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WISSENSDURST/054: Plastik - warum kein Glas? ... (SB)


Ben und Stefan - Buntstiftzeichnung: © by Schattenblick

Grafik: © by Schattenblick

Stefan und Ben hockten etwas lustlos über ihren Hausaufgaben, die sie lieber gemeinsam erledigen wollten, nach dem Motto 'geteiltes Leid ist halbes Leid'. Stefans Mutter hatte ihnen Kekse und Cola hingestellt. Mit ihrem derzeitigen Lieblingsgetränk löschten sie ihren Durst. Als Ben die Flasche in der Hand hielt, betrachtete er sie genau und schüttelte den Kopf.

Stefan: "Was hast du? Stimmt etwas mit der Flasche nicht?"

Ben: "Die ist in Ordnung, heil und voll, aber aus Plastik. Ich frage mich nur gerade, seit wann es eigentlich die Plastikflaschen gibt?"

Stefan: "Ah, ich weiß worauf du hinaus willst, auf die Plastikmüllberge an Land und im Meer, die zum großen Teil aus Plastikflaschen bestehen. Hab' ich 's getroffen?"

Ben: "Klar, das ist ja nicht schwer, da wir uns schon ziemlich lange mit der Geschichte des Plastiks und des Plastikmülls beschäftigen."

Stefan: "So viel ich weiß - und das weiß ich von meiner Oma - wurden früher, damit meint sie die Zeit Anfang 1900 bis in die 1950er, 60iger und sogar die 70iger Jahre, Getränke stets in Glasflaschen gefüllt. Man zahlte eine kleine Pfandgebühr, die im Preis inbegriffen war und erhielt diesen Betrag bei der Rückgabe der leeren Flasche vom Händler zurück. Von dort wanderte das Flaschengut in die Reinigungs- und Abfüllanlagen der Getränkefirmen, um wieder befüllt zu werden. So, ich glaube ich habe es einigermaßen korrekt zusammengefasst."

Ben: "Das hört sich doch sehr gut an, also hatte es sich quasi um ein Kreislaufsystem gehandelt. Rohstoffe hat das mit Sicherheit gespart. Dennoch hat es für so große Getränkefirmen wie beispielsweise Coca Cola einen Grund gegeben, von der Glasflasche irgendwann zur Plastikflasche zu wechseln."

Stefan: "Ja, und das ist um so merkwürdiger, als dass dieses Pfandsystem auch in den USA wunderbar funktioniert hat. Die Umweltbelastung war gering und der Ressourcenverbrauch ebenfalls. Da ist die Frage schon berechtigt, warum so ein gutes System gegen ein so schädliches ausgetauscht wurde."

Ben: "Genau. Und wie bekommen wir den Grund dafür heraus?"

Stefan: "Plastikflaschen oder PET-Flaschen, wie sie eigentlich heißen, sind viel leichter als Glasflaschen und vielleicht verursachen sie auch weniger Kosten bei ihrer Herstellung und beim Transport, das wäre doch denkbar?"


Eine durchsichtige mit Wasser gefüllte Plastik, bzw. PET-Flasche - Foto: © 2019 by Schattenblick

Eine PET-Flasche
Foto: © 2019 by Schattenblick


Ben: "Dann müssten wir aber davon ausgehen, dass damals niemand von den gesundheitsschädigenden Nebeneffekten der PET-Flaschen wusste oder von den zu erwartenden Plastikmüllbergen - oh, ich habe eine Idee, neulich beim Abendessen hat mein Vater von einem Bericht erzählt, wo es genau um die Plastikflaschen ging. Nicht nur um die gesundheitlichen Bedenken, die wir ja bereits untersucht haben, sondern überhaupt um den Wechsel von Mehrwegglasflaschen zu Mehrweg-PET-Flaschen bis hin zu den Plastik-Einweg- oder besser -wegwerfflaschen. Wir fragen ihn, ob er noch genaueres darüber weiß."

Stefan: "Gute Idee, ist er schon von der Arbeit zurück?"

Ben: "Ich rufe ihn kurz an, Moment mal: Hallo Papa, bist du schon zuhause? Wir wollen dich etwas Wichtiges fragen. Dürfen wir kommen?"

Vater: "Klar, verrate mir doch worum es geht?"

Ben: "Um die Plastikflasche und den Bericht, den du neulich Abend erwähnt hast."

Vater: "Ach so, ja, dann bis gleich."

Die beiden ließen ihre Hausaufgaben liegen, polterten die Treppe hinunter, warfen Stefans Mutter ein fröhliches 'Bis gleich' zu und radelten los. Im Haus von Ben angekommen suchten sie das Arbeitszimmer von Bens Vater auf.

Vater: "Hallo, ihr beiden, wo brennt 's denn? Was ist denn so wichtig?"

Ben: "Wir verstehen nicht ganz, warum von dem eigentlich gut funktionierenden Glasflaschen-Mehrwegsystem, also dem Pfandsystem, auf Plastikflaschen gewechselt wurde."

Vater: "Na, ihr habt doch selbst schon viel über die Erfindung von Kunststoffen, kurz von Plastik herausgefunden. Der Vorteil von Plastikflaschen, der stets zuerst genannt wird, ist sein geringes Gewicht bei einer hohen Stabilität. Die Behauptung der Getränkefirmen lautet, dass der Verbraucher Plastik aus diesem Grunde bevorzugt und man sich als Unternehmen den Wünschen der Konsumenten angepasst hat."

Ben: "Aber das ist doch merkwürdig, denn ich glaube nicht, dass die Verbraucher selbst Plastikflaschen erfunden oder hergestellt haben. Wenn zuvor alle mit dem Glasflaschen-Pfandsystem zufrieden waren und es noch gar keine PET-Flaschen im Angebot gab, wie sollten sie denn danach verlangt haben?"

Vater: "Das siehst du richtig. Doch als Unternehmen suchst du nach immer neuen Absatz- sprich Verkaufsmärkten und ebenso nach möglichst geringen Herstellungskosten. Plastikflaschen sind letztlich ein Erdölprodukt und zu damaliger Zeit war das noch sehr günstig zu bekommen. Kann sein, dass das ein Beweggrund gewesen ist, die Produktion umzustellen.

Aus dem besagten Bericht ging hervor, dass vor dieser Umstellung in den USA eine wissenschaftliche Untersuchung in Auftrag gegeben wurde, in der die Vor- und Nachteile der PET-Flasche im Vergleich zu der Glasflasche aufgezeigt werden sollten. Die Glasflasche schnitt dabei, was Gesundheits- und Umweltbelastung anging, eindeutig besser ab. Doch richtete man sich nicht nach diesem Ergebnis, sondern hielt an der Idee mit der Plastikflasche fest."

Ben: "Also wusste man doch genau Bescheid."

Stefan: "Warte mal, so viel ich weiß, wurden diese PET-Flaschen zunächst auch als Mehrwegflaschen in Umlauf gebracht. Es gab tatsächlich Pfand dafür, genau wie bei den Glasflaschen, die bis zu 50 mal wieder befüllt werden können und die Mehrweg-PET-Flaschen sind immerhin für ca. 25 Wiederbefüllungen geeignet. Aber anscheinend reichte das immer noch nicht und so entschieden sich mehr und mehr Getränke- und Abfüllunternehmen dafür, Einwegflaschen aus dünnem Plastik zu verwenden, die heute in zunehmendem Maße gekauft, verbraucht und weggeworfen werden. Das sind die wahren Verursacher der unendlichen Müllberge mit unzähligen Plastikflaschen."

Ben: "Ich glaube das Argument großer Getränkefirmen für die Einwegplastikflasche ist, dass diese Flaschen recycelt werden und aus ihnen dann neue hergestellt werden sollen, so dass keine weiteren Plastikmüllberge entstehen. Übrigens erinnere ich mich daran, in einer Meldung vom Umweltbundesamt gelesen zu haben, dass in Deutschland der Verbrauch der Einwegflaschen stetig zunimmt und der der Mehrweg-Pfandflaschen weiter zurückgeht."


Unter dem Plastikmüll befinden sich eine Menge Plastikflaschen - Foto: 2010, by Vberger [Public domain], via Wikimedia Commons

Grober Plastikmüll am Ufer des Roten Meeres
Foto: 2010, by Vberger [Public domain], via Wikimedia Commons


Vater: "Nun, versucht man sich mal vorzustellen, dass die Coca Cola Unternehmensgruppe jährlich 120 Milliarden Flaschen weltweit verkauft, das sind 4.000 Flaschen pro Sekunde, dann kann man eine leise Ahnung von dem Ausmaß der Plastikmüllberge bekommen."

Ben: "Wir sollten untersuchen, ob das mit dem Recyclen der Plastikflaschen überhaupt funktioniert und ob tatsächlich neue Flaschen daraus hergestellt werden?"

Stefan: "Ja, und ist das Recyclen denn eigentlich billiger, als wenn man gleich bei dem Mehrwegflaschen-System geblieben wäre?"

Ben: "Das gilt es herauszufinden. Aber nicht mehr heute, wir müssen uns wohl oder übel noch an die Hausaufgaben machen. Fahren wir wieder zu dir?

Stefan: "Klar, dann kannst du bei uns zu Abend essen."

Ben: "Ist das okay, Papa?"

Vater: "Nur zu, aber komm' nicht nach 21:00 Uhr zurück, verstanden?"

Ben: "Aber klar doch."

Fortsetzung folgt ...


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

https://www.br.de/radio/bayern1/inhalt/experten-tipps/umweltkommissar/flaschen-glas-einweg-mehrweg-pet-umwelt-100.html

https: //www.stern.de/neon/vorankommen/nachhaltigkeit/coca-cola--so-viel-plastik-produziert-das-unternehmen-wirklich-8623148.html

https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/die-plastik-invasion-coca-cola-und-der-vermuellte-planet-104.html

https: //www.coca-cola-deutschland.de/stories/musterflasche-mit-meeresplastik-cr


20. November 2019


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