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TIERE/093: WIR brauchen sie ... (SB)


Die Bienen dürfen nicht sterben


Schon seit vielen Jahren sterben mehr und mehr Bienenvölker. Imker haben schon früh Alarm geschlagen. Doch aufmerksam wurde die Öffentlichkeit erst, als dieses Sterben erschreckende Ausmaße angenommen hatte und dafür sogar ein eigener Begriff gefunden wurde: Das Bienensterben.

Lange Zeit wurde nach den Ursachen geforscht und nach Wegen gesucht, dieses Bienensterben, das auf der ganzen Welt auftrat und bis heute anhält, zu verhindern. Aber so einfach ist das nicht. Denn wie es aussieht, gibt es nicht nur eine Ursache für das massenweise Sterben ganzer Bienenvölker, die man nur beseitigen müsste und dann wäre wieder alles in Ordnung. Vielmehr können sich die verschiedenen Faktoren auch noch gegenseitig in ihrer tödlichen Wirkung verstärken. Seit das von Forschern aus unterschiedlichen Wissenschaftsbereichen erkannt wurde, steht man erst am Anfang der Suche nach einer wirksamen Bekämpfung des Bienensterbens.



Eine Biene sitzt auf einer Bluete, ihre Pollentaschen sind voll - Foto: 2009, by Andreas Trepte (Own work) [CC BY-SA 2.5 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)], via Wikimedia Commons

Foto: 2009, by Andreas Trepte (Own work) [CC BY-SA 2.5 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)], via Wikimedia Commons 2009


Was sind die Ursachen für das Bienensterben?

Wissenschaftler aus Europa bestätigen jetzt, dass der Einsatz bestimmter Gifte (Pestizide/Pflanzenschutzmittel und Insektizide/Schädlingsbekämpfungsmittel) die Ursache für das Bienensterben sind. Bei den Insektiziden hebt sich in der Schädlichkeit besonders das Neonicotinoid hervor. Nicht nur Honigbienen, sondern auch Motten und Schmetterlinge werden von diesem Gift geschwächt oder getötet. Sogar die Vögel, die diese Insekten fressen, nehmen gesundheitlichen Schaden daran.

Deswegen fordern Wissenschaftler aus verschiedenen Forschungsbereichen, die Verwendung von Neonicotinoiden zu stoppen. Außerdem stellen sie in ihrer Analyse aus dem Jahr 2014 fest, dass die gängigen Pflanzenschutzmittel 5000 bis 10 000 mal tödlicher auf Bienen wirken als das schon als hochgiftig geltende DDT, das in Deutschland bereits seit 1977 verboten ist. Doch es gibt noch mehr Ursachen für das Bienensterben und das Zusammenwirken all dieser Faktoren, lässt die Bienenvölker leiden und sterben.


Landwirtschaft heute - keine guten Aussichten für Bienen

Immer mehr Landwirte gehen dazu über, nur ein bestimmtes Getreide, eine bestimmte Frucht oder nur eine Gemüsesorte in sogenannten Monokulturen anzubauen. Für Bienen vermindert sich dadurch die Nahrungsvielfalt. Einseitige Ernährung, also wenn sie beispielsweise nur Rapsblüten anfliegen können, ist für sie ebenso wenig gesund, wie für uns Menschen. Es führt zur Schwächung körperlicher Abwehrkräfte. Außerdem beginnt für sie eine Hungerzeit, wenn auf großen Flächen die Rapsblüten etwa zur gleichen Zeit verwelken. Dann müssen die Bienen sehr weit fliegen, um nach anderen Blüten Ausschau zu halten, denn ein weiteres Merkmal der modernen Landwirtschaft ist, dass kaum noch andere Blütenpflanzen auf den Feldern wachsen, da sie den Unkrautvernichtungsmitteln (Herbizide) zum Opfer fallen. Hinzu kommt, das auch die Pflanzen in den Monokulturen mit Pflanzenschutzmitteln (Pestiziden) behandelt werden, die den Bienen zu schaffen machen und deren Rückstände zu einem Teil auch im Honig wiederzufinden sind. Es wurde festgestellt, dass diese Giftstoffe auf das Nervensystem der Bienen wirken und dazu führen, dass sie sich nicht mehr richtig orientieren können. Für die Bienen ist das eine schwerwiegende Schädigung, da sie bei der Futtersuche und der Rückkehr in ihren Bienenstock auf ihre gute Orientierung angewiesen sind.


Krankheitserreger bedrohen die Bienen

Ist ein Bienenvolk gesund, das heißt, sind seine Abwehrkräfte gestärkt durch eine vielseitige und giftfreie Ernährung, kann es mit den meisten Krankheiten zurechtkommen. Ein besonders gefährlicher Erreger ist allerdings die Varroamilbe. Befällt sie ein Bienenvolk, so wird es stark geschwächt und es kann sogar ganz verenden. Da diese Milbe sich vom Blut der Bienen ernährt, kann sie zudem auch noch weitere Krankheitserreger durch die dabei entstehenden Bisswunden auf die einzelnen Biene übertragen. Bislang ist dieser gefährlichste natürliche Feind der Bienen nur schlecht zu bekämpfen. Man kann sagen, die Bienen haben es auch ohne Zugabe von Giftstoffen schwer genug.



Im Haarkleid einer Biene sind die sehr kleinen Varroamilben zu erkennen. Bild im Rasterelektronenmikroskop vergrößert - Foto: 2007, gemeinfrei, via wikimedia commons

Varroamilben auf dem Haarkleid einer Biene - Bild im
Rasterelektronenmikroskop vergrößert
Foto: 2007, gemeinfrei, via wikimedia commons


Katastrophale Fehler

Anfang September diesen Jahres ereignete sich in den USA ein Millionensterben von Bienen, dass nicht hätte passieren müssen. In einem Land im Bundesstaat South Carolina wurde beschlossen, nachdem dort 4 Zika-Fälle aufgetreten waren, eine Chemikalie (NALED) per Flugzeug über das Land zu versprühen, um damit die Moskitos zu vernichten, die das Zika-Virus übertragen können. Dies geschah am 28. August 2016 früh am Morgen, also genau zu der Zeit, in der auch die Bienen ihren Stock verlassen, um Blütenpollen zu sammeln. Kurz danach setzte das massenweise Bienensterben ein. Allein in einer großen Imkerei starben daraufhin ca. 2,5 Millionen Tiere, im weiten Umfeld auch unzählige mehr. In dieser Region erleiden ohnehin schon viele Bienen den Hungertod und haben mit Krankheiten zu kämpfen. Bei dieser Giftsprühaktion vom Flugzug aus rieselte dieses Mittel großflächig auf alles nieder, also bestand kaum eine Chance für die Bienen, eine Pflanze ohne Gift zu finden.


Warum die Bienen für uns Menschen so wichtig sind

Die Bienen übernehmen auf der ganzen Welt eine wichtige Aufgabe. Sie bestäuben unsere Nutzpflanzen, aber auch alle Wildpfanzen, in dem sie die Blüten anfliegen. Beim Nektar trinken bleibt Pollenstaub an ihrem Haarkleid haften, den sie dann beim Besuch einer anderen Blüte der gleichen Art auf deren Narbe abstreifen. So, in groben Zügen beschrieben, findet die Bestäubung der Pflanzen statt. Dann erst ist die Pflanze in der Lage, Früchte heranreifen zu lassen. Findet die Bestäubung nicht statt, wachsen weder Äpfel, Birnen, Kirschen, Apfelsinen, Pfirsiche oder Pflaumen, um nur einige Beispiele zu nennen. Bei fast 80 % der Nutz- und Wildpflanzen übernehmen die Bienen das Bestäuben, bei den restlichen 20 % erledigen das Hummeln, Fliegen, Wildbienen und andere Insekten. In anderen Teilen der Welt, beispielsweise den Tropen, übernehmen auch Vögel oder Fledermäuse diese Aufgabe.

Da es eine unendlich große Zahl an verschiedenen Pflanzen gibt, haben sich auch noch andere Arten der Bestäubung entwickelt. Zum Beispiel werden Weizen, Roggen und Mais durch den Wind bestäubt. Der Pollen dieser Pflanzen, der reichlich vorhanden ist, wird durch die Luft geweht und landet zufällig auf der Narbe einer anderen der gleichen Art.

Doch viele beliebte Nahrungspflanzen sind beinahe zu 100 % auf die Bestäubung durch Bienen angewiesen wie zum Beispiel Kakao, Vanille und Maracuja. Ganz allgemein gilt für alle von Bienen bestäubten Pflanzen, dass die dann wachsenden Früchte größer, fruchtiger, also schmackhafter sind. Ein abschreckendes Beispiel für den Verlust von Bienenvölkern bleibt China. Dort werden viele Obst- und Mandelbäume gepflanzt, meistens in großen Monokulturen. Doch fehlen dort bereits die Bienen in einigen Gebieten ganz, so dass Menschen die Bäume mit der Hand bestäuben müssen. Hier wird besonders deutlich, welche enorm wichtige Rolle die Bienen für die Nahrungsversorgung der Menschen spielen. Vielleicht führt das dazu, dass sich Wissenschaftler und Landwirte mehr dem Wohl und Überleben der Bienen widmen.


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/bienensterben-eu-studie-sieht-pestizid-einzsatz-als-grund-a-1027661.html

http://www.bee-careful.com/de/intitiative/bienensterben-ursachen-folgen/

http://netzfrauen.org/2016/09/02/suedkalifornien-millionen-von-bienen-sterben-nach-insektizideinsatz-gegen-zika-moskitos/

http://www.sueddeutsche.de/wissen/bienensterben-anti-zika-mittel-toetet-millionen-bienen-1.3146297


21. September 2016


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