich "regionale Mächte" im nuklearen Visier haben. Diese "gestaffelte Abschreckung" soll es Frankreich erlauben. "neuralgische Zentren" ins Herz zu treffen. Als "letzte Warnung" sozusagen. Es gelte, die Abschreckungskapazitäten der "Grande Nation" den neuen "regionalen Bedrohungen" im sog. Krieg gegen den Terror anzupassen. Wir müssen auch hiergegen unseren Widerstand organisieren, da diskutiert wird, diese Doktrin ab 2010 für alle NATO-Mitglied-Staaten geltend zu machen.


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Vernetzungstreffen für die nächste Aktion: Im Vorfeld wurde aufs Camp eingeladen, um über eine Aktion an dem nächsten europäischen Aktionstag gegen Atomwaffen zu diskutieren. Fast alle europäischen Gruppen an den jeweiligen Atomwaffenstandorten haben diesem Aktionstag am Ostersonntag, dem 4. April 2010, genau einen Monat vor der kommenden Atomwaffensperrvertrags-Konferenz in der UN, zugestimmt. Dieser Termin fällt aber auf die Osterfeiertage und damit auch auf den 50. traditionellen Ostermarsch.

Wir diskutierten die Vorstellung einer großen Menschenkette am Standort Büchel, ähnlich wie vor 25 Jahren zu Hochzeiten des Widerstands gegen die Pershing-II-Atomraketen. Natürlich wissen wir, dass unsere Proteste heute gegen Atomwaffen mit dem damaligen Widerstand nicht zu vergleichen sind. Trotzdem wollen wir versuchen, eine größere Aktion am Ostersonntag und möglichst nicht in Konkurrenz zu den regionalen Ostermärschen hinzukriegen, und freuen uns über jede/n, der/die daran mitarbeiten möchte. Geschmückt mit Bildern und Namen der vielen zivilen Opfer ließe sich der Zaun des Nato-Flugplatzes Büchel zu einer "Klagemauer" umfunktionieren. Ob diese Idee in einem größeren Teil der Friedensbewegung Anklang findet, wird sich erst Ende dieses Jahres zeigen.

Ein wichtiger Punkt für unsere politische Diskussion besteht darin, diese letzten 20 US-Atomwaffen in Büchel nicht losgelöst von der Nato-Strategie und auch die Einbindung des Fliegerhorstes Büchel in die heutigen Kriege zu betrachten. Hans Lammerant (Foto unten) von der befreundeten belgischen Organisation Vredesactie berichtete, dass auch sie dort ihren Protest am Anfang allein gegen die Atomwaffen richteten, diesen aber bereits auf die kriegsführende Nato ausgeweitet haben.

Unsere Aktionen endeten am Nagasaki-Tag, dem 9. August mit einer Demonstration und Kundgebung, u.a. mit Elisabeth Bernhard, Trägerin des rheinland-pfälzischen Friedenspreises 2009. Ein Friedenspfahl, gespendet vom Bürgermeister von Mutlangen, wurde am Haupttor gesetzt mit der Aufschrift "Möge Friede auf Erden herrschen".


Marion Küpker ist Koordinatorin der GAAA (Gewaltfreie Aktion Atomwaffen Abschaffen; als Gruppe Mitglied in der DFG-VK) und internationale Koordinatorin gegen Atom- und Uranwaffen der DFG-VK.


Spendenaufruf

Auf der Autobahn Trier-Koblenz geschah das Unglück: Der Anhänger mit Campmaterial an unserem pinkfarbenenen Aktionsmobil schaukelte sich in einer steilen Talabfahrt hoch und schleuderte aus der Bahn. Glück im Unglück: Niemand wurde verletzt! Es entstand allerdings ein Sachschaden von etwa 4000 Euro.

Wir haben bisher auf eMail-Listen unseren Spendenaufruf verbreitet und hoffen zusätzlich über diesen Weg auf viele kleine solidarische Spenden - weil: Technisches wie persönliches Versagen gibt es nicht nur bei Atomkraftwerken... Bitte spendet auf unser Konto: BW-Förderverein für Frieden/Abrüstung e.V., Volksbank in Stuttgart, Konto 563131004, BLZ 60090100, Stichwort (wichtig!): Atomwaffen/Unfall (Spendenbescheinigung möglich)

Ende Beilage

Raute

Auf Achse für den Frieden

Für Frieden und Abrüstung traten auch Freizeitradler im Sommer heftig in die Pedale. Sie beteiligten sich an der 80 km langen Regiotour der Pacemakers und an der Friedensradltour der bayrischen Landesgruppe der Deutschen Friedensgesellschaft (DFG-VK). Sie machten unterwegs Halt zum Protest vor Militäreinrichtungen und für Empfänge in Rathäusern.

Durch die Landkreise Esslingen und Göppingen

In gemütlichem Tempo radelten rund 100 Teilnehmer von der Polizei eskortiert auf den Landstraßen durch Dörfer und Städte. Passanten klatschten Beifall, Autofahrer hupten der Radlertruppe mit dem bunten Fahnenmeer zu.

Bei der Pacemakers Regiotour am 25. Juli ging es von Kirchheim/Teck nach Ebersbach, Althausen, Plochingen, Esslingen, Köngen, Unterensingen, Nürtingen und zurück nach Kirchheim. Zehn Mayors for Peace (Bürgermeister für den Frieden) unterstützten die Radtour für eine atomwaffenfreie Welt. Sie begrüßten die Radler oder traten selbst in die Pedale, wie auch der neue Göppinger Landrat Edgar Wolff und der Nürtinger Bundestagsabgeordnete Rainer Arnold.

Von Ansbach nach Büchel

Am 1. August startete in Ansbach eine dreißigköpfige Radlergruppe. Die Räder wurden wieder geschmückt mit regenbogenfarbenen Pace Fahnen oder blauen mit dem Logo der DFG-VK: zwei Hände, die ein Gewehr zerbrechen. So ging's los. Täglich zwischen 75 und 95 km. Zuerst den Main entlang und über den Spessart, zum Rhein. Dann zur Mosel und zum Abschluss hinauf in die Eifel. Tommy Rödl, DFG-VK-Organisator aus München erklärte: " Mit unserer Radtour treten wir ein für Frieden, Abrüstung und ziviles Europa. Unterwegs machen wir Protestkundgebungen an Militärstandorten der US-Armee und der Bundeswehr, wie z.B. in Katterbach bei Ansbach. Die hier stationierten US-Piloten flogen mit ihren Kampfhubschraubern Angriffe in Falludja. So sind sie beteiligt an Kriegsverbrechen im Irak."

Durch Frankfurt und Wiesbaden wurde die Radlergruppe von der Polizei durch das Verkehrsgewühl geleitet. Das farbige Fahnenmeer sorgte für Aufsehen. In den Innenstädten machten die Radler Halt für eine Performance. Einige tauschten die Radlertrikots mit Uniformen und bewachten als Soldaten Ölfässer. Andere lagen vor ihnen, weiß zugedeckt, als Leichen. Ein Transparent mahnte: "Kein Krieg ist gerecht". Mit den Passanten wurde über die Auslandseinsätze der Bundeswehr diskutiert.

Rast machten die Friedensradler unterwegs immer wieder in den Rathäusern von Orten, die Mitglied von Mayors for Peace sind. Dort wurden sie von den jeweiligen Bürgermeistern oder ihren Vertretern empfangen und bewirtet.

Für eine Welt ohne Atomwaffen

Das Thema Abrüstung der Atomwaffen war ein weiterer Schwerpunkt der Radler. Im Botanischen Garten von Frankfurt, in dem ein Kirschbaum wächst, dessen Ursprung aus dem durch eine Atombombe zerstörtem Hiroshima ist, stellten sie eine Gedenktafel auf. Zum Nagasakitag erreichten die Radler ihren Zielpunkt Büchel, den letzten deutschen Atomwaffenstandort und beteiligten sich an den dortigen Aktionen.

WSH


Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:
Eine Tour für jedermann: Radeltour der DFG-VK Bayern

Raute

Wir gratulieren!

Am 9. September feierten wir die Hochzeit von Wolfgang Schlupp-Hauck und Brigitte Wick. Bürgermeister Seyfried, Mitglied der Mayors for Peace, traute die beiden im Muttanger Rathaus. Hier in Mutlangen hatten sie sich vor 26 Jahren kennen gelernt und waren gute Freunde geworden. Das Friedensengagement in Mutlangen war es, das sie in verschiedenen Rollen zusammengeführt hatte: den angereisten Studenten und Friedenscamper, die ortsansässige Hausfrau und Mutter. Ihre Lebenswege führten sie vor eineinhalb Jahren so zusammen, dass sie ein Paar wurden. Nach der Trauung fuhr sie Volker Nick mit der Fahrradrikscha vom Rathaus zur Pressehütte, die jungen Leute vom Workcamp hatten im Garten ein wunderschönes Fest vorbereitet.

Radfahren spielt für Wolfgang und Brigitte eine große Rolle. Mitihrem Tandem waren sie auf Achse für den Frieden von Ansbach nach Büchel. Nächsten Sommer, wenn Wolfgang sein Sabbatjahr hat, wollen sie mit dem Tandem von Mutlangen bis in den Iran fahren und unterwegs für atomare Abrüstung und gegenseitige Verständigung werben. Wir freuen uns mit den beiden und wünschen ihnen eine gute gemeinsame Zukunft!

Lotte Rodi

Raute

Sommeraktion in Büchel

Vom 13. Juli bis 9. August 2009 fand in Büchel das Sommercamp der "Gewaltfreien Aktion Atomwaffen Abschaffen" (GAAA) statt. Im GAAAlischen Dorf lebten in den ersten Tagen nur eine Handvoll Aktivisten, gegen Ende stieg die Zahl. Zu den Abschlussaktionen kamen 150. Fantasie für Aktionen und eine gute Stimmung herrschten bei den Dauerbewohnern und Tagesgästen.

Die Frage, ob das Ziel, den "geregelten Ablauf zu stören" erreicht wurde, werden die beteiligten Friedensaktivisten anders beantworten, als distanzierte Beobachter oder gar die Bundeswehr. Die örtliche Presse berichtete ausführlich und wohlwollend über das Camp und die Aktionen, auch die Landesschau des SWR sendete einen positiven Fernsehbericht. Hauptsächlich wurde das Camp von Marion Küpker und Carsten Orth organisiert. Sie stellten die Infrastruktur von Gruppenzelten, Komposttoilette, Campingdusche und Gemeinschaftsküche auf. Im GAAlischen Dorf wurde viel diskutiert. Nicht nur über die in Büchel gelagerten Atomwaffen, sondern auch über die Beteiligung der Piloten am Kriegseinsatz in Afghanistan und die in Büchel stationierten Tauruswaffen.

Viele kleine bunte Aktionen

Martin Otto berichtet aus dem Camp: "Wir haben Workshops angeboten, Filme gesehen, rechtliche Fragen besprochen, das Camp mit unseren bunten Transparenten und Fahnen geschmückt, uns in die Diskussion in der Regionalzeitung (Rhein-Zeitung, Ausgabe Mittelmosel) über den Atomwaffenstandort und die pazifistischen Störaktionen eingemischt. Und immer wieder sind wir an das Militärgelände gezogen: Vier Wochen lang mussten Militär und Polizei täglich damit rechnen, dass es zu den von uns angekündigten Aktionen des zivilen Ungehorsams kommen könnte. Nicht selten sahen sich die Feldjäger der Bundeswehr veranlasst, die Polizei herbeizurufen, die dann unsere Personalien feststellte und manchmal unsere Rucksäcke durchsuchte."

Dornige Fragen

Elke Koller erzählt zum "Rosen-Go-In", dass am Haupttor des Fliegerhorstes ein geballtes Polizeiaufgebot das Durchschreiten des Tores verhindert habe, aber es gelang drei Aktivisten um Pfarrer Dr.Matthias Engelke das Kasernengelände bei Brauheck zu betreten, einfach durch das offene Haupttor. Den überraschten Soldaten wurden Rosen überreicht mit der dornigen Frage: Sind Sie ein potentieller Kriegsverbrecher oder ein potentieller Befehlsverweigerer? Denn nur zwischen diesen Optionen können die Soldaten wählen, wenn sie an Atomwaffen eingesetzt werden."

Matthias Engelke meint: "Ich glaube unsere Botschaft mit den Rosen ist angekommen, dass es uns auch um die Soldaten geht, die wir von der Last befreien wollen, Atombomben fliegen zu müssen."

Stimmungsvoller Abschluss

Der Nagasaki-Gedenktag war der Abschluss und Höhepunkt der Sommeraktion. Er wurde mit einer Demonstration mit anschließender Kundgebung begangen. Ein Friedenspfahl, ein Geschenk der Pressehütte und des Mutlanger Bürgermeisters wurde bei der Zufahrt aufgestellt... Mit einer symbolischen Blockade gingen die Aktionen zu Ende.

Mathias Engelke zieht Bilanz: "Uns war bewusst, dass es nicht so viele Menschen werden, wie im letzten Jahr. Dazu fehlte die Mitarbeit des Trägerkreises, dessen Aktive mit Aktionen im Wahlkampf beschäftigt waren. Auch wenn wir nicht viele waren, haben wir es vier Wochen lang geschafft, täglich mit Mahnwachen und fantasievollen Aktionen am Fliegerhorst präsent zu sein. Ich glaube, damit haben wir unsere Ernsthaftigkeit demonstriert und in der Region an Respekt gewonnen."

Nina Eisenhardt


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:
- Am Bücheler Fliegerhorst gab es für die Beteiligten am Rosen-Go-In kein Durchkommen.
- Schlusskundgebung beim Haupttor

Raute

"NACHSPIELE"


Festnahmen 2009
Sechs Festnahmen wegen Haus- oder Landfriedensbruchs hat es bei unseren beiden Go-in-Aktionen während des Büchel-Sommercamps 2009 gegeben. Die Verfahren wegen des Drachensteigen-Lassens in der Einflugschneise des Bücheler Militärflugplatzes wurden eingestellt.

Neuer Strafvorwurf
Was neu ist: Erstmals hatten wir Festnahmen an der Fliegerkaserne in Cochem-Brauheck (drei an der Zahl). Und erstmals werden Festgenommene (ebenfalls drei) des Landfriedensbruchs beschuldigt.

Ermittlungen wegen Aufforderung
Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat gegen die Verantwortlichen der Homepage der GAAA ein Ermittlungsverfahren wegen öffentlicher Aufforderung zu Straftaten (§ 111 StGB) eingeleitet. Bisher gab es eine Vorladung zur Kripo. Ob wieder Hausdurchsuchungen oder die Beschlagnahmung von Computern geplant sind, ist schwer einzuschätzen.

Bilanz
Seit unserem ersten Go-In 1997 hat es somit 63 Festnahmen wegen zivilen Ungehorsams aus Protest gegen die Atomwaffen in Büchel gegeben, dazu kommen über 20 Ingewahrsamnahmen (zur Unterbindung von Straftaten) sowie 48 Strafverfahren, die eingeleitet worden sind, ohne dass die Betroffenen vorher festgenommen worden waren (z. B. auf Grund von Selbstanzeigen oder wegen des Verdachts der Aufforderung zu Straftaten).

Haft
Unterdessen hat es die erste Ladung zum Antritt einer Ersatzfreiheitsstrafe an einen der fünf BelgierInnen gegeben, die wegen des Büchel-Go-In vom 30.8.2008 zu Geldstrafen von je 150 Euro verurteilt worden sind, diese aber bisher nicht bezahlt haben: Tom Cox aus Antwerpen soll ab spätestens 6. Oktober für 14 Tage in den Knast von Koblenz eingesperrt werden.

Raute

Engagiert bis ins Hohe Alter

[Hinweis der Schattenblick-Redaktion:
Der Beitrag wurde nicht in den Schattenblick übernommen.]

Raute

Kinderferienprogramm

Unter Anleitung von Brigitte Schlupp-Wick sägten, feilten und schmirgelten 15 Muttanger Kinder fleißig Specksteine. Wolfgang Schlupp-Hauck erklärte ihnen, wie die Pressehütte ihren Namen bekam. Nina Eisenhardt lehrte die Kinder Papierkraniche zu falten, das japanische Friedenssymbol. "Gibt es so was wieder?" - fragten die Kinder, ehe sie am nächsten Morgen abgeholt wurden. Sie werden zu weiteren Aktivitäten im Rahmen des FSJ eingeladen.


Vortrag im Hochbegabten-Gymnasium

In der ehemaligen Bismarck-Kaserne ist heute das Landesgymnasium für Hochbegabte. Dort hielt Wolfgang Schlupp-Hauck vor den 200 Schülern und ihren Lehrern einen Vortrag über die Geschichte des Campus und die Friedensbewegung. Die Schüler sollen wissen auf welchem geschichtsträchtigen Grund sie leben und lernen. Aus der Begegnung sollen weitere Kooperationen entstehen, weitere Begegnungen mit Zeitzeugen, ein Planspiel zur Atomwaffenkonvention und eine dauerhafte Geschichtswerkstatt.


Aktion bei FDP Wahlkampf Veranstaltung

Kai Hagen machte in Stuttgart mit, bei der Wahlkampfveranstaltung mit Guido Westerwelle, an die Frage der Abschaffung der Atomwaffen zu erinnern und beteiligte sich am Flashmob gegen die Ankündigung einer Laufzeitverlängerung der AKWs.

Nina Eisenhardt

Raute

Aktuelles aus der Pressehütte

Die Freiwilligen sind da

Seit Anfang September wurde der Pressehütte Mutlangen neues Leben eingehaucht. Nina Eisenhardt und Kai Hagen arbeiten seitdem in ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) am historischen Ort.

Ihre friedenspolitische Bildungsarbeit mit dem Schwerpunkt der Atomwaffenabrüstung ist vor allem an Jugendliche gerichtet. So stehen schon die ersten Projektarbeiten zusammen mit Schulen und Konfirmanden vor der Tür. Um das ganze zu finanzieren, sucht die Friedenswerkstatt Paten für das FSJ-Projekt. (Der FreiRaum berichtete.) Eine Benefizveranstaltung hat nun die Kassen weiter aufgefüllt.


Jazz und Kabarett

"Ein Hintern auf der Straße ist kein Argument", zitierte Peter Grohmann die Kritik von Günther Oettinger an dem Mutlanger Blockierer Walter Jens, "ein A.... im Parlament aber auch nicht!", fügte der Stuttgarter Kabarettist dann impulsiv hinzu.

Mit schwarz gefärbtem Humor und bissiger Satire lieferte er den Gästen eine Darbietung, die Terror, Nonsens und Leben in einen Topf brachte. Sein Auftritt war eine der beiden Besonderheiten, die die Pressehütte für ihr Gäste zum 25. Jubiläum am 7. Oktober im Schwäbisch Gmünder Prediger bot. Zusammen mit der Jazzgruppe Swany Feet Warmers sorgte er für die Unterhaltung der Gäste an diesem Abend. Mit ihrer traditionellen Dixie-Musik im New Orleans Stil sorgte die Band für gute Stimmung. Sie überzeugte durch ihr geübtes Zusammenspiel auf der Bühne, das durch unzählige Soloeinlagen, A cappella und Improvisationsmomente seine Höhepunkte fand. Die Benefizidee der Veranstaltung wurde vom Vorsitzenden der Friedenswerkstatt Wolfgang Schlupp-Hauck auf simple Weise erklärt. "Wir machen es wie in der Kirche", erläuterte er begeistert, "man kommt umsonst rein, zahlt aber während der Veranstaltung und wird beim Rausgehen noch einmal angebettelt."


Gute Spenderlaune

Die Gäste haben es mit Humor genommen und waren gerne bereit, für die beiden FSJler der Friedenswerkstatt zu spenden. Diese stellten sich ihren Förderern vor. "Es ist an der Zeit, der Jugend die Augen zu öffnen", sagte Kai Hagen, "und ihr deutlich zu machen, welches nukleare Erbe sie anzutreten hat, wenn sich nichts ändert." Nina Eisenhardt blickte zuversichtlich in die Zukunft und erzählte von den geplanten Aktionsreisen nach Genf und New York.

Wolfgang Schlupp-Hauck hielt fest, dass nach 25 Jahren sich in der Pressehütte Mutlangen ein Generationswechsel anbahnt. Während er selbst damals als Student zum Demonstrieren nach Mutlangen kam, dient die Pressehütte heute wieder Schülern und Studenten als Ausgangspunkt für Workshops und Vorträge rund um Frieden und Gewaltfreiheit.

Für die Verpflegung beim Benefizkonzert wurde als Motto "Fair food and fancy drinks" ausgewählt. Es warteten selbst gemachte Häppchen und Getränke aus fairem Handel auf die Besucher der Veranstaltung.


Unerwartete Verdoppelung

Die Spenden und Einnahmen summierten sich auf 1400 Euro. Die Summe wird, so hat Peter Grohmann versprochen, durch die Stuttgarter Anstifter verdoppelt. Wo findet man sonst einen Künstler, der umsonst auftritt und dann noch Geld mitbringt. Man kann das Benefizkonzert so einen satten Erfolg nennen.

Kai Hagen


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:
- Das FSJ-Team belebt die Pressehütte: Brigitte Schlupp-Wick, Nina Eisenhardt und Kai Hagen
- Peter Grohmann
- Swany Feetwarmers

Raute

Internationales Workcamp

Jugendliche aus Asien und Großbritannien

Zum internationalen Workcamp vom 6.-20. September hatten sich Jugendliche aus Japan, Nordkorea, Großbritannien und Deutschland in der Pressehütte zusammengefunden, um gemeinsam zu arbeiten und jeweils mehr über die verschiedenen Kulturen zu erfahren. Nina Eisenhardt berichtet.

Natur und Frieden

Im ersten Workshopteil mit Silvia Bopp beschäftigten wir uns mit friedlichem Handeln im Einklang mit der Natur und diskutierten, an welchen Stellen der Mensch sich der Natur gegenüber gewalttätig verhält und damit auch Gewalt untereinander auslöst. Parallel dazu begannen wir unsere Arbeiten im Garten um die Pressehütte und mit dem Bau unseres Insektenhotels, das auf der Mutlanger Heide installiert wurde. Diese Art von Hotel war für alle Teilnehmer neu und stieß auf große Begeisterung. "Zu Hause fand ich Insekten immer nur nervig, jetzt sehe ich, dass man sich um sie kümmern muss und sie eine große Arbeit für uns leisten", erzählte Yun aus Südkorea.

Ein weiteres Projekt war die Säuberung der Unkenteiche am Rande der Mutlanger Heide. Die dort lebenden Gelbbauchunken gehören zu den bedrohten Arten und überwintern in drei Tümpeln auf der Heide. Wir haben diese gesäubert und winterfest gemacht. Eine Beschilderung wird noch angebracht werden, um Spaziergänger darauf aufmerksam zu machen und die Tümpel als solche zu erhalten.

Bäume und Frieden

Eine besondere Aufmerksamkeit in diesem Workcamp widmeten wir den Bäumen. Mit der Bedeutung und den Parallelen von Bäumen und Frieden beschäftigten wir uns in einem Workshop von Silvia Bopp und Johanna Chepernich. Für Bäume und Frieden benötigt man als Grundlage einen fruchtbaren Boden, wie zum Beispiel Versöhnung. Zum Gedeihen brauchen beide viel Pflege und Achtsamkeit. Und wenn sie gewachsen sind, dann spenden sie Leben. Außerdem kann man Bäume nur da pflanzen, wo Frieden ist. "So wäre das Pflanzen von Bäumen auf der Mutlanger Heide noch nicht denkbar gewesen, als dort noch Militär stationiert war. Da waren Betonpisten für die Flugzeuge und überall breite Straßen für das Rumkutschieren von den Raketen. Aberjetzt können wir dort Bäume pflanzen!" ermutigte Johanna die Teilnehmer zum Auftakt der Baumpflanzaktion auf der Mutlanger Heide. Es wurde ein großer Gingkobaum gepflanzt, der vom "Kuratorium Baum des Jahres" zum Mahnmal für Umweltschutz und Frieden für dieses Jahrtausend erklärt wurde. Um den Platz vor den beiden ehemaligen Bunkern lebendiger zu gestalten, haben wir dort eine Allee aus zwanzig kleinen Bäumen gepflanzt.

Frieden und Atomwaffen

Auch Atomwaffen, das Kernthema der Pressehütte, kamen nicht zu kurz. In einem Workshop von Nina Eisenhardt erfuhren die Teilnehmer vieles über die Geschichte von Atomwaffen und ihre heutige Verbreitung. Diskutiert wurde darüber, ob Atomwaffen zur Sicherheit und zum Frieden beitragen oder eine Bedrohung von Frieden und Freiheit darstellen. Mit den weiteren Problemen der Nuklearen Kette setzten wir uns auf einer Anti-Atom-Demo in Stuttgart auseinander, auf der wir den Aktivisten von campact & Co halfen, ein Atommüllendlager in der Stuttgarter Innenstadt zu finden. Da wir kläglich gescheitert sind und auch die Leute in der CDU-Parteizentrale den Müll nicht haben wollten, war klar: Die Atommüllproduktion muss gestoppt werden!

Zum Abschluss gab es ein Abschiedsfest mit allen, die in den zwei Wochen das Workcamp begleitet hatten und weiteren Interessierten, in der Pressehütte. Nachdem wir uns reichlich mit Kuchen gestärkt hatten brachen wir zu einem kleinen Spaziergang an die Mutlanger Heide auf, um unsere getane Arbeit vorzustellen.

Nina Eisenhardt


Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:
Vor dem Wildbienenhotel


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Dank allen Helfern und Unterstützern

Benefiz und Workcamp waren nur möglich, weil viele zusammenarbeiteten. Unsere beiden FSJler Kai und Nina. Johanna, die fürs Workcamp aus Bielefeld anreiste. Unterstützt wurden diese von vielen ehrenamtlichen Helfern aus der Pressehütte und der Mutlanger AG Natur und Umwelt beim Bau des Insektenhotels und durch Essensspenden vom Markt, aus der Aura und reichlich Brot, Brötchen und sogar Hefezopf von der Bäckerei Stemmke, sowie der Gemeinde Mutlangen durch finanzielle und ideelle Unterstützung

Brigitte Schlupp-Wick

Raute

Meine Welt. Deine Welt. Eine Welt.

Der Eine-Welt-Laden Gmünd, bei dem Kai wöchentlich im Rahmen des FSJ aushilft, organisierte am 10. Oktober 2009 den Eine Welt Tag. Die Pressehütte präsentierte sich zusammen mit neun weiteren Organisationen und Projekten. Es gab afrikanisches Essen, bunte Stoffe aus Nepal, Holzschnitzereien aus Kenia, Kinder führten orientalische Tänze auf und spannende Vorträge, wie über den Bau von Schulen in indischen Slums, wurden gehalten. Trommler aus Kamerun und Gambia spielten, die in der Flüchtlingsunterkunft Hardt in Schwäbisch Gmünd leben. Die Pressehütte Muttangen machte auf die Aktionen für eine atomwaffenfreie Welt aufmerksam.

Das Highlight des Tages war der Sponsorenlauf in der Innenstadt. Insgesamt wurden 3523 Runden gelaufen, was zusammen über 1930 Kilometer macht. Das eingenommene Geld geht an die Projekte, somit auch ca. 300 an die Pressehütte.

Nina Eisenhardt


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Danke für Ihre Spenden!

Mit Beginn unseres Freiwilligendienstes haben wir an alle Mitglieder und Freunde der Pressehütte einen Brief geschrieben. Unser Dank geht an alle, die darauf zum Überweisungsschein gegriffen haben. Wir haben bisher 30 Spenden zwischen 5,00 und 980,00 Euro eingenommen. Hinzu kommen die Spenden aus dem Benefiz-Konzert. Wenn der Spendenfluss so weiter geht, dann werden die Fixkosten für das FSJ-Projekt bald vollständig gesichert sein. Vielen Dank.


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Pech bei Stiftungsanträgen

Für unsere Aktionsreisen zur UNO nach Genf und New York haben wir bei Stiftungen Anträge gestellt. Alle bisher ohne Erfolg. Dafür müssen wir weiter um Spenden werben müssen.

Kai Hagen

Raute

Sie sind gefragt!

Wann und wie Obama seine Kehrwoche erledigt, wir wissen es nicht. Wir versprechen Ihnen aber, dass wir mit dem FreiRaum weiter wie bisher für eine Welt ohne Atomwaffen und die friedliche Nutzung des Weltraums eintreten. Wir wollen, dass aus Worten Taten werden.

Damit wir Sie weiter kompetent über aktuelle politische Entwicklungen, die Lobbyarbeit der Nichtregierungsorganisationen und die Aktionen der Friedensbewegung informieren zu können, brauchen wir Ihre Unterstützung. Nutzen Sie den Überweisungsträger in diesem FreiRaum, um die Herausgabe und Redaktionsarbeit auf finanziell sichere Beine zu stellen. Spenden Sie.

Wann und wie das letzte Atomkraftwerk in Deutschland abgeschaltet wird, wir wissen es nicht. Im Moment sieht es so aus, dass die neue Bundesregierung den Stromkonzernen gestattet, ihre Atommeiler länger laufen zu lassen. Protestieren wir dagegen und machen wir den Atomausstieg selber.

Nutzen Sie das Umsteigeangebot von Naturstrom in diesem FreiRaum. Wenn Sie selbst schon Ökostrom beziehen - was wir hoffen - dann überzeugen Sie Ihre Nachbarn von diesem Schritt. Für jeden Neukunden erhält der FreiRaum einen Zuschuss von Naturstrom. Werden Sie aktiv.

Wann und wie der nächste FreiRaum erscheint können wir Ihnen sagen. Zu Weihnachten erhalten Sie unsere nächste Ausgabe. Sie erfahren in ihr, was wir vom Neuen Jahr abrüstungspolitisch erwarten können. Nina Eisenhardt, Kai Hagen und Wolfgang Schlupp-Hauck werden von einem Treffen in Stockholm über die Aktivitäten zur Überprüfungskonferenz des nuklearen Nichtverbreitungsvertrages berichten.

• Die GAAA plant ihre Aktionen für das neue Jahr vom 20.11. - 22.11.09 in Trier.
• Die Deutschen Mayors for Peace treffen sich am 27.11.09 in Hannover.
• Der Friedensratschlag tagt am 5. und 6.12.09 in Kassel.

Nutzen Sie die Termine. Mehr Infos auf unserer Homepage. Bringen Sie Ihre Ideen ein.

Raute

Impressum

FreiRaum.
Für eine Welt ohne Atom- und Uranwaffen.
Für die friedliche Nutzung des Weltraums.

Erscheint vierteljährlich

Auflage: 1500

Herausgeber:
Gewaltfreie Aktion Atomwaffen Abschaffen GAAA
c/o Marion Küpker
Beckstr. 14
20357 Hamburg
Tel. 040 - 430 73 32
www.gaaa.org
mariongaaa@gmx.de
Bürozeiten: Wochentags 10.00 - 13.00 Uhr

Pressehütte Mutlangen
Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen e.V.
Forststraße 3, 73557 Mutlangen
Tel./Fax: 07171 - 75 661
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post@pressehuette.de

Einzelheft: 3.- € plus Porto

Jahresabonnement: 12.- €

Für Mitglieder der Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen e.V. und der
Friedenswerkstatt Mutlangen e.V. ist der Bezug im Mitgliedsbeitrag enthalten.

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BLZ: 43060967

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Friedens- und Begegnungsstätte - FreiRaum
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für steuerabzugsfähige Spenden:
Friedenswerkstatt Mutlangen e.V.
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BLZ 614 500 50, Konto: 800 268 499
Stichwort: Spende FreiRaum
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Quelle:
FreiRaum Nr. 3 - November 2009
www.pressehuette.de
www.gaaa.org
www.uranwaffenkonferenz.de
www.atomwaffenfrei.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. November 2009