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AUFBAU/541: Kampf um die Frühpensionierung


aufbau Nr. 94, September/Oktober 2018
klassenkampf - frauenkampf - kommunismus

Kampf um die Frühpensionierung


ARBEITSKAMPF Der Landesmantelvertrag auf dem Bau läuft Ende 2018 aus Am 23. Juni fand in Zürich eine grosse Demonstration statt - eine Demo mit Bedeutung für die gegenwärtige, branchenübergreifende Klassenkampfsituation.


(az) Der Landesmantelvertrag regelt schweizweit Löhne und Arbeitsbedingungen auf dem Bau. Eine Besonderheit auf den Baustellen ist der flexible Altersrücktritt (FAR). Er ist eine unbestreitbare Notwendigkeit: Ab 50 Jahren haben viele Bauarbeiter gesundheitliche Probleme - bis hin zur Arbeitsunfähigkeit. Traditionell finden in den Monaten vor den Verhandlungen der Baumeister mit den Gewerkschaften jene Demonstrationen statt, welche die Gewerkschaft Unia mit finanziellem Aufwand zum öffentlichen Machtmittel zu stilisieren versucht. Gemäss der gewerkschaftlichen Zeitung "Work" waren 18.000 Menschen an der Demonstration vom 23. Juni in Zürich beteiligt, es wird vom grössten Arbeiterprotest seit hundert Jahren gesprochen. Auch wenn diese Zahl sehr hoch gegriffen erscheint, so ist die Unzufriedenheit auf dem Bau doch gross. Von 20.000 Bauarbeitern stimmten 93,1 Prozent für einen Streik im Fall, dass die Baumeister kein Entgegenkommen signalisieren würden. Gefordert wird ein verbesserter Landesmantelvertrag, eine Lohnerhöhung von 150 Franken sowie Massnahmen gegen Lohndumping, ein omnipräsentes Thema auf schweizerischen Baustellen.


Digitales Werkzeug für den Klassenkampf von oben

Obwohl vieles wie oft von den Gewerkschaften inszeniert wirkt: Die Baubranche bleibt der kämpferischste Teil der ArbeiterInnenbewegung in der Schweiz. Wenn die Baumeister heute damit drohen, die 2002 im Kampf errungene Frühpensionierung zurückzunehmen, dann ist das nicht nur arrogant wie gewohnt, sondern in erster Linie ein häufig genutztes taktisches Mittel um alle anderen gewerkschaftlichen Forderungen vom Tisch zu fegen. Es lohnt sich, das Geschehen und das Klassenverhältnis auf dem Bau zu beobachten, auch wenn man selber nicht in dieser Branche tätig ist.

Denn die Digitalisierung - die zunächst nicht viel mit der Baubranche zu tun haben scheint - hat ein neues Zeitalter der Flexibilisierung und Verschlechterungen der Arbeitsverhältnisse eingeläutet. Dafür werden Arbeitsgesetze verschlechtert und als neuer Standard für die branchenübergreifend werktätige Klasse installiert. Im gleichen Zuge versuchen Firmen, ihre Arbeitsbedingungen nach unten anzupassen. Dies auch dann, wenn sie selber kaum etwas mit Digitalisierung am Hut haben. Klassenkampf von unten und Klassensolidarität sind darum in dieser Zeit wichtig. Gerade weil diese Zeit für die ArbeiterInnenbewegung als eine sehr defensive Phase beschrieben werden muss.

Wie sich die BauarbeiterInnen in dieser Situation verhalten, kann also der gesamten werktätigen Klasse Orientierung bieten. Entscheiden sie sich tatsächlich für Kampf und Streik - mit dem sie 2002 äusserst erfolgreich die Frühpensionierung erkämpften? Es deutet mehr darauf hin als auch schon.

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Redaktion

Revolutionärer Aufbau Basel (rabs), Revolutionärer Aufbau Winterthur (raw), Gruppe politischer Widerstand Zürich (gpw), Gruppe Arbeitskampf Zürich (az), Arbeitsgruppe Antifa Basel (agafbs), Arbeitsgruppe Antifa Zürich (agafz), Arbeitsgruppe Klassenkampf Basel (agkkbs), Arbeitsgruppe Klassenkampf Zürich (agkkz), Arbeitskreis ArbeiterInnenkämpfe (akak), Arbeitskreis Frauenkampf (akfk), Frauen-Arbeitsgruppe (agf), Frauenkollektiv (fk), Rote Hilfe International (rhi), Arbeitsgruppe Jugend Zürich (agj)

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Quelle:
aufbau Nr. 94, September/Oktober 2018, Seite 3
HerausgeberInnen:
Revolutionärer Aufbau Zürich, Postfach 8663, 8036 Zürich
Revolutionärer Aufbau Basel, basel@aufbau.org
Revolutionärer Aufbau Winterthur, winterthur@aufbau.org
Redaktion und Vertrieb Schweiz
aufbau, Postfach 8663, 8036 Zürich
E-Mail: info@aufbau.org
Internet: www.aufbau.org
 
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Oktober 2018

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