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GUTE-NACHT/3554: Eine außergewöhnliche Bande - Teil 29 (SB)


Gute-Nacht-Geschichten

Eine außergewöhnliche Bande



"Das Wandern ist des Müllers Lust, das Wandern ist des Müllers Lust, das W a n d e r n ", so trällert es durch den Wald. Erna, Willi, Paule und Hugo ziehen weiter. Diesmal folgen sie den beschilderten Waldwegen. Gegen Mittag erreichen die Vier den Waldrand und halten eine Rast. Hier ist ein Parkplatz mit Tischen und Bänken. Doch ein Picknick haben die Vier nicht, um es auf den Tisch zu stellen und sich dann darauf zu stürzen. Ein Wagen hält. Eine Familie steigt aus, Vater, Mutter und zwei Kinder. Während die Mutter den Tisch deckt, bringt der Vater die Kinder zum Toilettenhäuschen. Willi beobachtet, was die Frau so alles Leckeres auf den Tisch stellt. Da gibt es belegte Brote, saure Gurken, sogar Joghurtbecher, Brause und Cola, Äpfel und Weintrauben, auch an Schokolade hat sie gedacht. Willi läuft das Wasser im Mund zusammen. Ob die Leute ihnen etwas abgeben würden. Schließlich hatten die Vier die letzten Tage keine Gelegenheit, sich neue Vorräte zu sichern.

Ein lautes Knurren ist zu hören. Es ist Willis Magen, der sich da beschwert. Willi überlegt, ob die Leute ihnen etwas verkaufen würden. So kramt er in seiner Tasche. Doch da findet er nur zwanzig kleine Cent. Dafür bekommt er sicher nichts. Es ist wirklich mal wieder an der Zeit durch eine Stadt zu kommen, um ein wenig Geld zu verdienen oder geschenkt zu bekommen. Plötzlich hat Willi eine Idee und er kramt in seinem Rucksack herum. Doch dann fällt es ihm siedendheiß wieder ein. Die kleinen Turnschuhe, nach denen er jetzt gerade sucht, um sie vielleicht gegen etwas Eßbares zu tauschen, hat er doch gestern in den Mülleimer in der Waldhütte geworfen und die haben sie ja gerade um einiges hinter sich gelassen. Keine Chance jetzt von den Leuten etwas für den Magen abzubekommen.

Willi ärgert sich. Auch seine Kumpane schielen hinüber zum Nachbartisch, an dem jetzt auch der Vater und die zwei Kinder Platz genommen haben. Während sie genüßlich schmausen, schieben unsere vier Wanderer mächtig Kohldampf. Sie versuchen anderswo hinzuschauen, um nicht noch schlimmeren Hunger zu bekommen.

Dann ist das Picknick beendet. Die Flaschen und Dosen werden wieder eingepackt. Die Joghurtbecher wandern in den Mülleimer. "Aufräumen können sie ja", sagt Erna. Vorsichtig reiht sich das Auto wieder in den Verkehr ein. Willis Magen knurrt. Ganz belanglos steht Willi auf und schlendert ein wenig hin und her. Sein Augenmerk ist darauf gerichtet, ob die Familie vielleicht doch noch etwas Eßbares liegengelassen hat. Eine kleine Brotkante liegt da auf der Bank, wo das Mädchen gesessen hat. Willi stopft sie sich unbemerkt von den anderen in den Mund. Es wird Zeit weiterzugehen. Das wissen alle vier Kumpane.

Wiedereinmal finden sie einen Schlafplatz in einer Scheune. An diesem Abend können die Vier vor Hunger kaum einschlafen. Dann aber findet doch noch jeder seine Ruhe. Das ist die Zeit, in der die Schuhe sich um Willis Füße versammeln. Er hat nämlich mal wieder nicht die Herrenschuhe ausgezogen.

"Das war eine gute Idee, daß die kleinen Turnschuhe in Hugos Rucksack steckten. Sonst hätte Willi sie aufgegessen", meinen die Herrenschuhe. "Aufgegessen?" die kleinen Turnschuhe sind schockiert. "Kleiner Scherz", meinen die Herrenschuhe, "aber Willi wollte euch gegen etwas Eßbares eintauschen. Das haben wir wohl vernommen." "Gut, daß wir Schuhe nichts zu essen benötigen", werfen die goldenen Damenschuhe ein, "wir könnten es gar nicht aushalten zu hungern." Damit ziehen sich auch die Schuhe zur Nacht zurück.

"Gute Nacht"

Guten Nacht



zum 30. März 2012