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PFLANZEN/022: Grüne Brüter (SB)


Bäume könnten wichtige Verbündete des Menschen sein



In weiten Teilen Afrikas sind die Böden ausgedörrt und unfruchtbar, die Ernteerträge niedrig. Eine neue Methode der Landwirtschaft soll nun eine Verbesserung bringen. Der englische Begriff dafür lautet "Conservation Farming". Das bedeutet soviel wie 'schonende Landwirtschaft'. Kleinbauern im südlichen Afrika probierten diese Methode aus und erzielten schon sehr rasch viel größere Ernteerträge und fanden viele Nachahmer.


Was ist das Besondere an dieser Methode der Bodenbearbeitung?

Der Ackerboden wird nicht mehr, wie sonst üblich, umgepflügt. Die Bauern bereiten mit einer Hacke schmale Pflanzbeete oder sogar nur tiefe Rinnen vor, in die sie die Samen legen. Auf diese Weise bleibt der Boden stabil. Pflügt man nämlich die Ackerfläche um, so gelangt die untere Erdschicht nach oben, die obere, trockene, ausgedörrte nach unten. Das bewirkt, dass die nun obenauf liegende Erde, die vielleicht noch ein wenig Feuchtigkeit in sich birgt, auch noch austrocknet und vom Wind fortgetragen werden kann. Deshalb ist das Grundprinzip dieser neuen Anbaumethode, den Erdboden nicht umzupflügen, so wichtig. Die Bauern können den Acker bereits während der Trockenzeit vorbereiten. Zu Beginn der Regenzeit, also wenn der erste Regen auf den Boden fällt, beginnen die darin lebenden Mikroorganismen damit, Stickstoff zu binden. Das alles wirkt dann wie Dünger und hilft den Pflanzen beim Wachsen.

Ein Baum eignet sich besonders gut für diese Art der Ackerbestellung. Er heißt "Faidherbia albida" und wird in Afrika wie auch sein naher Verwandter, der Gliricidia Baum, sehr häufig angepflanzt. Mittlerweile werden noch ganz viele verschiedene andere Baumarten für diese Anbaumethode von den Kleinbauern genutzt.

Faidherbia albida Bäume stehen am Rande eines Maisfeldes - Foto: by Marco Schmidt [1] (Own work (own foto)) [CC-BY-SA-2.5 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)], via Wikimedia Commons

Faidherbia albida Bäume am Rande eines Maisfeldes
Foto: by Marco Schmidt [1] (Own work (own foto)) [CC-BY-SA-2.5 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)], via Wikimedia Commons

Der Faidherbia albida und der Gliricidia haben besonders weit in die Erde reichende Wurzeln. Sie sind beide in der Lage, auch in tiefen Schichten Stickstoff anzulagern und dort zu binden. Das hat zwei gute Wirkungen. Erstens wird durch das Wurzelwerk der Boden durchfeuchtet und zweitens bieten die Wurzeln ihm auch Halt, also eine gewisse Festigkeit. Außerdem können diese Bäume mittels ihrer bis zu 40 Meter langen Wurzeln noch Nährstoffe für ihr eigenes Wachstum aus dem Erdboden holen.

Ein rosa blühender Gliricidia Baum - er ist ein naher Verwandter des Faidherbia albida Baumes - Foto: 2007 by Forest & Kim Starr 2007 [CC-BY-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0)], via Wikimedia Commons

Gliricidia Baum, ein naher Verwandter des Faidherbia albida Baumes
Foto: 2007 by Forest & Kim Starr [CC-BY-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0)], via Wikimedia Commons

In der Trockenzeit haben die Bauern die Saat ausgebracht. Während dieser Zeit spendet der Faidherbia albida mit seinem Blätterdach dem Boden Schatten und schützt ihn so vor Ausdörrung. Als einziger Baum in dieser Region verliert er zu Beginn der Regenzeit seine Blätter, die mit Stickstoff angereichert sind. Auch das hat wieder zwei gute Wirkungen. Die herabgefallenen Blätter werden durch die Bodenlebewesen zersetzt. Dabei wird der Stickstoff frei, der dann den Pflanzen als Dünger, also als Nahrung, dient und so ihr Wachstum fördert. Wenn die Pflanzen, beispielsweise Mais oder Hirse, zu wachsen beginnen, haben sie jetzt ausreichend Licht, da die Bäume nun kahl sind.

Viele Faidherbia albida Bäume auf einem Feld mit rötlich-brauner Erde in Burkina Faso, einem Land in Afrika - Foto: 2009 (Own Work) Marco Schmidt, creative commons Lizenz [(cc-by-sa-3.0)], via wikimedia commons

Faidherbia albida Bäume auf einem Feld in Burkina Faso (Afrika)
Foto: 2009 Own Work,Marco Schmidt, creative commons Lizenz, [(cc-by-sa-3.0)], via wikimedia commons

Die Blätter können aber auch noch als nahrhaftes Tierfutter Verwendung finden, und wenn die Nahrung für Menschen während der Trockenzeit knapp wird, verarbeiten auch sie die Blätter zu Nahrungsmitteln. Es gibt noch viel mehr derartige Bäume, die ähnlich nützlich sind. Sie werden allgemein als Düngerbäume bezeichnet. In vielen Regionen Afrikas konnten mit dieser Anbaumethode die Ernteerträge der Kleinbauern in beachtlichem Maße erhöht werden.


Was die Bäume noch alles können

Wenn viele Bäume gepflanzt werden, hat das noch eine weitere wichtige Bedeutung. Baumpflanzungen können nämlich in ihren Wurzeln, Stämmen und Blättern Treibhausgase binden. Das Kohlendioxid (CO 2) wird so aus der Atmosphäre genommen, das heißt der CO2-Gehalt der Luft wird gesenkt. Man spricht bei Wäldern zum Beispiel auch von Kohlenstoffsenken (CO2-Senken).

Zuguterletzt sei noch darauf hingewiesen, dass der Faidherbia albida, der auch kurz Anabaum genannt wird, aufgrund seiner vielen Verwendungsmöglichkeiten den Beinamen "magischer Baum" trägt. Er spielt eine wichtige Rolle in der traditionellen Medizin Afrikas. Dort werden nämlich die allermeisten Krankheiten (80 %) mit Heilpflanzen behandelt. Bei zwei Dritteln dieser Pflanzen handelt es sich um verschiedene Baumarten.

Mit den Blättern behandelt man Wunden und Pickel. Diese "magischen Bäume" tragen auch Früchte, sogenannte Hülsenfrüchte, die zwischen 10 und 15 Zentimeter lang werden. Sie sollen gegen Furunkeln helfen und mit Sauermilch vermischt werden sie auch bei Gelbsucht angewandt. Die Wurzelrinde wird zu einem Mittel verarbeitet, das rheumatische Erkrankungen lindern und bei Ohrenschmerzen, Bronchitis und Husten oder bei Verstopfung helfen soll.

Viele gute Gründe Bäume zu pflanzen.


Anmerkung:

Diesem Artikel liegen nachfolgende Quellen zugrunde.
http://www.deutschlandfunk.de/unter-baeumen-geht-es-besser.676.de.html?dram:article_id=215332
http://www.arte.tv/de/agroforstwirtschaft-baeume-des-lebens/6984948.html
http://www.kritisches-netzwerk.de/forum/kann-oekologische-landwirtschaft-die-welt-ernaehren
http://www.arte.tv/de/agroforstwirtschaft-baeume-des-lebens/6984948.html
http://www.arte.tv/de/der-magische-anabaum/6984730,CmC=6984954.html



20. November 2014


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