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AUFBAU/237: Honduras - Terror gegen den Widerstand


aufbau Nr. 59, Dezember/Januar 2010
klassenkampf - frauenkampf - kommunismus

Honduras - Terror gegen den Widerstand

IMPERIALISMUS - Hinter dem Putsch in Honduras stehen nicht zuletzt die Interessen der US-Multis. Der breite Widerstand wird durch private und staatliche Schergen terrorisiert.


(rabs) Seit dem gewaltsamen Putsch durch die Militärs am 28. Juni terrorisiert das von Roberto Micheletti geführte Regime systematisch die oppositionelle Bevölkerung. Folter, körperliche und sexuelle Misshandlungen sind an der Tagesordnung. Im Visier der staatlichen und privaten Schergen sind immer mehr auch Frauen aus dem Widerstand. Mit einem offenen Brief fordern Ende September 175 Menschenrechtsvertreterinnen die US-Aussenministerin Hillary Clinton auf, die Gewalt in Honduras zu verurteilen(1). Diesem berechtigten Ansinnen wird Frau Clinton wohl kaum nachkommen. Gerade in Honduras wird sie ihrem Ruf als aussenpolitische Hardlinerin mehr als gerecht. Sie unterhält engste Beziehungen zum wichtigsten Lobbyisten für das Putsch-Regime, Lanny Davis. Der ehemalige Studienkollege und Berater beider Clintons arbeitet derzeit im Auftrag der honduranischen Bourgeoisie, dem Latin American Business Council, für die Anerkennung der Putschisten durch das Weisse Haus.


US-Militärs und Multis stützen das Putsch-Regime

Die Interessen des US-Imperialismus in Honduras sind vielschichtig. Hier liegt der wichtigste US-Militärstützpunkt in der Region, die Coronel Enrique Soto Cano Air Base. Über diese Militärbasis unterstützten die USA seinerzeit die verbrecherischen Contras in Nicaragua. Mit der auch nach dem Staatsstreich anhaltenden Unterstützung der honduranischen Armee unterstützt die USA das Putschisten-Regime Michelettis unzweideutig.

Hinter dieser Unterstützung des Putschistenregimes liegen aber auch ganz handfeste ökonomische Interessen des US-Kapitals. Der Grund für den Putsch gegen Zelaya war bekanntlich sein Wandel vom neoliberalen Hoffnungsträger zum fortschrittlichen Präsidenten, der den Mindestlohn von 126 auf 202 Euro erhöhte. Dagegen haben sich die amerikanischen Multis Dole Food und Chiquita im wahrsten Sinne des Wortes mit allen Mitteln gewehrt. Insbesondere Chiquita, besser bekannt unter seinem alten Namen United Fruit Company, kann auf einen reichen Erfahrungsschatz in Staatsstreichen und Terror gegen die Bevölkerung zurück blicken.


Söldner schützen die honduranische Bourgeoisie

Auch in Honduras ist der Krieg gegen die Bevölkerung teilweise privatisiert worden. Laut einem UNO-Bericht sollen in Honduras kolumbianische Söldner der faschistischen AUC (Autodefensas Unidas de Colombia) aus Kolumbien die Putschisten bei der Repression gegen den Widerstand unterstützen. Dem katholischen Geistlichen Andres Tamayo liegen zudem konkrete Informationen vor, dass sich auch Söldner aus mittelamerikanischen Staaten und aus Israel im Land tummeln.(2) Aufhorchen lässt die Nennung von Israel, das mit seinem Geheimdienst Mossad über einen technologisch hochspezialisierten und absolut skrupellosen Dienst verfügt.

Als Schlüsselfigur nannte die ehemalige honduranische Aussenministerin Patricia Rodas den in Honduras ansässigen Israeli Yehuda Leitner, der als "Sicherheitsingenieur" die Firmen www.alfcom.hn und www.interseg.hn betreibt. Leitner beschreibt die Interseg selber als in Honduras führende Firma in Sachen "integraler Sicherheit". Dieser Sicherheitsbegriff ist sehr dehnungsfähig, darunter fällt offensichtlich auch der im September durchgeführte Gas- und Schallangriff auf die brasilianische Botschaft. Die dabei verwendete Schallkanone und das Pfeffergas soll laut Patricia Rodas Jehuda Leitner geliefert haben, dem enge Verbindungen zum Putschisten-Regime Michelettis nachgesagt werden. Ins Auge sticht auch ein weiterer Dienst, den die Interseg anbietet: Die Ausbildung von Sicherheitspersonal. Auf diesem Gebiet kann Leitner auf langjährige Erfahrungen zurück blicken. Früher arbeitete er für die israelische Firma ISDS, die in den 80er Jahren "Anti-Terror-Einheiten" und Todesschwadronen in Honduras und Guatemala ausbildete.


Heute Honduras, morgen?

Die offensichtliche Verwicklung des US-Militärs und Teilen des US-Kapital in den Putsch von Honduras zeigt eines klar: Der US-Imperialismus wird keine Gelegenheit ungenutzt lassen, fortschrittliche Regierungen, die seine Interessen tangieren, zu Fall zu bringen. Der Wahl der Mittel sind keine Grenzen gesetzt, sie reichen vom offenen Krieg über verdeckte Sabotage bis hin zum Putsch. Entgegen der Darstellung in den hiesigen Medien handelt es sich beim entschlossenen Widerstand von Präsident Chavez gegen das US-Militärabkommen mit Kolumbien also keineswegs um eine hysterische Reaktion. Und, last but not least, ein wenig mehr Reaktion seitens der europäischen Linken gegen das Putschisten-Regime in Honduras wäre durchaus angesagt, ganz im Sinne des guten, alten proletarischen Internationalismus.


Anmerkungen:
(1) Clinton gefordert. www.amerika21.de vom 26.11.09
(2) Kolumbianische Söldner in Honduras? Deutsche Welle 14.10.09


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Redaktion

Revolutionärer Aufbau Basel (rabs), Revolutionärer Aufbau Bern (rab), Revolutionärer Aufbau Winterthur (raw), Gruppe politischer Widerstand Zürich (gpw), Gruppe Arbeitskampf Zürich (az), Arbeitsgruppe Antifa Basel (agafb), Arbeitsgruppe Antifa Zürich (agafz), Arbeitsgruppe Klassenkampf Basel (agkkb), Arbeitsgruppe Klassenkampf Zürich (agkkz), Arbeitskreis ArbeiterInnenkämpfe (akak), Arbeitskreis Frauenkampf (akfk), Frauen-Arbeitsgruppe (agf), Arbeitsgruppe Winterthur (agw), Rote Hilfe - AG Anti-Rep (rh-ar), Kulturredaktion (kur)


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Quelle:
aufbau Nr. 59, Dezember/Januar 2010, Seite 4
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Dezember 2009