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AUFBAU/271: Internationale Organisierung


aufbau Nr. 62, September/Oktober 2010
klassenkampf - frauenkampf - kommunismus

Internationale Organisierung


ROTE HILFE INTERNATIONAL - In Zeiten der sich verschärfenden Krise sollen ungebrochene revolutionäre Gefangene nicht in die Bewegungen entlassen werden. Erst mit der Globalisierung ist es der Repression möglich, weltweit die Gefängnistore verschlossen zu haften. Unsere Antwort: internationale Organisierung jetzt erst recht!


(rhi) Mit der allgemeinen Globalisierung ging auch die Globalisierung der Konterrevolution einher. Internationale Gesetze, Antiterrorlisten, gemeinsame Staatsschutzprojekte und Prozesse sind dazu nur einige Stichworte. Eine für uns fassbare Erfahrung ist der international koordinierte Angriff gegen ein revolutionäres, kommunistisches Projekt (1) in Italien, weil in diesem Rahmen auch Verfahren mit Hausdurchsuchungen und teilweise längerer Haft in Belgien und in der Schweiz durchgeführt wurden. Diese sind noch nicht abgeschlossen, auch wenn die italienischen Genossinnen bereits verurteilt sind. Die internationale Zusammenarbeit erlaubt es der Repression in den verschiedenen Ländern, verschiedene Erfahrungen zu sammeln und diese dann in den eigenen Ländern entsprechend umzusetzen. Die Globalisierung der Konterrevolution und deren Vernetzung auf dem internationalen Parkett erleichtert deren präventiven Charakter.


Internationalismus in der Antirepression

Die Antwort auf diese Globalisierung kann nur eine internationalen Organisierung im Bereich Rote Hilfe sein. Dabei kann man auf das Vorbild Komintern zurückgreifen. Damals war die Rote Hilfe Teil einer allgemeinen internationalen Organisierung der kommunistischen Parteien. Beim heutigen Projekt des Aufbaus einer internationalen Roten Hilfe geht es darum, die revolutionäre Seite insgesamt einzubeziehen, sich also auf fortschrittlichen, befreiungskämpferischen Antiimperialismus, klassenkämpferische militante oder bewaffnet kämpfende Strukturen oder Parteien zu beziehen und mit revolutionären anarchistische Kräften zusammen konkrete Aktionseinheiten einzugehen.

Es ist also klar, dass der Kampf gegen die Konterrevolution von den verschiedenen politischen Richtungen revolutionärer Kräfte gemeinsam geführt werden muss, weil die Konterrevolution alle gleichermassen trifft. Diese Position musste im Gründungsprozess konkret erkämpft werden.


Internationale Klassensolidarität aufbauen - Kapitalismus zerschlagen

Unter dieser Parole stellte sich seit 2000 ein internationaler Zusammenschluss revolutionärer Kräfte, um eine Rote Hilfe International aufzubauen. Es fanden jährlich und später halbjährlich Arbeitskonferenzen statt, auf denen zunächst versucht werden musste, die verschiedenen Interessen der beteiligten Organisationen, die sich aus der unterschiedlichen Geschichte, politischen Ausrichtung und unterschiedlichen Organisationsmodellen und Kampfkulturen in verschiedenen Ländern zwangsläufig ergaben, unter einen Hut zu bringen. Unter diesen "Hut" bringen, heisst auch, die Ungleichzeitigkeit der Klassenkämpfe, der revolutionären Kräfte und der darauf reagierenden Konterrevolution analysieren und im Aufbauprozess richtig einzuordnen. Der "Hut" musste unseres Erachtens im oben erwähnten Grundsatz bestehen, dass im Kampf gegen die Repression die individuellen Interessen aller beteiligten Kräfte sich dem gemeinsamen Interesse einer wirksamen internationalen Klassensolidarität unterordnen müssen.

Nachdem dieser Punkt geklärt war, konnte mit einer laufenden Analyse der Konterrevolution in den verschiedenen Ländern begonnen und schliesslich eine gemeinsame Broschüre (2) herausgegeben werden. Sie wird laufend aktualisiert. Diese Arbeit ist eine der gemeinsamen Grundlagen, da durch die konkrete Zusammenarbeit militanter Kräfte in den verschiedenen Ländern auch auf die konkreten Erfahrungen mit der Konterrevolution zurückgegriffen werden kann. Die Globalisierung der Konterrevolution und deren Vernetzung erleichtert ihren präventiven Charakter. Anderseits aber eröffnet dies auch den revolutionären Kräfte ihrerseits aus den gemachten Erfahrungen anderer zu lernen und somit Fehler zu vermeiden. Zudem ist für alle klar: es ist keine akademische Fragestellung die uns zu dieser Arbeit motiviert, sondern die gemeinsame Erarbeitung eines Kampfinstrumentes, das den Kampf um Perspektive schützen soll.

Ein spezieller Höhepunkt in diesem Bereich war das Seminar in Mailand vom 26./27. Juni 2010, bei dem es einerseits um die kollektive Auswertung des über weite Strecken gemeinsam geführten politischen Prozesses in Mailand gegen die PCP-m, den gesammelten Erfahrungen politischer Prozesse in Deutschland, Belgien, Spanien und der Schweiz ging, wie aber auch Bestimmung und internationale Vernetzung bei zukünftigen politischen Prozessen.

In verschiedenen konkreten Kampagnen der RHI konnte die erkämpfte Position immer wieder in die Praxis umgesetzt werden. Auf der Gegenseite kam es zum Verbot der RHI in Spanien, wo sie als terroristisch eingestuft wird. Im Prozess von Mailand tauchte die Solidarität in einem speziellen Dossier der Staatsanwaltschaft auf.


Getrennt marschieren, vereint schlagen!

Aktuell zeigt sich die grosse Bedeutung dieser Position in der zur Zeit beginnenden Kampagne Langzeitgefangene/Marco Camenisch (3), in der das Problem der ungebrochenen Langzeitgefangenen, die auch nach Ablauf ihrer Strafen nicht mehr herausgelassen werden, international thematisiert wird, sowie bei der Solidaritätsarbeit mit den drei italienischen AnarchistInnen, Silvia, Costa und Billy, die im Frühjahr in der Schweiz verhaftet wurden. Nur so ist es möglich, dass zum Beispiel KommunistInnen und AnarchistInnen in der Dialektik Revolution-Konterrevolution solidarisch zusammenarbeiten, auch wenn sie sonst das Heu nicht auf der gleichen Bühne haben. Ideologische Auseinandersetzungen haben auf vielen Gebieten ihren berechtigten Platz, in der konkreten Praxis im Rahmen der Dialektik Revolution! Konterrevolution treten sie zurück. Was nicht heisst, dass die jeweils Betroffenen den Gerichtssaal oder den Knast als "Bühne für ihre politischen Projekte" verzichten sollen: im Gegenteil!


(1) 12.2.07 gegen die PCP-m
(2) SI 1: "Die neue Qualität der präventiven Konterrevolution in den imperialistischen Zentren"
(3) siehe dazu www.rhi-sri.org


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Redaktion

Revolutionärer Aufbau Basel (rabs), Revolutionärer Aufbau Bern (rab), Revolutionärer Aufbau Winterthur (raw), Gruppe politischer Widerstand Zürich (gpw), Gruppe Arbeitskampf Zürich (az), Arbeitsgruppe Antifa Basel (agafb), Arbeitsgruppe Antifa Zürich (agafz), Arbeitsgruppe Klassenkampf Basel (agkkb), Arbeitsgruppe Klassenkampf Zürich (agkkz), Arbeitskreis ArbeiterInnenkämpfe (akak), Arbeitskreis Frauenkampf (akfk), Frauen-Arbeitsgruppe (agf), Arbeitsgruppe Winterthur (agw), Rote Hilfe - AG Anti-Rep (rh-ar), Arbeitsgruppe Jugend (agi), Kulturredaktion (kur)


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Quelle:
aufbau Nr. 62, September/Oktober 2010, S. 9
HerausgeberInnen:
Revolutionärer Aufbau Zürich, Postfach 8663, 8036 Zürich
Revolutionärer Aufbau Basel, Postfach 348, 4007 Basel
Revolutionärer Aufbau Bern, Postfach 87, 3174 Thörishaus
Revolutionärer Aufbau Winterthur, winterthur@aufbau.ch
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aufbau, Postfach 8663, 8036 Zürich
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Oktober 2010