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GUTE-NACHT/3551: Eine außergewöhnliche Bande - Teil 26 (SB)


Gute-Nacht-Geschichten

Eine außergewöhnliche Bande



Gut, daß die vier Wanderer für die vergangene Nacht eine Waldhütte gefunden hatten. Es war eine dieser Hütten mit Grill, die für Vereinstreffen oder Schulfeiern aufgestellt worden waren. In der letzten Nacht hatte es in Strömen geregnet. Da freuten sich die Vier, als sie von einem Donner erwachten, daß sie ein Dach über dem Kopf hatten.

Wegen der feuchten Wege und weil es nach einem weiteren Regenschauer aussieht, bleiben Erna, Willi, Paule und Hugo noch eine Nacht länger in der Waldhütte. Jeder hat noch etwas zu essen und zu trinken dabei, was die Vier sich teilen. "Wir werden morgen aufbrechen", schlägt Willi vor, "heute ruhen wir uns noch einmal richtig aus."

Erna nutzt die Gelegenheit, um ihre Schuhe vom Staub zu befreien. Nachdem sie zuerst die Wanderschuhe und dann ihre Goldenen mit einem alten, zerfetzten Lumpen sorgfältig abgewischt hat, sucht sie in ihrem Rucksack nach den neuen Badelatschen. "Wo stecken nur meine Schlappen?", fragt Erna halb laut. "Was willst du denn mit noch einem Lappen?", möchte Willi wissen, der in Ernas Nähe sitzt.

"Ach, ich suche meine Schlappen und kann sie nicht finden", entgegnet Erna schroff. "Was willst du denn jetzt damit?", wundert sich Willi, "damit bekommst du doch nur nasse Füße." - "Schlaumeier, noch nie was von Badelatschen gehört. Die werden immer naß", empört sich Erna und fährt fort, "aber ich will sie ja gar nicht anziehen. Ich will sie bloß putzen." - "Schuhe putzen?", mischt sich Paule ungläubig ein und fragt, "haben wir etwa morgen Nikolaus?" - "Pah", Erna macht eine wegwerfende Geste, "du machst wohl nur sauber, wenn es sich lohnt und du irgendwas dafür bekommst." Langsam kommt Erna richtig in Fahrt, und Willi überlegt, ob es nicht besser gewesen wäre, den heutigen Tag doch weiterzuwandern.

Die Wanderschuhe und auch die goldenen Damenschuhe stehen nun frisch geputzt da und würden am liebsten die Streitenden auseinander bringen. Sie wissen schließlich oder meinen zu wissen, daß die Badelatschen am letzten Übernachtungsort zurückgeblieben sind. "Wie kann man sich nur den Menschen verständlich machen?", fragen sich die beiden Paare und vertreten dieses eine Mal die gleiche Meinung. "Überhaupt nicht!", mischen sich die Stiefel in das Gespräch mit ein: "Sie dürfen nicht einmal mitbekommen, daß wir ein eigenes Leben haben." - "Warum bloß nicht, was können wir ihnen denn schon tun?", fragen die goldenen Damenschuhe. "Es geht nicht darum, was wir ihnen tun können, sondern was sie uns antun, wenn ..."

Plötzlich halten die Stiefel in ihrer Rede. Sie beobachten nämlich, wie sich scheinbar nun auch noch der vierte Mensch in die Streiterei mit einbringt. Doch auch die Menschen halten inne und werden ganz still. Hugo ist aufgestanden und zu Erna, Paule und Willi hinübergegangen. Hugo setzt aber nicht in das Streitgespräch mit ein, sondern er hält Erna die gesuchten Badelatschen hin. "Vergessen im Stroh!", sagt er nur, dreht sich um und geht zu seinem alten Platz zurück. Erna, Paule und Willi sind für eine kurze Zeit vor Überraschung stumm. Dann beginnt Erna auch die Latschen zu putzen, während Paule ein Lied vor sich hinsummt. Als er dann aber anfängt, das Lied vom Schuster mit seinen Leisten zu singen, ist Willi schnell dabei, dem Singen Einhalt zu gebieten. Schließlich soll Erna sich nicht gleich wieder aufregen.

"So ist das also mit unserer Hilfe", beginnen die Stiefel können ihren Satz aber nicht beenden, denn die Herrenschuhe stellen fest: "Wie wir sehen, hätte unser Einmischen überhaupt nichts gebracht. Wir wußten ja nicht einmal richtig Bescheid." Die Damenschuhen sind verärgert. Sie können nicht verstehen, warum sich die Badelatschen nicht schon längst bei allen gemeldet hatten, wo sie doch als verloren galten und sich alle solche Sorgen um sie gemacht hatten.

"Schöne Freunde seid ihr", schimpfen dagegen die Badelatschen. Nicht einmal gesucht habt ihr uns." Murrend verkriechen sie sich in eine Ecke, während die anderen darüber nachdenken, was das ganze Gestreite soll. Schließlich ist doch alles wieder in Ordung - die vermißt geglaubten Schuhe sind ja wieder da.

Guten Nacht



zum 27. März 2012