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TIERE/087: Dienstbare Geister - Das Joch der Aufgaben (SB)


Nicht nur Muskelkraft allein



Der Mensch lässt seit jeher Tiere hart und viel für sich arbeiten. Elefanten, Ochsen, Pferde, Esel, Maultiere, Rentiere oder auch Hunde wurden hauptsächlich vor Wagen gespannt, um große Lasten zu ziehen. Die ersten Personenwagen beziehungsweise Straßenbahnen wurden von Pferden gezogen. Je nach Land wurden beispielsweise Hunde oder Rentiere vor Schlitten gespannt.

Zwei Pferde, eine Kuh sind vor einem Wagen mit Baumstämmen angespannt - Foto: by 1924, [Public domain], via Wikimedia Commons

Foto: by 1924, [Public domain], via Wikimedia Commons

Ochsen, Esel oder Pferde wurden eingesetzt um Mühlsteine in den Mühlen anzutreiben, Pferde oder Elefanten zogen die gefällten Bäume aus unwegsamen Waldgebieten. Man hatte es vornehmlich auf die Muskelkraft der Tiere abgesehen, da davon ausgegangen wurde, dass Tiere nicht intelligent genug sind, um andere Arbeiten zu verrichten. So blieb es die Aufgabe der Tiere, Lasten zu tragen oder zu ziehen. In vielen Ländern der Erde ist das auch heute noch so.

Ochse in einem Gespann läuft im Kreis und dreht Mühlsteine - Foto: by, Georg Andreas Böckler, 1661, [Public domain], via Wikimedia Commons

Foto: by, Georg Andreas Böckler, 1661, [Public domain], via Wikimedia Commons

Anders verhält es sich in den sogenannten Industrienationen, zu denen auch Deutschland zählt. Dort wurden Pferde, die Pflug, Egge, Kutsche und Wagen mit Lasten zogen, weitestgehend aus ihrem Dienst entlassen. Sie werden nicht mehr gebraucht, da Maschinen wie Traktoren, Autos und Lastwagen ihre Arbeit leisten. Pferde werden hauptsächlich im Pferdesport eingesetzt. Nur Polizei, Militär oder Rettungsdienste nehmen die Dienste von Pferden als Reittier mit besonderen Fähigkeiten in Ausnahmefällen in Anspruch. Sie dürfen zum Beispiel nicht schreckhaft sein, müssen mit großen Menschenansammlungen zurechtkommen, dürfen vor plötzlichen Tumulten oder lauten Geräuschen nicht flüchten. Gelegentlich werden Pferde auch noch vor eine Hochzeitskutsche gespannt oder ein Pferdegespann dient als Touristenattraktion.

Mit der Erkenntnis des Menschen, dass Tiere sehr gelehrig und schlau sind und viel mehr können, als lange Zeit angenommen wurde, änderten sich auch die Aufgabengebiete der Tiere. Es wurde und wird nach immer neuen Tierarten mit besonderen Fähigkeiten gesucht, die dem Menschen von Nutzen sind.

Der Hund spielt für den Menschen allerdings schon immer eine besondere Rolle. Seit ewigen Zeiten ist er sein treuer Begleiter. Zunächst hat er die Aufgabe als Wachhund zugeteilt bekommen, dann auch als Hüte- oder Lagerhund. Das heißt, der Hund beschützt sein Herrchen und dessen Familie, sowie Haus und Hof. Er hütet beispielsweise Schaf-, Rinder- oder Ziegenherden oder bewacht das gesamte Lager, das Menschen aufgeschlagen haben. Der Hund kann all diese Aufgabe erledigen, weil er sich mit dem Menschen verständigen kann. Er begreift was bestimmte Kommandos bedeuten, man könnte sagen, er ist in der Lage eine Fremdsprache zu lernen. In diesem engen Zusammenleben entdeckte und entdeckt der Mensch immer mehr Fähigkeiten seines vierbeinigen Begleiters.


Der Blindenführhund

Der Blindenführhund ist ein gutes Beispiel für eine sehr verantwortungsschwere Aufgabe eines Hundes. Er muss sein blindes Herrchen oder Frauchen vor Gefahren schützen, muss die Führung über Straßen übernehmen, sowie Hindernisse umgehen. Für diese Aufgaben muss der Hund in einer Blindenführhundschule richtig ausgebildet werden. Sein Unterricht beginnt im Alter von mindestens einem und höchstens zwei Jahren. Nicht alle Hunde eignen sich für diese Arbeit. So ein Tier sollte aufmerksam, neugierig und lernfreudig sein.

Normalerweise gebrauchen Hunde hauptsächlich ihre Nase und ihre Ohren, um sich zurechtzufinden. In der Führhundschule lernt der Hund nun, sich auch auf seine Augen zu verlassen, zu sehen, wann eine Gefahr droht, zu sehen, wo sich eine Kante oder Stufe befindet, über die sein blindes Herrchen stolpern könnte. Außerdem muss er lernen, sich und den Menschen als ein enges Gespann zu begreifen und sich entsprechend umsichtig zu bewegen.

Das sind hohe Anforderungen an das Tier, da vieles gegen seine Gewohnheit geht. Keinesfalls darf er anderen Hunden hinterher laufen, sie wütend anbellen oder sich von anderen Menschen locken lassen. So scheint das Erlernen der verschiedenen Kommandos wohl leichter zu sein. "Links", "rechts", "halt", "weiter" oder ähnliche Anweisungen erfassen die meisten Hunde schnell. Die Eignung als Blindenführhund ist nicht von der Hunderasse abhängig, aber eine bestimmte Größe muss er schon haben. Unter Schäferhund, Labrador, Golden Retriever, Bernhardiner, Königspudel, Collie-Langhaar, Riesenschnauzer oder dem weißen Schäferhund ("Berger Blanc Suisse"), finden sich besonders häufig Tiere, die diese Aufgabe übernehmen können. Ein Dackel wäre einfach zu klein. Für jemanden, der nichts sieht ist es nämlich auch wichtig, dass er mit leichter Hand seinen Hund anfassen kann, denn wenn er die Anwesenheit des Tieres körperlich spüren kann, ermöglicht ihm das einen sichereren Gang.

Die Blindenführhunde müssen wissen, was ein Zebrastreifen bedeutet, Türen finden, durch die der Mensch gehen kann und sogar selbst entscheiden, was er tun muss, um sein Herrchen zu schützen, wenn Gefahr droht. So kann es vorkommen, dass der Hund aus diesem Grund auch absichtlich ungehorsam sein muss und ein Kommando nicht befolgt. Übrigens gilt das Schild "Hunde müssen draußen bleiben!", das vor vielen Geschäften angebracht ist, nicht für den Blindenführhund. Er darf überall mit, auch in Lebensmittelgeschäfte, in Restaurants, in Arztpraxen und sogar ins Flugzeug.

Foto: 2006, by Antonio Cruz/Abr (Agência Brasil [1]) [CC BY 3.0 br (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/br/deed.en)], via Wikimedia Commons

Ein Blindenhund geleitet einen Mann durch eine Einkaufspassage
Foto: 2006, by Antonio Cruz/Abr (Agência Brasil [1]) [CC BY 3.0 br (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/br/deed.en)], via Wikimedia Commons

Dem Hund wird sehr viel abverlangt. Ein tagtägliches hohes Maß an Aufmerksamkeit und Konzentration führen dazu, dass so ein Blindenführhund nur eine begrenzte Zeit arbeiten kann, denn auch bei ihm lassen die Fähigkeiten mit dem Älterwerden nach. Aber wenn Mensch und Hund sich mögen und sich gut verstehen, können sie beide eine gute Zeit miteinander verbringen. Der Mensch hat einen ständigen Begleiter, der sich nicht beklagt oder nörgelt und zudem kann er selbstständig an viele Orte gelangen. Der Hund wiederum hat eine Aufgabe, ein Herrchen oder Frauchen, das immer in der Nähe ist und ein geordnetes Leben, was für Hunde auch sehr wichtig ist.


Anmerkung

Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:
- http://www.rettungshunde-brh.de/arbeitshunde-jobs-mit-verantwortung/
- http://www.deutsche-blindenfuehrhunde.info/pages/auswahl01.html
- http://blindenfuehrhund.jimdo.com/der-blindenführhund/welche-rassen/



5. Februar 2015


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