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GUTE-NACHT/3535: Eine außergewöhnliche Bande - Teil 10 (SB)


Gute-Nacht-Geschichten

Eine außergewöhnliche Bande



Es sind die Wanderschuhe, die in dieser Nacht als erste erwachen. Der aufgehende Mond hat sie erschreckt. Gleich wecken sie auch die anderen Schuhe auf. Ist das ein Gähnen. Zuerst wissen einige nicht, wo sie sich befinden. Dann aber fällt ihnen wieder ein, wie sie hierher gekommen sind.

"Ist das nicht ein toller Platz hier?", staunen die kleinen Turnschuhe und wollen gleich die Gegend erkunden. Doch die Stiefel halten sie zurück: "Wir müssen vorsichtig sein und erst einmal prüfen, ob hier keine Gefahr lauert." So werden wiedereinmal die Wanderschuhe ausgeschickt, die Lage zu peilen. Nach einer gewissen Zeit, die den Turnschuhen mächtig viel Geduld abverlangt, kommen die Wanderschuhe zur Platzmitte zurück und erklären: "Hier herrscht keine Bedrohung für uns. Wir können uns frei bewegen."

Sogleich stürmen die Turnschuhe los, die Umgebung zu erforschen. "Lauft aber nicht zu weit weg", ruft einer der Stiefel ihnen noch hinterher. Die anderen Schuhe auf der Matratze wollen nicht umherwandern. Sie beraten, wie ihre Reise nun weitergehen soll. Den Sandalen und den goldenen Damenschuhen ist es außerdem viel zu kalt. Ihnen schwebt ein Haus vor, in dem sie ein neues Zuhause finden können. Der lange Marsch in die Stadt ist für sie abschreckend genug gewesen. Wenn sie überhaupt weiter in die Welt hinausziehen wollen, dann nur per Bus oder einem anderen Fahrzeug. Ansonsten wollen sie lieber wieder an irgendwelchen Füßen stecken. Da käme schuh doch schließlich auch herum.

Nach einer Weile stoßen die kleinen Turnschuhe wieder zu der Gruppe auf der Matratze dazu. "Es ist toll hier", erklären sie. "Ein richtiges Paradies. Hier möchten wir bleiben", sagt der rechte Turnschuh und der linke fügt an, "es gibt einen so tollen Kletterbaum!"

Doch die anderen Schuhe interessieren sich nicht für Kletterbäume. Sie wollen nicht nur ein Blätterdach über dem Kopf haben. Ihnen schwebt etwas Solideres vor. "Nur drei Nächte unterwegs und schon wollen fast alle von euch wieder ein Zuhause haben?", stellen die Stiefel fest, "wo ist da euer Abenteuergeist?" - "Und wo ist euer Teamgeist?", unterstützen die durchlöcherten Herrenschuhe sie noch, "waren wir nicht auf dem Weg ins Obdachlosenheim?"

Während sich die großen Schuhe streiten, haben sich die kleinen Turnschuhe schon wieder ins nächtliche Abenteuer gestürzt. Ihnen gefällt es hier. Sie klettern auf einen der dicken Bäume und schauen zum Mond hinauf. Da entdeckt der linke Turnschuh etwas weiter oben im Baum so etwas wie eine kleine Hütte. Schlagartig wird ihm klar, daß dort oben ein Baumhaus thront. Gewand klettert der linke Turnschuh höher hinauf und tatsächlich, da oben ist ein Baumhaus. "Das wird den anderen Schuhen bestimmt gefallen", sagt der linke Turnschuh. "Ja", bestätigt der rechte, "die wollen doch alle ein Dach über dem Kopf haben." Flink wie sie hinaufgeklettert sind, steigen die Turnschuhe wieder hinab. Noch immer streiten sich die anderen Schuhe und nehmen deshalb die neue Nachricht gar nicht so erfreut auf, wie die kleinen Turnschuhe dies erwartet haben.

So ist es nicht verwunderlich, daß sich zwei Lager bilden. Der eine Teil der Schuhe steigt mit den Turnschuhen hinauf ins Baumhaus. Der andere, unter denen sich auch die goldenen Damenschuhe befinden, wollen die Nacht lieber auf der Matratze verbringen. Die Stiefel trennen sich. Sie denken, daß es eine gute Idee ist, wenn einer von ihnen bei den Schuhen am Boden bleibt, während der andere die zweite Gruppe im Baumhaus belauscht. So können sich die Stiefel morgen beraten, wie sie die gespaltene Gruppe wieder zusammenbringen können. Als sich die Stiefel trennen, wünschen sie sich noch eine:

"Gute Nacht!"




zum 5. März 2012