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TIERE/132: Das Krokodil - die verkaufte Haut ... (SB)


Das Salzwasserkrokodil ist das mächtigste heute lebende Reptil und gehört wie alle Krokodile zu einer Unterklasse der Großsaurier. Man könnte also sagen, dass wir es bei diesem Reptil mit einem lebenden Fossil zu tun haben. Mensch und Krokodil sollten sich allerdings besser aus dem Weg gehen, wo immer es möglich ist, denn die Leistenkrokodile, wie die Salzwasserkrokodile neben der freundlichen Bezeichnung "Saltie" auch genannt werden, verschmähen auch Menschenfleisch nicht.


Ein grau-braunes Salzwasserkrokodil liegt im flachen Wasser auf Schlammboden und sonnt sich - Foto: 2004, by Obtained from Molly Ebersold of the St. Augustine Alligator Farm [Public domain], via Wikimedia Commons

Ein Salzwasserkrokodil, auch Leistenkrokodil oder "Saltie" genannt
Foto: 2004, by Obtained from Molly Ebersold of the St. Augustine Alligator Farm [Public domain], via Wikimedia Commons


Das riesige, starke Tier, das mit seinen vielen Zacken an Körper und Schwanz an ein Drachenwesen erinnert, hat als ausgewachsenes Reptil keine natürlichen Feinde. Nur der Mensch ist ihm gefährlich geworden, denn vor Gewehrkugeln in den Kopf gibt es kein Entkommen. Im vorigen 20. Jahrhundert wurden unzählige Tiere auf der Jagd nach ihrer Haut getötet. Modeprodukte aus Krokodilleder waren sehr beliebt und so ließ sich Krokodilhaut in großen Mengen gewinnbringend an die Lederindustrie verkaufen. Die Zahl der Salzwasserkrokodile ging stark zurück und ihr Überleben war gefährdet. Strenge Verbote gegen den illegalen Handel mit Krokodilhaut und Maßnahmen gegen Wilderer führten erfreulicherweise zu einer Erholung der Population. Auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) konnten diese Krokodile in die niedrigste Gefährdungskategorie herabgestuft werden.


Das Salzwasserkrokodil fühlt sich in Salz- und Süßwasser wohl

Das Salzwasserkrokodil ist das einzige Krokodil, das sowohl im Meer als auch in brackigen Gewässern von Flussmündungen, in Mangrovensümpfen oder anderen Küstengewässern anzutreffen ist. Mit dem salzigen Meerwasser kommt es zurecht, weil die Oberfläche seiner Zunge mit sogenannten Salzdrüsen bedeckt ist, durch die es das überschüssige Salz wieder ausscheiden kann. Das ermöglicht dem Salzwasserkrokodil, lange Reisen im Ozean zu unternehmen und weit entfernte Gebiete zu erschließen. So wurden Krokodile seiner Art auf hoher See in 1.000 Kilometer Entfernung vom Festland angetroffen. Von dort steuerten die Reptilien die großen und kleinen Inseln im gesamten indomalayischen und australasiatischen Raum an und ließen sich dort nieder. Keine andere Krokodilart konnte sich über so weite Entfernungen ausbreiten und sich in Regionen Ostindiens über Südostasien bis nach Nordaustralien ansiedeln.


Aus dem Wasser ragt der Schwanz eines Salzwasserkrokodils, die Zacken stehen dicht bei dicht und aufrecht - Foto: 2008, by Pc-espe [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Der mit starken Zacken besetzte Schwanz eines Salzwasserkrokodils
Foto: 2008, by Pc-espe [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons



Eigentlich kein guter Schwimmer ...

Merkwürdig ist, dass ausgerechnet das Salzwasserkrokodil, das nicht gerade zu den ausdauernden Vielschwimmern zu rechnen ist, so weite Strecken im Ozean zurücklegen kann. Das hat auch Forscher neugierig gemacht. Mit Hilfe von Satelliten gestützten Ortungssystemen und akustischen Peilsendern beobachteten Wissenschaftler im Zeitraum von einem Jahr die Bewegungen von 27 erwachsenen Salzwasserkrokodilen.

Männchen wie Weibchen entfernten sich von den Küsten ungefähr 50 Kilometer weit ins offene Meer. Einige Exemplare zog es allerdings noch wesentlich weiter hinaus. Das Erstaunliche daran war, dass sie sich vor Beginn ihrer Reise lange auf die Lauer legten und eine günstige Meeresströmung abwarteten von der sie sich treiben lassen konnten. Erreichten sie die Ufer von Küsten kleiner oder größerer Inseln, machten sie dort Rast, bis sie sich wieder in eine annehmbare Strömung gleiten lassen konnten. Beobachtet wurde ein vier Meter großes Männchen, dass sich von den Meeresströmungen 590 Kilometer weit treiben ließ. Seine Reise dauerte 25 Tage und man konnte feststellen, dass es die Strömungen ziemlich genau aufeinander abgestimmt genutzt hatte, fast so als würden wir auf einer Reise stets zur rechten Zeit die Anschlußbahn erwischen. Von großem Vorteil für die Salzwasserkrokodile ist es, dass sie über einen langen Zeitraum ohne Nahrung im Meerwasser überleben können.


Ein großes kräftiges Salzwasserkrokodil mit dunkelgrüner Färbung liegt auf dem Boden nahe eines Wassers - Foto: 2011, by Z thomas [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Das Salzwasserkrokodil "Max" lebte von 1956 bis 2015 im Dresdener Zoo
Foto: 2011, by Z thomas [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons



An einen günstigen Brutplatz wird für Nachwuchs gesorgt

Haben die Salzwasserkrokodile einen geeigneten Platz gefunden, behauptet das Männchen sein neues Revier und lockt mit lautem Brüllen ein Weibchen an. Nach erfolgreicher Paarung wird es Zeit für den Nestbau. Das Männchen verteidigt in dieser Zeit sein Revier sehr hartnäckig. Die Salzwasserkrokodile bauen ein Hügelnest aus Pflanzenmaterialien mit einer Höhe von 30 bis 80 Zentimetern. Der Durchmesser des Nestes kann von 120 bis 250 Zentimeter betragen. Dort hinein legt das Weibchen 60 bis 80 Eier.

Es ist nicht unerheblich, dass die Fortpflanzungszeit der Krokodile in die feuchte Jahreszeit fällt, denn die Eier werden quasi durch die Fäulniswärme der Pflanzenteile bebrütet und Fäulnisprozesse schreiten besonders effektiv in feuchtwarmen Klimaregionen voran. Das Nest wird die ganze Zeit über von den Krokodilen bewacht, bis die Jungen aus den Eiern schlüpfen. Übrigens hängt es bei den Salzwasserkrokodilen von der Nesttemperatur ab, ob es weibliche oder männliche Krokodilkinder werden. Bei 30°C entwickeln sich weibliche Tiere, bei ca. 34°C männliche. Auch die kleinen Krokodile werden bis zu 8 Wochen lang streng bewacht, denn sie haben viele Feinde. Störche, Greifvögel, große Fische oder sogar größere Artgenossen lassen sich die zarten Jung-Reptilien schmecken. Dank der Bewachung des Nestes und der Jungen haben die Kleinen eine fast 70-prozentige Überlebenschance.


Auch Krokodile haben Hunger

Über die erreichbare Größe ausgewachsener Salzwasserkrokodile gibt es sehr unterschiedliche Angaben. Dennoch gelten sie als die größten Krokodile der Welt, gefolgt vom Nilkrokodil. Es wird von einer durchschnittlichen Länge von 4,6 bis 5,2 Metern bei einem Männchen ausgegangen und 3,1 bis 3,4 Metern bei den weiblichen Reptilien. Andere Angaben beziehen sich auf Berichte von Salzwasserkrokodilen, die 8,5 Meter Länge maßen und in jüngerer Zeit wurde ein männliches Tier von 6,17 Metern vermessen. Vermutet wird, dass die Salzwasserkrokodile, die in den 1950 und 1960er Jahren in großer Zahl getötet wurden, sich nicht wieder ganz in ihrer Entwicklung erholt haben und die folgenden Generationen aus diesem Grund etwas kleiner blieben. Nun, dafür gibt es keine Beweise und zudem wird nicht jedes lebende Krokodil gesichtet und vermessen.


Im offen stehenden Maul ragen die weißen großen und kräftigen Zähne des Tiers hervor - Foto: 2007, by AngMoKio [CC BY-SA 2.5 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)], via Wikimedia Commons

Maul eines Salzwasserkrokodils
Foto: 2007, by AngMoKio [CC BY-SA 2.5 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)], via Wikimedia Commons


Damit sie aber überhaupt wachsen, müssen sie fressen. Die Jungen verspeisen zunächst nur kleine Tiere wie Insekten und kleine Amphibien. Mit zunehmender Größe zählen zu ihrer Beute dann entsprechend größere Tiere wie Fische und Wasserschildkröten, aber auch Säugetiere und Vögel, die sich in ihre Nähe wagen. Es wird berichtet, dass einige erwachsene Krokodile auch Jungtiere ihrer eigenen Art fressen. Menschen gehören für die Salzwasserkrokodile ebenfalls in ihr Beuteschema. Es empfiehlt sich unbedingt, ihnen nicht zu nahe zu kommen. Sie sind keine bösen Tiere, sie haben auch nur Hunger, sind aber gefährliche Beutegreifer und nicht wählerisch, wenn es um ein gutes Stück Fleisch geht.

Allerdings gibt es auch ein anderes Beispiel. In Australien lebte bis zum März 2019 ein mit seinen 80 Jahren uraltes Krokodil sehr friedlich in Nachbarschaft zu einer Siedlung. Es stellte laut Anwohner nie eine Gefahr für die Menschen dar, da es nur Schildkröten mochte. Dieses Tier wurde zu einer lokalen Berühmtheit mit Namen "Bismarck". Doch dann wurde das alte Salzwasserkrokodil tot im Wasser gefunden, mit mehreren Schüssen im Kopf. Der Täter und das Motiv blieben unbekannt.

Leider wird immer noch Krokodil-Leder in der Modeindustrie verarbeitet. Heutzutage werden eigens für diesen Zweck Krokodile in speziellen Farmen gezüchtet. Das mag den illegalen Handel zwar eindämmen und den Wilderern den Preis verderben, doch für die gefangenen Reptilien selbst ist es mit Sicherheit kein schönes Dasein.


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

https://www.wwf.de/themen-projekte/artenlexikon/leistenkrokodil/

https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/langstrecken-schwimmer-wie-krokodile-ueber-den-ozean-reisen-a-699249.html

https://www.dw.com/de/krokodile-I%C3%A4nger-tauchen-mit-herzstillstand/a-17013445


9. September 2019


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