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PFLANZEN/047: Wald erzählt - Zitterpappelwald-Freßfeinde schützen ... (SB)



In dem amerikanischen Staat Utah steht ein ganz besonderer Wald. Nähert man sich den vielen Bäumen, es sollen 47.000 sein, so fällt gleich auf, dass sie sich alle sehr ähnlich sehen. "Na klar", denkt man, "es handelt sich in allen Fällen um Zitterpappeln, die sehen nun mal eine wie die andere aus." Doch hier hat das auffallend gleiche Aussehen noch einen anderen Grund. All diese Bäume sollen einer Wurzel entstammen und somit könnte man von einem einzigen Lebewesen sprechen. Es handelt sich also um einen Baum mit vielen Sprösslingen, die alle aus der Wurzel dieses "Elternbaumes" entstammen. Wie das angehen kann?


Hochgewachsene Bäume mit hellem weiß-grauem Stamm und leuchtenden gelben Blättern - Foto: 2012, by J Zapell [Public domain], via wikimedia commons

Ein kleiner Teil von Pando im Herbst
Foto: 2012, by J Zapell [Public domain], via wikimedia commons



Pando - das vielleicht größte und schwerste Lebewesen der Welt

Die Zitterpappeln haben querwachsende Wurzeln, das heißt, sie verbreiten sich unter der Erde über eine weite Fläche. In bestimmten Abständen bilden diese Wurzeln je einen weiteren Spross, aus dem wieder eine Zitterpappel erwächst. Der Wald im Bundesstaat Utah breitete sich über ein Gebiet von 43 Hektar (= 430.000 Quadratmeter) aus und er trägt zudem einen treffenden Namen: "Pando" wird er genannt, was aus dem Lateinischen stammt und "Ich verbreite mich" bedeutet. Die einzelnen Bäume dieses Waldes sind genetisch alle gleich und man spricht in so einem Fall von einem "Genet". Andere nennen es ein Pflanzenkollektiv und Forscher datierten das eigentliche Alter dieses riesigen Lebewesens auf ca. 80.000 Jahre. Um sich die Größe dieses Pando-Waldes etwas besser vorstellen zu können, ist hier eine Karte von Vatikanstadt abgebildet, deren Fläche mit 44 Hektar angegeben wird.


Der Pando-Wald bedeckt eine Fläche, beinahe so groß wie die von Vatikanstadt mit dem Petersdom und -platz, den Museen, Parks, Straßen, Palazzo, Kirchen, dem Kloster und Kapellen - Foto: 2013 by Thomas Römer/OpenStreetMap data [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via wikimedia commons

Ein Plan von Vatikanstadt
Foto: 2013 by Thomas Römer/OpenStreetMap data [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via wikimedia commons



Pandos Leben ist bedroht

Seit kurzem schlagen Wissenschaftler Alarm, denn diesem uralten Lebewesen geht es seit einiger Zeit gar nicht gut. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Zum einen werden Dürrezeiten als Ursache genannt, aber auch das Fehlen von leichten Oberflächenbränden, die sich reinigend und günstig auf den Waldboden auswirken können, trägt mit zu dem schleichenden Verfall des Pando-Waldes bei, warnen die Forscher. Doch die größte Bedrohung geht von verschiedenen pflanzenfressenden Tieren aus. Seit Jahren schon schaffen es die Schösslinge dieser Zitterpappel nicht mehr empor zu wachsen, denn Maultierhirsch und Wapiti machen sich genüsslich über die jungen Pflanzen her - übrig bleibt nichts und so kann sich Pando nicht weiter verbreiten.


Ein Maultierhirsch mit prächtigem Geweih geht auf einem Weg - Foto: Mule_deer_in_Yosemite_Valley.jpg:2010, by Constantine Kulikovskyderivative work: Berichard [CC BY 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/3.0)], via wikimedia commons Drei Wapiti-Hirsche weiden auf einer grünen freien Fläche - Foto: by Leupold, Jim [Public domain], via wikimedia commons

Links: Ein Maultierhirsch
Foto: Mule_deer_in_Yosemite_Valley.jpg:2010, by Constantine Kulikovskyderivative work: Berichard [CC BY 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/3.0)], via wikimedia commons
Rechts: Wapiti-Bulle mit zwei Kühen
Foto: by Leupold, Jim [Public domain], via wikimedia commons



Menschen treffen Fehlentscheidungen

Vor ungefähr 30 bis 40 Jahren wollte man die Wildbestände erhöhen. Puma, Bären und Wölfe, die natürlichen Feinde des Wildes, wurden hingegen geschossen und ihre Zahl gering gehalten. So konnten zum Beispiel die beiden in diesem Gebiet am häufigsten auftretenden Tiere, Maultierhirsch und Wapiti, sich ungehindert vermehren und die jungen Zitterpappel-Schösslinge in ungeheurer Zahl abfressen. Diese Entwicklung hält nun schon lange an und amerikanische Wissenschaftler fordern deshalb, dass dieser ganz besondere Wald gerettet werden soll. Eine Idee dazu wäre, wieder mehr Pumas, Bären und Wölfe anzusiedeln, damit das Wild zurückgedrängt wird und die Bäume wieder ein Chance bekämen, weiterzuwachsen. Gute Erfahrungen hätte man beispielsweise mit der Neuansiedlung von Wölfen im Yellowstone-Nationalpark gemacht. Dort konnten sich Auwälder erholen, weil die Hirsche, die dort zuvor die jungen Bäume abfraßen, diese Regionen nun aus Furcht vor ihren wiedergekehrten Feinden meiden. So kann man nur hoffen, dass für dieses uralte, riesige Lebewesen Pando doch noch ein Weiterleben möglich wird.


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

https://www.spektrum.de/news/groesstes-lebewesen-der-erde-stirbt/1603512

https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/pando-in-utah-groesstes-lebewesen-der-welt-koennte-sterben-a-1233862



24. Februar 2019


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