Schattenblick → INFOPOOL → KINDERBLICK → NATURKUNDE


WISSENSDURST/050: Plastik - stoppen und sofort umkehren ... (SB)


Ben und Stefan - Buntstiftzeichnung: © by Schattenblick

Grafik: © by Schattenblick


Stefan und Ben hatten mittlerweile eine ganze Menge über Kunststoffe erfahren, über die Rohstoffe, die für deren Herstellung erforderlich sind, über das technische Verfahren, wie aus diesen Rohstoffen dann Kunststoff wird und darüber, dass eben dieses Plastik aus dem alltäglichen Leben nicht wegzudenken ist. Sie stießen dabei auch auf Hinweise, dass Plastikgegenstände, wie beispielsweise Getränkeflaschen, gesundheitsschädliche Stoffe absondern können. Nun wollten sie sich mit der Möglichkeit befassen, wie man den Gebrauch von Kunststoffen einschränken kann, um die riesigen Plastikmüllberge an Land und in den Meeren nicht weiter anwachsen zu lassen, besser noch, ob und wie man sie vielleicht beseitigen könnte.

Ben: "Da kann einem richtig schlecht werden, wenn man die riesigen Plastikmüllberge in den Meeren sieht und begreift, dass Meerestiere dadurch häufig Verletzungen erleiden, die manches Mal sogar tödlich enden. Besonders schlimm scheint das Mikroplastik zu sein, das so winzig ist, dass es auch von den kleinsten Wassertieren aufgenommen werden kann. Da die kleinen von den größeren gefressen werden, sammelt sich in den Mägen der verschiedenen Unterwassertiere zusätzlich Plastik an."

Stefan: "... du meinst, zusätzlich zu dem, was sie selbst schon direkt aufnehmen?"

Ben: "Ja, genau. Das Thema Plastikmüllberge scheint gerade sehr aktuell zu sein. Gestern gab es wieder eine Dokumentation, in der es um die Auswirkungen auf die Meerestiere geht. Ich habe mir das mit meinem Vater zusammen angesehen. Das ist schlimm, viel schlimmer als ich mir das so oberflächlich gedacht hatte."

Stefan: "Meinst du etwas Bestimmtes?"

Ben: "Ja, ich hatte das Ausmaß nicht im Blick, ich meine, ich konnte mir nicht vorstellen, was dieser Plastikmüll anrichten kann, außer scheußlich auszusehen. Da fressen große Fische Plastikteile, die sich in ihrem Magen ansammeln und dann können sie keine weitere Nahrung aufnehmen und verhungern. Oder die winzigen Kunststoffteile setzen sich in den Körperöffnungen fest oder ..."


Die Grafik zeigt die verschiedenen Möglichkeiten, wie Mikroplastik in die Ozeane der Welt gelangt und wie es durch Zerkleinerung entsteht - Foto: 2016, by eskp.de [CC BY 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0)], from wikimedia commons

Wie gelangt Mikroplastik ins Meer?
Foto: 2016, by eskp.de [CC BY 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0)], from wikimedia commons

Stefan: "... das ist grausam und wie du sagst, auch ich habe davon nichts gewusst. Das findet alles unter Wasser statt und man sieht es nicht - und was man nicht sieht, gibt 's auch einfach nicht. Tja, das ist eine traurige Erkenntnis über unsere Art der Wahrnehmung von Problemen. Man sieht nichts, also droht auch keine Gefahr. Wenn zum Beispiel CO2 eine knallig lila Farbe hätte und überall sichtbar wäre, würden sich vielleicht viel mehr Menschen ernsthafte Sorgen machen. Und genauso wäre es, wenn sie das Elend unter Wasser mit ansehen müssten - jedenfalls stelle ich mir das so in etwa vor."

Ben: "Ja, vielleicht würde das etwas bewirken. Aber nun lass uns wieder zu unserer Fragestellung kommen, wie kann man Plastikmüll verhindern oder beseitigen? Ich habe schon mal etwas im Netz geforscht und bin auf ein Experiment gestoßen, das von einem 24jährigen Niederländer entworfen wurde und viele Unterstützer gefunden hat."

Stefan: "Das hört sich gut an, erzähl mal."

Ben: "Also, das Projekt trägt den Namen 'The Ocean Cleanup' also so viel wie 'Das Ozean-Großreinemachen'. Ein 600 Meter langes Kunststoffrohr bildet den Schwimmkörper, an dem ein über die gesamte Länge angebrachtes 3 Meter in die Tiefe reichendes Kunststofftuch befestigt ist. Dieses Tuch oder die 'Schürze' ist wasserundurchlässig und soll, so der Plan, den Plastikmüll einsammeln."

Stefan: "Wie soll das gehen?"

Ben: "Na ja, dieses Gebilde wird quasi u-förmig um den sichtbaren Müll herum gelegt und um auch die etwas tiefer abgesunkenen Teile einzufangen, wurde diese Art 'Schürze' angebracht. Dann sollte der eingefangene Müll auf ein Schiff verladen und zum Recyclen abtransportiert werden."


Die Grafik zeigt den gebogenen Schlauch, an dem die 'Schürze' befestigt ist und die erforderlichen Kontrollstationen, die dort ebenfalls angebracht wurden - Foto: 2018, own work, Anna Frodesiak [CC0], (public domain), from Wikimedia Commons

Vereinfachte Darstellung, Draufsicht: A = Navigationsplattform, B = Satellitenplattform, C = Kameraplattform
Foto: 2018, own work, Anna Frodesiak [CC0], (public domain), from Wikimedia Commons


Abgebildet wird wie durch Wind und Meeresströmungen der gesammelte Müll in dem gebogenen Schlauch gehalten wird - Foto: 2018, own work, Anna Frodesiak [CC0], (public domain), from Wikimedia Commons

Die Seitenansicht des Modells: A = Wind, B = Wellen, C = Strömung, D = Schwimmbarriere
Foto: 2018, own work, Anna Frodesiak [CC0], (public domain), from Wikimedia Commons

Stefan: "Das wäre toll, wenn das funktionieren würde. Ich habe gerade von den großen Strömungswirbeln in den Ozeanen gelesen, an denen sich besonders viel Plastikmüll sammelt, einer davon heißt sogar 'Great Pacific Garbage Patch', also etwa 'Großer pazifischer Müllhaufen' oder 'große pazifische Müllfläche'. Da könnte man das doch prima ausprobieren."


Auf einer Grafik sind die größten Müllansammlungen eingezeichnet, so auch der von Stefan genannte 'Great Pacific Garbage Patch' Foto: 2010, by NOAA [Public domain], via Wikimedia Commons

Plastikmüllwirbel im Nordpazifik
Foto: 2010, by NOAA [Public domain], via Wikimedia Commons

Ben: "Tja, das wurde tatsächlich auch durchgeführt, nur das Ergebnis war nicht so wie erhofft. Es sammelte sich kein Müll darin, heißt es in einem Bericht. Man vermutet, dass sich die angeschwemmten Teile einfach wieder aus der 'Falle' hinaus bewegten, begünstigt durch das unruhige Meerwasser. Aber die Erfinder überlegen weiter, wie sie ihre Anlage doch noch zum Erfolg führen können."

Stefan: "Das Traurige an der Sache ist, dass selbst wenn solche Erfindungen oder technischen Gerätschaften zum Müllsammeln geeignet wären, es kommt immer neuer Plastikmüll hinzu."

Ben: "Du sagst es. Dabei gibt es anscheinend ungeheuer viele Menschen, die Initiativen gründen, Ideen entwickeln und technische Erfindungen machen, um den Plastikmüll aus den Meeren zu entfernen. Nicht wenige sammeln persönlich mit ihren Händen den Müll, um die Strände zu reinigen. Weltweit rufen immer mehr lokale Organisationen zu Sammelaktionen auf, wie auch ein Anwalt aus Indien, der auf diese Weise mit vieler Hände Hilfe den total vermüllten Strand von Mumbai säuberte. Eine Architektin aus Deutschland erfand eine Konstruktion, um auch die in tieferen Bereichen des Meeres befindlichen Plastikteilchen einzufangen. Wie gesagt, all das würde nur dann wirklich sinnvoll sein, wenn nicht an anderer Stelle wieder Unmengen an weiterem Plastikmüll ins Meer gekippt werden würde."


Viele Menschen sammeln große und kleine weggeworfene oder angeschwemmte Plastikgegenstände vom Sandstrand ab - Foto: 2012, by Official Navy Page from United States of AmericaMCSN Eric A. Pastor/U.S. Navy [Public domain], via Wikimedia Commons

Menschen reinigen den Strand von Plastikmüll, 2012
Foto: 2012, by Official Navy Page from United States of AmericaMCSN Eric A. Pastor/U.S. Navy [Public domain], via Wikimedia Commons

Stefan: "Dann wäre es umso wichtiger zu überlegen, welche Kunststoffgegenstände durch andere, vielleicht aus Naturstoffen gefertigte, ersetzt werden können?"

Ben: "Obwohl, eigentlich erfand man die Kunststoffe, um keinen so gewaltigen Raubbau an Naturstoffen zu betreiben, erinnerst du dich noch an die Billardkugeln, die einstmals aus Elfenbein hergestellt wurden, was unglaublich vielen Elefanten das Leben kostete."

Stefan: "Ja, das stimmt. Dann bliebe noch eine ganz einfache Lösung: man verwendet die bereits im Haushalt befindlichen Gebrauchsgegenstände aus Plastik so lange wir irgend möglich. Das kann sehr lange sein, da die Kunststoffe recht unverwüstlich sein sollen."

Ben: "Und außerdem kann man überlegen, wo man auf Plastik verzichten könnte. Es gibt bereits einige Läden in Deutschland, leider erst einhundert, die alles ohne Verpackung verkaufen. Da sollte man seine Milchkanne, seine Einkaufstasche oder den Rucksack mitbringen, um seinen Einkauf darin zu verstauen."

Stefan: "Dann gibt 's da noch die Biokunststoffe, die biologisch abbaubar sein sollen oder wenigstens zum Recyceln geeignet. Wahrscheinlich wird auf Mais, Kartoffeln, Weizen, Zuckerrohr und Zuckerrüben zurückgegriffen, um einen sogenannten Bio-Kunststoff zu erzeugen. Das sind Nahrungs- und Futtermittel. Es ist schon schlimm genug, dass daraus Strom erzeugt wird, wo es doch in vielen Ländern der Erde nicht genug zu Essen gibt und immer noch Millionen Menschen, ob groß oder klein, verhungern!"

Ben: "Ja, genau. Ich finde, wir sehen uns das mal näher an. Das ist bestimmt ein großes Gebiet, dafür sollten wir uns Zeit nehmen. Ich ahne bereits, dass auch hier nicht alles so gut verläuft, wie es angepriesen wird. Andererseits ist es gut, glaube ich jedenfalls, wenn man möglichst viele Kunststoffe recyclen kann oder solche herstellt, die durch Bakterien und Kleinstlebewesen zersetzt werden können."

Stefan: "Also, abgemacht. Aber das wird mir für heute zu spät. Lass uns das morgen, ach je, das geht nicht, meine Tante kommt zu Besuch, da kann ich nicht. Aber dann in den nächsten Tagen machen wir uns daran. Einverstanden?"

Ben: "Geht in Ordnung, also denn bis dann und viel Spaß beim
Tantenbesuch."

Fortsetzung folgt ...


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

https://www.sueddeutsche.de/wissen/plastikmuell-ozean-pazifik-1.4119197

https://www.spektrum.de/news/ozean-reinigung-funktioniert-nicht-wie-erhofft/1613390


20. Dezember 2018


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang