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PONYFREUND/012: Reiten kann eine Art Sprache sein (SB)


Geheimsprache "Reiten"

oder "perfekt pferdisch"


Hiiiiiiii... pppprrrrrrr...!
(Wieher, wieher... prust, prust... Anmerkung des Übersetzers)

Tja, ich merk schon, Ihr versteht wieder mal nur Bahnhof. Dabei habe ich Euch soeben auf pferdisch nicht nur freundlich gegrüßt und mich nach Eurem werten Befinden erkundigt, nein, ich habe Euch auch noch einen ganzen Vortrag über das Reiten als Geheimsprache zwischen Pferd und Reiter gehalten, den ich nun noch einmal umständlich auf "menschlich" aus mir herauslöffeln muß. Na ja, was macht man nicht alles aus Freundschaft, nicht wahr? Die Menschen tun sich mit der Pferdesprache ja allgemein sehr schwer, wie wir schon im letzten Beitrag berichteten. Es ist eigentlich kinderleicht. Und ehe ich zum Reiten komme, also der Geheimsprache, in der sich Pferd und Reiter bzw. wohl eher Reiter und Pferd verständigen, will ich noch ein wenig von der schönen und unkomplizierten Pferdesprache erzählen, die vielen Reitern ein Buch mit sieben Siegeln bleibt.



Pferde sprechen mit Gebärdensprache und Lauten

Die Pferdesprache besteht für den oberflächlichen Beobachter aus zwei Komponenten: Körpersprache und einer Reihe von Lauten. Daneben gibt es jedoch noch ein reichhaltiges Spektrum von Verständigungsmöglichkeiten, die der Mensch nie begreifen wird, weil er ein so kompliziertes Wesen ist. Doch man kann es vielleicht damit vergleichen, daß Freunde, die sich sehr gut kennen, in einer bestimmten Situation gleichzeitig loslachen, während alle anderen nur dumm aus der Wäsche schauen. Die Verständigung der beiden Freunde darüber, daß diese spezielle Sache so wahnsinnig komisch ist, daß sie sich kaum noch einkriegen, entspricht in etwa der normalen Verständigungsgeschwindigkeit zwischen Pferden.

Kommen wir zu den Lauten. Der Mensch sagt, ein Pferd wiehert. Okay, doch da gibt es das helle, ängstliche Wiehern eines Fohlens beim Rufen nach seiner Mutter oder das laute und helle Wiehern, mit dem wir Pferde uns begrüßen, das auch eine Art Erkennungssignal ist. Also Hiiiihiii heißt dann etwa: "Hallo Leute, ich bin's, Silver, der tolle Hengst ..." und dann folgt eine seitenlange Beschreibung meiner besonderen Vorzüge usw., aber das spar' ich mir hier aus Zeitgründen.

Das ist jedoch nicht alles. In der Pferdesprache gibt es außerdem das aufgeregte Schnorcheln, wenn man vor einer Gefahr warnen will. Ihr werdet es bei Eurem Pony hören, wenn Ihr in rasendem Galopp über die Felder jagt (was eigentlich nicht zu empfehlen ist, denn es macht Pferden, die nur bei Gefahr so schnell laufen, Angst) oder wenn Ihr es in einen unbekannten, dunklen Raum führt. Wir berechnen dann nämlich anhand des Echos oder Widerhalls, wie dieses unheimliche, große Loch beschaffen ist.

Sicher hat der eine oder andere von Euch schon einmal das beruhigende Grummeln wahrgenommen, mit dem z.B. die Stute ihrem Fohlem sagt: "Alles in Ordnung, mein kleiner Liebling". Wer es hört, darf sich sehr geehrt fühlen, denn es ist wohl die zärtlichste Liebeserklärung, zu der wir Pferde in der Lage sind.

Dagegen heißt ein grelles Quietschen meist nach dem Beschnuppern: "Bleib mir vom Hals, Alter! Ich kann dich nicht riechen."

Ein leises Stöhnen sagt: "Heute fällt mir die Arbeit aber wieder schwer". Es kann jedoch auch bedeuten, daß irgend etwas sehr weh tut. Deshalb sollte jeder Pferdefreund diese leisen Töne besonders beachten.

Alles in Ordnung ist jedoch beim Prusten und Schnauben, das wohl jeder Pferdfreund kennt, wenn er seinem Liebling das ersehnte Futterchen bringt. Apropos Saaaabine ...! Typisch, hört wieder nur, wenn sie will.

Naja, das sind nur ein paar Beispiele. Unsere Gebärdensprache ist eigentlich noch weniger mißzuverstehen. Ein imponierendes Wiehern ist natürlich nur dann glaubhaft, wenn es mit dem entsprechenden Gehabe unterstrichen wird. Für den Hengst heißt das also Brust raus, gewölbter Hals, Muskelspiel Marke Mister Universum, aufgestellter Schweif und eleganter Trab mit hochgezogenen Knien, wie der bekannte Storch im Salat, sobald sich die angebetete Stute nähert, denn diese Zeichen sagen ihr: "Nimm mich, ich bin der Größte!"

Eine weitere Geste der Körpersprache ist das Aufstampfen des Vorderfußes verbunden mit einem Quietschlaut. Damit verteidigt die Stute ihre Intimsphäre.

Die Ohrensprache hat schon mancher Reiter mit schmerzhaften Erfahrungen erlernen müssen. Zurückgelegte Ohren verheißen nie etwas Gutes. Sie signalisieren, daß absolut schlechte Laune angesagt ist. Doch fletschende Zähne sehen nicht nur gefährlich aus, hier ist allerhöchste Achtsamkeit angezeigt. Wer hier nicht die nötige Erfahrung und das nötige Durchsetzungsvermögen mitbringt, sollte lieber den kürzeren ziehen und das Feld räumen, denn Pferdebisse können böse Quetsch- und Fleischwunden verursachen, auch wenn sie vom Pferd vielleicht nur als Warnung oder als geforderte Dominanz verstanden werden.

Nach vorn gestellte Ohren zeigen eine gespannte Aufmerksamkeit an, während es einem Pferd mit hängenden Ohren meist nicht besonders gut geht. Woher kommen wohl Aussprüche wie "Laß die Ohren nicht hängen" oder "Halt die Ohren steif", doch nicht von Euch Menschen, oder?

Wirklich glücklich ist ein Pferd, wenn die Ohren entspannt von der Stirn abstehen, wobei die Ohrmuscheln leicht nach außen gedreht sind.

Es gibt noch eine ganze Menge einfacher Zeichen, die ein einfühlsamer Mensch eigentlich nicht übersehen kann und auf die ich bei passender Gelegenheit zurückkommen werde. Doch viele Reiter wollen einfach nur reiten und stellen sich da ziemlich stur. Nun gibt es Menschen bzw. Reiter, die diese selbst auferlegte Sprachbarriere zwischen Mensch und Pferd einfach akzeptieren und überhaupt nicht mit ihrem Pferd sprechen bzw. allenfalls im Befehlston kurze Aufforderungen brüllen. Sie scheinen ihr Pony wohl für eine Art Moped zu halten, das statt mit Benzin mit Hafer gefüttert wird und wiehert statt zu hupen.

Dann gibt es natürlich auch noch die Übereifrigen, die pausenlos auf ihr Pferd einreden und ihrer Umwelt damit manchmal ganz schön auf die Nerven gehen. Ich weiß ja nicht ... vielleicht befürchten sie auch nur, daß man ein Pferd laufend beruhigen und besänftigen muß, damit es nicht die nächstbeste Gelegenheit nutzt, seinen Reiter in den Schlamm zu setzen oder ihm gar das Genick zu brechen. Nun, ehrlich gesagt, mit ihrem permanent süßlichen Geleiere bezweckt man eher das Gegenteil. Genauer gesagt beruhigt man mehr sich selbst, während das Pferd tatsächlich auf eine Möglichkeit sinnt, die unliebsame Quasselstrippe loszuwerden ...

... aber, aber Silver, wo bleibt deine Selbstbeherrschung.

Bitte Sabine, misch Dich da nicht ein. Du weißt ja nicht, wie das ist. Na gut, Pferde sind bekannt für ihre "Langmut" und Geduld, doch was zuviel ist, ist zuviel. Nach zwei, drei Stunden permanentem Gesabbele würde ich schon mal die Konsequenzen ziehen. Es kommt ja auch darauf an, was einem da die ganze Zeit ins Ohr gesäuselt wird. Gegen eine spannende Geschichte habe ich z.B. nichts einzuwenden, aber beispielsweise dieses dauernde: "Ruhig, mein Dickerchen ..." oder so, ist doch zum Mähneraufen.

Und schließlich gibt es Menschen - das ist kein Witz - die die Sprache der Pferde studieren und nachzumachen versuchen. So soll eine Dame beispielsweise bewegliche Pferdeohren aus Plastik entwickelt haben, die sie sich auf den Kopf setzt und damit nach Pferdeart signalisiert, ob sie schlechte Laune hat (beide Ohren zurückgelegt) oder ob sie spielen möchte (ein Ohr vor, eins zurück) usw. Das ist natürlich zum Totwiehern, denn soooo einfach ist unsere Verständigung, wie gesagt, nun doch nicht. Es gehört zum Ohrenwackeln auch der entsprechend richtige Körpereinsatz. Aber immerhin ist es mal ein menschlicher Versuch, eine Brücke zu schlagen über die Sprachlosigkeit zwischen Mensch und Tier, denn gewöhnlich wird das ja nur von uns verlangt.



Ein Pferd versteht alles!

Ein vernünftiger Reiter kann natürlich jederzeit mit seinem Pferd freundlich und angemessen reden. Es gibt wohl kaum einen Menschen, der nur ein halbwegs so guter Zuhörer ist und sich so viel Mühe gibt, seinen Menschen zu verstehen, wie wir Pferde. Die menschliche Sprache reicht auch völlig aus, sich mit uns zu verständigen, da wir Pferde sehr anpassungsfähig sind. Sabine diskutiert mit mir grundsätzlich, was ich gut oder schlecht gemacht habe, gibt mir kleinere Anweisungen oder erzählt mir auch mal eine Geschichte. Auch wenn nicht jedes Pferd so perfekt das Menschliche beherrscht wie ich, wir Pferde haben ein feines Gespür für Stimmungen. Wir hören schon an der Stimme, wann der Reiter zufrieden oder unzufrieden ist, oder was er meint. Wie gesagt, brauche ich für diese vielen Worte hier in pferdisch gerade eine halbe Zeile. Ebenso schnell weiß ich aber auch escheid, wenn mir etwas mitgeteilt wird. Das geht bei uns Pferden einfach direkter und unmittelbarer und hat nicht unbedingt etwas mit den richtigen Worten oder Vokabeln zu tun. Ihr müßt also nicht alle das Wiehern und Ohrenwackeln üben, wenn Ihr Euch anständig mit Euren Ponys unterhalten wollt. Verstehen können Pferde grundsätzlich alles, also auch, wenn Ihr uns Euern ersten Liebeskummer oder die schlechte Note in der Mathearbeit mitteilt, nur was wir dazu zu sagen haben, kommt meist nicht so leicht rüber.

Nebenbei bemerkt, alle Pferde lieben es, wenn man sie lobt und freundlich zu ihnen spricht. Wir haben allerdings nur ein kurzes Gedächtnis. Wenn Sabine noch nach Stunden sauer auf mich ist, weil ich mich schon wieder nach dem Striegeln gewälzt habe, dann kann ich einfach nicht begreifen, warum sie so nachtragend ist. Ich habe das dann nämlich schon längst vergessen.



Nun kommen wir jedoch zum eigentlichen Thema


Reiten als Geheimsprache

Wenn schon die Verständigung an sich nicht immer einfach ist, selbst wenn man sich noch Auge in Auge gegenübersteht, kann man sich vorstellen, wie schwer es wird, wenn der Reiter erst im Sattel sitzt und möglicherweise noch an einer Reitstunde teilnimmt. Die Ausdrücke, die der Reitlehrer verwendet, sind nämlich auch häufig böhmische Dörfer für den Anfänger, der die Ausdrücke der Reitersprache erst lernen muß und dann seinem Pferd vermitteln soll. Oft weiß das Pferd schon längst, was der Reitlehrer meint und führt den entsprechenden Befehl aus, und der Anfänger wundert sich, was er eigentlich gemacht hat, um vom Schritt in den Trab zu geraten, wo er sich schließlich kaum noch im Sattel halten kann.

Noch wichtiger als die Verständigung mit dem Reitlehrer oder mit den anderen Schülern ist natürlich die mit dem Pferd. Schließlich soll der Reiter lernen, seinem Pferd von oben, also vom Rücken aus deutlich zu machen, was er von ihm will. Dazu lernt er eine Art Zeichensprache, das Reiten nämlich. Womit wir also beim Thema wären.

Wenn nicht von Anfang an klar ist, daß die Sprache "Reiten" der Verständigung dient, dann kann man einem Anfänger auch nicht beipulen, warum es so wichtig ist, die "Wörter" und "Redewendungen" der Sprache "Reiten", die man in der Reitersprache   "H i l f e n"   nennt, genau zu kennen und zu beherrschen. Hilfen sind Zeichen, die mit den Schenkeln, dem Kreuz oder über die Zügel mit den Händen gegeben werden. Sie sind für uns Pferde kürzer und direkter verständlich als gesprochene Worte. Aber sie können für uns auch schmerzhaft werden, wenn man sie ungeschickt oder übertrieben ausführt, weil der Reiter es nicht kann oder uns das entsprechende Verständnis nicht zutraut.

Auch wir Pferde müssen diese Sprache, die wir natürlich in der freien Natur nicht brauchen, erst lernen. Das geschieht am Anfang unserer Ausbildung, wenn wir von einem erfahrenen menschlichen Reiter "eingeritten" werden.

Beherrschen Pferd und Reiter diese Geheimsprache gut, dann sieht man die Hilfen kaum, die der Reiter gibt. Er deutet die Zeichen nur ganz leicht an und das gehorsame Pferd führt die Anweisungen aus. Wenn sich Pferd und Reiter gut verstehen, und der Reiter auch ein wenig Pferdeverstand besitzt, also mit unseren Eigenheiten, unserem Sozialverhalten usw. vertraut ist, dann kann man beim Reiten sogar auf Hilfsmittel wie Zügel und Zaum verzichten. Es gibt viele Spielarten, sich dieser idealen Verständigung anzunähern.

Im allgemeinen soll die Trense oder eine andere Zäumung es dem Reiter jedoch leichter machen, seine Wünsche zu äußern. Wenn er dabei gut ist und an sein Pferd denkt, das auf dieser blöden Eisenstange im Maul herumkauen muß, dann lernt er so ruhig und entspannt zu sitzen und so vorsichtige Hilfen zu geben, daß der Zügel nur mehr die Funktion einer einseitigen Telefonleitung hat: Er übermittelt die Botschaften und Wünsche des Reiters. Na, Sabine, du willst was sagen?

Ja, Silver. Ich glaube dieser Vergleich ist sehr gut, und wenn man sagt, daß die Hilfen beim Reiten den Worten einer Sprache entsprechen, dann kann man sich gut vorstellen, daß die Kraft, die man bei den Hilfen verwendet, der Lautstärke entspricht: Ein Reiter, der am Zügel reißt und gleichzeitig im Sattel hin und her rutscht, wackelt und unkontrolliert mit den Hacken tritt, dem Pferd also Schmerzen und Pein verursacht, verhält sich wie ein Tourist in Italien, der nicht italienisch spricht und darüber hinwegtäuschen will, indem er die Leute auf dem Markt oder im Hotel immer lauter anbrüllt, wenn sie ihn nicht verstehen. Ein guter Reiter, der seine Hilfen ganz leicht und unsichtbar vermittelt, ist wie ein großer Schauspieler, der auf der Bühne flüstert und doch bis in die hintersten Ränge des Theaters genau verstanden wird, klar!

Wißt Ihr, viele Leute glauben, daß man stark sein müßte, um ein Pferd zu   b e h e r r s c h e n   - wenn ich schon dieses Wort höre, krempeln sich mir die Hufnägel hoch. Dabei sollte inzwischen jedem Kraftmeier klar sein, daß bei einem Schlagabtausch zwischen Pferd und Reiter der Reiter kräftemäßig immer der Unterlegenere sein wird. Selbst ein kleines Shetlandpony könnte einen starken Catcher umstoßen, wenn es wollte.

Tja, Silver, dafür ist der Mensch aber der cleverere Taktiker! Er muß sein fehlendes Körpergewicht durch Ausdauer und Durchsetzungsvermögen ausgleichen. Er muß lernen, seinen eigenen Körper auf dem Pferderücken entspannt und kontrolliert zu bewegen, was nicht gerade einfach ist. Wer im Sattel hin und her rutscht und statt die Knie anzulegen, dem Pferd in den Bauch tritt, um wieder Halt zu finden, der soll sich auch nicht wundern, wenn das Pferd dies als Aufforderung zum Durchgehen versteht.

Nur durch klar gegebene, leicht verständliche Zeichen, viel Lob und angemessenes Tadeln kann der Reiter seine angestrebte Vorrangstellung durchsetzen. Auch in Pferdeherden ist nicht unbedingt das kräftigste, sondern das mutigste und erfahrenste Tier das ranghöchste.

Reiten ist aber kein Zweikampf, sondern - wie Silver so schön sagte - eine Sprache. Wer diese Sprache beherrscht, der kann auch ein schweres Pferd reiten, selbst ein kleines Kind.

Tja, selbst ein kleines Mädchen wie Sabine, das aber japanisch spricht, könnte einen Sumoringer freundlich dazu bringen, daß er ein paar Schritte zur Seite geht. Doch ein starker Muskelprotz, der dasselbe mit Gebrüll und Gewalt versucht, stößt - wie man sich denken kann - vielleicht zum erstenmal auf seine Grenzen. So kann es einem Reiter auch leicht ergehen, wenn wir Pferde nicht größtenteils so - 'tschuldigung Freunde - dusselig geduldig wären. Denn meistens haben die Pferde unter schlechten Reitern zu leiden und nicht umgekehrt. Dafür leiden gute Reiter, die sich anstrengen, es dem Pferd nicht allzu schwer zu machen, am Anfang meist unter reichlich Muskelkater.

So, das war mein heutiger Appell, warum es vielleicht gut und sinnvoll sein kann, die kommenden Beiträge, die vielleicht ein wenig dröge sind - über den guten und richtigen Reitersitz usw. - gründlich zu beherzigen. Darin wird nämlich die gerade angesprochene Sprache "Reiten" theoretisch vermittelt. Für das Praktische müßt Ihr dann selber sorgen.

Daß nicht immer alles lehrbuchmäßig klappt, ist ja auch klar. Natürlich gibt es unter den besten Reitern und besten Pferden manchmal Streit (Sabine und ich können Geschichten erzählen ... aber davon später).

Es kommt auch vor, daß sich ein Pferd weigert, die perfekt gegebenen Hilfen zu befolgen ...

... aber nur, wenn es keine Lust hat ...

Dann muß der Reiter unmißverständlich durchgreifen und das Mißverständnis ausfindig machen und aus dem Weg räumen - was nämlich meist der eigentliche Grund für den Ungehorsam ist -, und dann erneut seinen Willen durchsetzen. Das kostet Mühe, denn wir Menschen sind ja so leicht beleidigt, wenn wir uns ungerecht behandelt fühlen ...

... was wir Pferde überhaupt nicht verstehen ...

Diese Mühe muß sich der Reiter immer wieder machen, sonst weiß das Pferd irgendwann nicht mehr, wer der Boß ist, und jede weitere Verständigung ist zwecklos, denn jedes Pferd folgt nur dem Tier, das es als den ranghöheren anerkannt hat.

Hugh, Häuptling Sabine muß immer das letzte Wort haben. Ich für meinen Teil muß jetzt mal 'ne Runde dösen. Soviel menschliches Gequassel, wo doch mit einem einfachen "Hiiiiiiii... pppprrrrrrr...!" alles gesagt wäre.

Übrigens, wenn Ihr mal von einer weichen Pferdenase freundlich angestupst werdet, nicht gleich erschrecken. Damit fordern wir uns nämlich gegenseitig zum Fellkraulen auf. Saaabine, sei doch nicht immer so begriffsstutzig ...

Bis bald
Euer Silver



Erstveröffentlichung im Schattenblick im Jahr 2000

22. Februar 2010