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TIERE/096: Alles für die Biene - nicht für den Zivilgebrauch ... (SB)


Die Honigbiene lebt fast nur noch als Imkerbiene


Wenn in den Gärten, Parks, Wiesen und Feldern Bienen fliegen, so gehören sie fast immer einem Imker. Nachdem sie Nektar und Pollen gesammelt haben, kehren sie zurück in ihren Bienenstock. Der befindet sich in einem vom Imker aufgestellten Bienenkasten, in den die Bienen an eckigen Wabenrähmchen ihre Brut- und Vorratszellen aus Wachs gebaut haben. Sie liefern den gesammelten Pollen ab, der in den Zellen der Waben verstaut wird.


Bienen lebten einst ganz anders ...

Doch das war nicht immer so. Bienen gibt es schon sehr, sehr lange. Forscher gehen davon aus, dass sie bereits vor 20 Millionen Jahren auf der Erde lebten. Ursprünglich bauten sie ihre Waben in hohlen Baumstämmen und den Honig nutzten sie als Nahrung und Vorrat für den Winter. In die Brutzellen legten sie ihre Eier, in denen Arbeiterinnen und Drohen heranwuchsen und auch immer wieder ein paar Königinnen. Man kann den Bienenstock als Heimstatt der Bienen ansehen, der in erster Linie der Fortpflanzung dient. Es handelt sich also um den Nestbau der Bienen.

So eine Baumhöhle hat dicke Wände, die gut isolieren. Das schützt vor Überhitzung und zu starker Abkühlung und hilft den Bienen die geeignete Temperatur im Stock zu halten. Das Holz einer Baumhöhle, die meist in toten Bäumen angelegt wird, kann viel Wasser aufnehmen, ohne dabei zu schimmeln. Das ist wichtig für die Bienengesundheit. Außerdem ist in so einer Baumhöhle auch noch Platz für kleine Mitbewohner. Der Bücherskorpion nistet sich gern in den Nischen der rauhen Oberfläche des Holzes ein und frisst gut und gerne 6 bis 8 Varroamilben am Tag. Für die Bienen ist das ein Segen, denn die Varroamilbe ist ihr ärgster natürlicher Feind. Doch auch die Roten Waldameisen sind gern gesehene Wohngenossen. Wo sie auftauchen, sorgen sie für eine Entfeuchtung des Bienenstocks - auch das hilft den Bienen dabei, für ein gutes Klima in ihrem Nest zu sorgen.

Wenn Bären oder andere Tiere, die Gefallen am Honig fanden, einen Bienenstock im Baum entdeckten, so hoben sie ihn ganz und gar aus und verschlangen ihn mit Honigwaben, Bienen, Brut und allem was sich dort drinnen befand. Als viel später auch die Menschen Geschmack an Honig bekamen, machten sie sich auf die Suche danach. Die Bienennester gab es an den verschiedensten Orten, manche in Bodennähe oder aber hoch am Baum. Die sogenannten Honigjäger spürten die Bienenstöcke auf und raubten den Honig.


Vor ungefähr 150 Jahren wandelte sich die Imkerei zu einer modernen Honigproduktion

Schon im Altertum hat der Mensch den Bienen den Honig geraubt. Um ihn besser absammeln zu können, erdachte man sich viele Methoden und so wurden Bienenbehausungen gebaut, die es möglich machten, den Honig leicht aus dem Stock zu entfernen. Zunächst waren es einfache Kästen aus Holz.


Foto links: 1959 [Public domain], via Wikimedia Commons Foto rechts: Ein einfacher Bienenkasten aus Holz von innen mit den aneinandergereihten Bienenwaben - Foto: 1790, by Anton Janscha [Public domain], via Wikimedia Commons

Foto links: 1959 [Public domain], via Wikimedia Commons
Foto rechts: 1790, by Anton Janscha [Public domain], via Wikimedia Commons

Die Bauweise der Bienenkästen veränderte sich ständig. Einige wurden den Baumhöhlen nachempfunden, entweder direkt als Baumstamm oder aber in Form von Bienenkörben, die aus Stroh gefertigt wurden. Doch die Nachfrage nach Honig wuchs und es wurde weiter daran gearbeitet, den Bienenvölkern einfacher ihren Honig abnehmen zu können. Mittlerweile sind die Bienen zu richtigen Nutztieren des Menschen geworden.

Dabei ging es nicht in erster Linie um das Wohl der Bienen, nicht darum, ihnen eine gute Behausung zu bieten, sondern um eine reiche Honigernte für die Menschen zu erwirtschaften.

Ein aufrecht gestelltes Stück Baumstamm als Bienenbehausung - Foto: 2006, by No machine-readable author provided. Daniel Feliciano assumed (based on copyright claims). [Public domain], via Wikimedia Commons

Foto: 2006, by Daniel Feliciano [Public domain], via Wikimedia Commons

In der modernen Imkerei, deren erste Anfänge man ungefähr vor 150 Jahren annehmen kann, bedient man sich heutzutage ganzer Bienenkastensiedlungen. Man nennt sie auch Magazinbeuten. (Eine 'Beute' ist eine Bienenbehausung). Im Unterschied zu früheren Zeiten sind diese Magazinbeuten gut zu transportieren, da sie aus einzelnen Modulen aufgebaut sind. Dadurch erinnern sie ein wenig an Hochhaussiedlungen. Sie werden beispielsweise an Rapsfeldern aufgestellt und können dann auch an andere Orte verfrachtet werden, an denen die Bienen ihre Arbeit, das Pollensammeln und Bestäuben, übernehmen sollen, zum Beispiel in Obstanbaugebieten. Man könnte es bereits als eine Form der Massentierhaltung betrachten. Ob diese Art der Bienenhaltung wirklich gut für die Bienen ist, bleibt fraglich.


Kastenbauweise birgt Nachteile für die Bienen

Die heutigen Bienenkästen werden aus dünnem Holz oder sogar aus Hartschaum (Kunststoff) gebaut. Und hier bahnt sich ein Problem an. Das dünne Holz isoliert nicht gut, es wird schnell zu warm und ebenso zu kalt. Die Bienen müssen sich anstrengen, um ihre Stocktemperatur von 30 bis 35°C beizubehalten. Dabei verbrauchen sie zur Stärkung sehr viel Nahrung, also Honig. Es bleibt weniger für den Winter. Außerdem kann sich aufgrund des schlechten Temperaturaustausches Kondenswasser in den Ecken des Kastens sammeln. Eine Schimmelbildung, gegen die die Bienen selbst nichts ausrichten können, ist die Folge - und trägt nicht zur Bienengesundheit bei.

Ein weiterer großer Nachteil dieser Bauweise ist, dass weder die Rote Waldameise noch der Bücherskorpion oder andere Kleinstlebewesen in diesen Bienenkästen einen Platz zum Überleben finden können. Im Gegensatz zu den Baumhöhlen tauchen sie dort nicht mehr auf. Ein österreichischer Zoologe schrieb bereits 1951 unter dem Titel "Der Bücherskorpion, ein willkommener Gast der Bienenvölker" über die Nützlichkeit dieser winzigen Tiere für das Leben der Bienen im Stock. Der Bücherskorpion, Feind der Varroamilbe, wurde vertrieben. Es ist nicht erwiesen, dass diese Bauweise auch dazu geführt hat, dass sich die Varroamilbe so gut vermehren konnte, aber die Vermutung scheint nicht ganz abwegig zu sein.



Viele übereinander gestapelte Bienenkästen stehen in langen Reihen am Rande eines Rapsfeldes - Foto: 1998, by Axel Hindemith (Self- photographed) [Public domain], via Wikimedia Commons

Foto: 1998, by Axel Hindemith (Self-photographed) [Public domain], via Wikimedia Commons

Wissenschaftler bemühen sich neuerdings um die Konstruktion einer bienenfreundlichen Behausung, die dem ursprünglichen Nistplatz dieser Insekten nahe kommt. Sie nennen es die "Bienenkugel". Sie soll alle Vorteile einer Baumhöhle mitbringen. Andere Forscher meinen, dass auch die Art und Weise der Bienenzucht dazu führt, dass die Bienen nicht mehr widerstandsfähig genug sind. So wachsen Bienen heran, die abhängig von den Menschen sind und mit chemischen Mitteln und natürlichen Säuren (Ameisensäure, Milchsäure) vor den Angriffen der Varroamilben und Viren geschützt werden müssen - was aber leider nicht den gewünschten Erfolg zeigt.

Im nächsten Teil geht es um die "Bienenkugel" und die Überlegungen, wie Menschen trotzdem nicht auf Honig verzichten müssten.

Fortsetzung folgt ...


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

http://www.deutschlandfunk.de/bienenplage-buecherskorpion-gegen-varroamilbe.676.de.html?dram:article_id=281477

http://freethebees.ch/bienenhaltung/symbionten/buecherskorpion-pseudoskorpion

http//www.wissenschaft.de/home/-/journal_content/56/12054/930945/

http://www.die-umwelt-akademie.de/index.php/veranstaltungen/rueckblick/biodiversitaet-rueckblick/513-baubiologie-symbiosen-und-gesunde-bienen-die-hobosphere-bienenkugel


26. Oktober 2016


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