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BUNTE NATUR/0458: NABU-Sommerlager - Wald-Geißblatt oder Jelängerjelieber in voller Blütenpracht (NABU HB)


NABU Landesverband Bremen - 26. Juli 2012

Rechtsdrehender Nektar heimischer Lianen

Wald-Geißblatt oder Jelängerjelieber in voller Blütenpracht / Blütenkelche spenden Nektartropfen / Abendwanderungen im NABU-Sommerlager / noch Plätze frei



(Bremen, den 26/07/12) Tarzan wäre begeistert - die Kinder auf der NABU-Sommerfreizeit im Schullandheim Dreptefarm sind es: Echte Lianen, hier bei uns! Wenn man auch nicht an ihnen schwingen kann, so lassen sich die Blüten immerhin eines Tropfens Nektar berauben. Das überall windende Kraut wird gemeinhin "Jelängerjelieber" genannt. Besonders bei den Abendwanderungen des Sommerlagers duften die Lippenblumen und werden frisch "geerntet".

"Eine meiner schönsten Sommererinnerungen: Durch die Natur butjern und immer einen Jelängerjelieber-Kelch im Mundwinkel", sinniert NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann begeistert. Entlang der Wege des Ferienortes Wulsbüttel schlingen sich die tatsächlich zu den Lianen zählenden Wald-Geißblätter oft mehrere Meter an den Bäumen empor. Dabei schaden die Pflanzen ihren "Stützen" in der Regel nicht. "Nach einigen Jahrzehnten kann das Gewicht der Kletterstaude für manchen Ast zu viel werden oder der Stamm wird durch einwachsende Triebe geschwächt, aber das dauert", beruhigt der gelernte Förster Hofmann. Im Gegensatz zu den meisten Windepflanzen wachse das Waldgeißblatt übrigens "rechtsdrehend", also im Uhrzeigersinn. Sie ist dabei kein Schmarotzer wie beispielsweise die Mistel. Für Nährstoffe und Wasser sorgt die Pflanze mit ihren tiefreichenden Wurzeln selbst, Photosynthese betreiben die ganzrandigen Blätter. Als Bienenweide taugt das Geißblatt trotz betörender Düfte nicht. "Der lange Blütenkelch muss schon prall gefüllt sein, damit wenigstens Hummeln drankommen, für Honigbienen ist das nichts", erklärt Hofmann. Eigentliches Ziel der Blüte sind Nachtfalter, weshalb abends der Duft am intensivsten ist.

Anna aus Osterholz scheren solche Finessen nicht, sie genießt mit ihren im Ferienlager neu gefundenen Freunden Till-Farin und Lennert den kleinen Nektartropfen aus der frischgepflückten Blüte. Als "Veteranin" der NABU-Freizeiten weiß und erklärt sie: "Man muss den grünen Knubbel hinten vorsichtig abbeißen, aber nicht zu weit, sonst ist der süße Saft mit futsch."

Damit haben Amely und Anne noch ihre Schwierigkeiten: "Ich schmeck nix", erklärt Anne resolut und ihre Freundin Amely findet den Geschmack "komisch". "Da ist ja auch nur ein ganz kleiner Tropfen drin", erklärt der 14jährige Bruno, "keine Tafel Schokolade." Gemeinsam mit dem ebenfalls schon reichlich Ferienlager-erfahrenen Philipp hat er ganze Blütentrauben gebunkert.

Die Kinder erleben einen Bilderbuchsommer, wie ihn wohl Astrid Lindgren beschrieben hätte. Badespaß und Spiele in der Natur, dazu die Freuden und Krisen des sozialen Miteinanders. "Auf den Freizeiten darf ich jedes Mal meine eigene Kindheit neu durchleben", schwärmt Sönke Hofmann, der den Kindern die Leckerei aus der Hecke nähergebracht hat, "all die Abenteuer, die quirrligen Phantasien und die 'ewigen' Freundschaften scheint es in Abwandlungen in jeder Generation zu geben."

Und während ein nicht näher benanntes Pärchen auf dem Abendspaziergang ein wenig verschämt Händchen hält, erzählt Hofmann von der mythologischen Bedeutung des Geißblatts: "Diese Pflanze war der germanischen Göttin Sjoefna geweiht, die für die allererste Liebe zuständig war." Hämische Blicke, rote Ohren und zwei Hände, die sich blitzschnell loslassen - manche Dinge ändern sich wohl nie. Die Freizeit läuft bis zum 1. September immer wochenweise von Samstag bis Samstag im NABU-Schullandheim Dreptefarm in Wulsbüttel. Wer virtuell am NABU-Sommerlager teilnehmen möchte, kann unter www.NABU-Bremen.de das tägliche Online-Tagebuch verfolgen. Für die wenigen verbliebenen Restplätze nimmt der NABU noch Anmeldungen unter 04 21 / 3 39 87 72 an.

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Quelle:
Pressemitteilung, 26.07.2012
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland
Landesverband & Stadtverband Bremen e. V.
Contrescarpe 8, 28203 Bremen
Tel. 0421/3 39 87 72, Fax 0421/33 65 99 12
E-Mail: Info@NABU-Bremen.de
Internet: www.NABU-Bremen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Juli 2012