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GUTE-NACHT/3579: Der kleine Nachtwächter ist entsetzt (SB)

Der kleine Nachtwächter ist entsetzt

Gute Nacht - Geschichten vom kleinen Nachtwächter

Gegen Abend, wenn die Kinder im Ort zu Bett gehen, steht der kleine Nachtwächter oben in der Burg erst auf. Er gähnt und reibt sich die Augen. Nur Rebell sein Hund ist schon längst wach und wartet ungeduldig an seiner Seite. Sobald sein Herrchen die ersten Regungen zeigt, kommt Rebell herbei und leckt ihm über das Gesicht. Das mag der kleine Nachtwächter aber gar nicht.

"Rebell, laß das!", schimpft er, "ich brauche deinen Waschlappen nicht!" Jetzt steht er auf, geht hinüber zur Kommode und gießt sich aus dem Wassertrog das kühle Naß in die Waschschüssel aus Porzellan. Den Trog abgesetzt, nimmt er beide Hände und platscht sich das Wasser ins Gesicht. "Schon besser", sagt er und zieht sich an.

Anschließend kommt der Gang in die Küche. Vom langen Schlafen ist der kleine Nachtwächter ganz hungrig geworden. Er greift nach der Packung mit Honig-Smacks und schüttet sich ein Schüsselchen voll. Dann öffnet er eine Packung Milch. Gerade will er die Milch in die Schüssel gießen, da sieht er, daß seine Honig-Smacks sich bewegen.

"Was soll das denn?", fragt sich der kleine Nachtwächter und schaut noch einmal genauer hin. Da entdeckt er eine Ameise und gleich noch eine mehr. "Ameisen in meinem Essen? Na, das schmeckt mir aber gar nicht."

Rebell blickt ihn verwundert an. Sein Hundeblick wechselt zwischen der Schüssel auf dem Tisch und dem kleinen Nachtwächter hin und her.

Sich fragend, woher die Ameisen in die Schüssel gelangt sind, untersucht er gleich die Smacks-Packung. Darin wuselt es nur so, und zwei Ameisen krabbeln dem kleinen Nachtwächter sogar den Arm hinauf. Er blickt zum Regal hinüber, auf der die Schachtel ansonsten steht. Sogleich entdeckt er noch mehr Ameisen, die dort die Wand hinauf und hinunter laufen.

"Verflixt, das ist ja eine ganze Invasion. Wie bekomme ich euch bloß wieder aus meiner Küche hinaus. Ich will ja nicht bis zum Winter warten, wo ihr euch wahrscheinlich von alleine wieder zurückzieht."

Der kleine Nachtwächter überlegt, wer ihm wohl bei diesem Problem raten kann. Aber ihm fällt gerade niemand ein. "Komm Rebell, wir versuchen im Ort jemanden zu finden, der uns helfen kann." Er nimmt seine Laterne und die Taschenlampe und geht los. Rebell wirft noch einen Blick auf das Schüsselchen auf dem Tisch und wundert sich, daß der kleine Nachtwächter es nicht angerührt und vor allem, ihm auch nichts davon abgegeben hat. "Nun los Rebell!", hört er sein Herrchen rufen und folgt hinterdrein.

Die Ameisen im Schüsselchen und die, die bereits von dort hinaus auf den Tisch geklettert sind, stemmen zwei Ärmchen in die Seiten, blicken dem kleinen Nachtwächter hinterher und rufen sich gegenseitig zu: "Na los, feiern wir eine Party!"

Gute Nacht



zum 6. Juni 2012