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MUSIKKOFFER - KOMPONISTEN/005: Wolfgang Amadeus Mozart. Schon wieder unterwegs (SB)


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Teil 2

Schon wieder unterwegs - die Reise nach Paris



Jede Reise hat ein Ende, und so mußten auch die Mozarts von dieser ersten Fahrt hinaus in die Welt zurückkehren in die Heimatstadt Salzburg. Schließlich hatte Vater Mozart ja auch eine Anstellung, von der ihn der freundliche Erzbischof schließlich ein ganzes Jahr lang befreit hatte.

Aber kaum zurück, plante der Vater schon die nächste Reise und auch diesmal genehmigte der Erzbischof einen weiteren bezahlten Urlaub. So konnte die Familie sich leisten, erneut in die Ferne zu ziehen. Der Erzbischof, der den kleinen Wolfgang sehr gerne mochte und der von dessen musikalischem Können begeistert war, erhoffte sich, durch die außergewöhnlichen Darbietungen des Wunderkindes ein wenig Ruhm für sein geliebtes Salzburg zu ernten.

Ein weiteres Mal mußte sich Wolfgang nun von seinem einzigen festen Freund, seinem geliebten Hund Pimperl verabschieden. Zeit für richtige Freunde, die hatte er so gut wie gar nicht.

So ging es im Jahre 1764 auf nach Frankreich in die große Hauptstadt Paris. Dort war es auch, wo Wolfgang zu dem Namen Amadeus kam. Aber, kennt ihr denn eigentlich seinen ganzen richtigen Namen? Den würdet ihr nie erraten, denn so nennt heute keiner mehr seinen Jungen. Er hieß: Johannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus. Das ist griechisch. Wenn man das griechische Theophilus ins Lateinische übersetzt, hat man den Namen Amadeus, was soviel wie "Gottlieb" bedeutet.

Oh je, oh je, gut, daß wir ihn heute nicht so nennen müssen. Ich jedenfalls könnte diesen Namen kaum behalten.

In Paris und später auch in London wurden Wolfgang und Nannerl in die Königshäuser geladen, um vorzuspielen. Der französische König, Ludwig der Fünfzehnte, war dem Essen aber weit mehr zugetan als der Musik und außer, daß er ab und zu fragend seinen dicken Hals zur Königin drehte, ließ er sich von seinem vortrefflichen Mahl nicht ablenken. Königin und Prinzessin Victoire jedoch, die die Kinder schon vorher einmal gehört hatten, wußten deren Musik sehr zu schätzen. So nahm auch hier keiner dem kleinen Wolfgang übel, als er auf Victoires Bemerkung hin: "Du siehst, Wolfgang, Könige sind auch Menschen, müssen auch essen", antwortete: "Nur mehr als andere Menschen!". Der König selbst hatte zum Glück kein Wort verstanden.

In England lernte der kleine Wolfgang schließlich nicht nur den englischen, aus Deutschland stammenden, musikbegeisterten König Georg den Dritten und dessen Frau kennen. Hier traf er auch auf Christian Bach, den Sohn des großen Johann Sebastian Bach, von dem ihr vielleicht auch schon einmal gehört habt. Den Fähigkeiten des Vaters war der inzwischen achtjährige Wolfgang längst entwachsen. Außerdem hatte unser kleiner Musiker gemerkt, daß Musik auch anders gemacht werden konnte, als nach den strengen Regeln, die er vom Vater kannte. So liebte er die Stunden, die er mit Christian Bach verbringen durfte, um viel Neues zu lernen.

Im April 1766, also zwei Jahre später, hieß es nach Salzburg zurückzukehren. Der Erzbischof hatte Vater Mozart zurück beordert, denn schließlich war dieser immer noch Kapellmeister am Hofe. Beladen mit allen Geschenken, den goldenen Uhren und Juwelen aus den Königshäusern, kehrte die Familie nach Hause und zu Wolfgangs kleinem Hundefreund Pimperl zurück.

Natürlich waren auch nach Salzburg viele Geschichten über den kleinen Wundermusiker gedrungen, doch tatsächlich munkelte man hier, Wolfgang habe seine Sonaten gar nicht selbst geschrieben. Es könnten eigentlich nur die Werke des Vaters sein. Voller Unverständnis über solch häßliches Gerede schlug Leopold Mozart dem Erzbischof vor, seinen Sohn einer Prüfung zu unterziehen. In Obhut des geistlichen Herrn sollte Wolfgang ein neues Musikwerk schreiben, je nach Wahl des Erzbischofs. Dieser stimmte zu und auch Wolfgang hatte nichts gegen eine solche Vereinbarung. Schließlich hatte er nichts zu befürchten.

Wir wissen ja, daß der Erzbischof Wolfgang im Grunde sehr gerne mochte und so fragte er ihn: "Nun, mein Sohn, wozu hättest du denn am meisten Lust?" Die Antwort darauf fiel Wolfgang nicht schwer, wollte er doch immer schon gerne eine Oper komponieren.

"Das trifft sich gut", meinte der Erzbischof, "im März soll hier eine Oper aufgeführt werden, und ein Akt davon ist noch zu vergeben." - "Ah, ein Pasticcio!", rief Wolfgang verzückt.

"Ein Pasticcio, eine Pastete?", fragte der Erzbischof ungläubig. Schallend fing Wolfgang zu lachen an und erklärte, daß ein Pasticcio eine Oper sei, bei der jeder Akt einen anderen Komponisten zum Verfasser habe. Da mußte auch der Erzbischof lächeln und drückte Wolfgang die Papiere in die Hand, um sein Pasticcio zu schreiben.

Ob er die Prüfung wohl bestanden hat? Das werde ich euch beim nächsten Mal erzählen.

13. März 2014