Hochschule Osnabrück - 19.03.2020
"Experimente zu Hause helfen Familien, Homeoffice und Kinderbetreuung unter einen Hut zu bringen"
Interview mit Barbara Schwarze, Professorin für Gender und Diversity
Studies an der Hochschule Osnabrück und Vorstandsvorsitzende des
Kompetenzzentrums Technik-Diversity-Chancengleichheit
Liebe Frau Prof. Schwarze, viele Familien stehen in Zeiten von Corona vor großen Herausforderungen: Schulen und Kitas wurden geschlossen, die Arbeit - vielfach in die eigenen vier Wände verlagert. Homeoffice mit der Kinderbetreuung zu vereinbaren, ist für viele ein richtiger Spagat - zumal Schwimmbad, Kino oder Besuch bei den Großeltern nicht in Frage kommen. Was empfehlen Sie Schulkindern und ihren Eltern als sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu Hause?
Prof. Barbara Schwarze: Experimentieren! Experimente bieten eine
schöne Möglichkeit, etwas über Naturwissenschaften und Technik zu lernen und
haben gleichzeitig einen hohen Unterhaltungsfaktor. Wir lernen am besten,
wenn es uns Spaß macht. Das Projekt "Komm, mach MINT.", das bei dem
Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V. angesiedelt
ist, stellt auf seiner Website eine umfangreiche Experimente-Sammlung zur
Verfügung, die ich Eltern und ihren Kindern sehr empfehlen kann:
www.komm-mach-mint.de/schuelerinnen/experimente
Für welche Altersgruppen sind die Experimente geeignet?
Es gibt drei Altersgruppen, die sich in der Filterfunktion auswählen lassen: bis zehn Jahre, elf bis 14 Jahre und ab 15 Jahren. Wobei die Grenzen natürlich fließend sind - auch Jüngere zeigen oft viel Spaß und Ausdauer. Wichtig finde ich, dass bei jedem Experiment eine Erklärung zu finden ist, die bestenfalls für den "Aha-Effekt" sorgt: Warum passiert etwas? Welches Naturgesetz steckt dahinter? Und welche Beispiele gibt es dafür im Alltag?
Apropos Alltag: Lassen sich die Experimente mit Alltagsgegenständen durchführen, die man ohnehin zu Hause hat? Baumärkte oder Bastelläden haben zurzeit ja geschlossen.
Ein klares Ja! Die meisten der 75 Experimente sind mit ganz gewöhnlichen Dingen umsetzbar - wie Tasse, Teelicht, Besenstiel, Papier oder Eimer. Auch dafür gibt es ein Filter. Andere Funktionen zeigen die ungefähre Dauer der Experimente an. Auch die Themenschwerpunkte von Experimenten sind frei wählbar - dabei geht es um MINT, also um Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.
Funktionieren die Experimente problemlos? Oder müssen Kinder und Eltern viel Geduld mitbringen, bevor etwas klappt?
Jedes Experiment - also Versuch, Probe - ist anders. Im Unterschied zur bloßen Beobachtung können und sollen einzelne Einflussgrößen im Experiment verändert werden. Das macht aber auch den Spaß daran aus: Zu sehen, wie sich beispielsweise mit Hilfe der Physik eine Münze aus einem Glas einfach "verschwinden" lässt - je nachdem, ob das Glas mit Wasser aufgefüllt ist oder nicht. Alle Experimente, die wir veröffentlicht haben, wurden übrigens von Fachleuten eingereicht - aus Hochschulen, technischen Projekten oder Verbänden.
Was ist Ihr Lieblingsexperiment?
Mit gefällt besonders das Flaschen-Trampolin, da ich dies aus meiner
eigenen Kindheit kenne. Es werden nur eine Plastikflasche und ein leeres
Aromafläschchen benötigt. Die Flasche wird mit Wasser gefüllt, das
Glasröhrchen mit der Öffnung nach unten hineingegeben, die Flasche dann
fest verschlossen. Wenn die Flasche jetzt seitlich etwas zusammengedrückt
wird, sinkt das Glasröhrchen zu Boden. Dazu gibt es unter dem folgenden
Link eine Anleitung und ganz interessante Erklärungen:
www.komm-mach-mint.de/schuelerinnen/experimente/alle-experimente/flaschen-trampolin
Eine Frage zum Schluss: Wie geht es übrigens mit den bundesweiten Aktionstagen Girls'Day und Boys'Day weiter?
Dass sie in diesem Jahr ausfallen mussten, ist besonders bedauerlich. Denn damit fallen für Schülerinnen und Schüler viele Möglichkeiten der Erprobung von klischeefreier Praxis in Unternehmen und Organisationen weg. Das Kompetenzzentrum steht aber selbstverständlich mit der Bundeskoordinierungsstelle unbedingt zu dieser Absage, da die Risiken durch das Corona-Virus unabsehbar wären. Der neue Termin am 22. April 2021 wird aber wieder viele neue und spannende Angebote zur Berufsorientierung bereithalten.
Frau Schwarze, vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Lidia Wübbelmann
Barbara Schwarze ist Professorin für Gender und Diversity Studies an
der Hochschule Osnabrück und Vorstandsvorsitzende des Kompetenzzentrums
Technik-Diversity-Chancengleichheit (kompetenzz).
www.kompetenzz.de
Rund 75 Experimente für unterschiedliche Altersgruppen stehen auf der Website https://www.komm-mach-mint.de/experimente zur Auswahl.
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution14
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Hochschule Osnabrück, 19.03.2020
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 21. März 2020
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