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GUTE-NACHT/3491: Der kleine Nachtwächter feiert Taufe (SB)


Gute Nacht Geschichten vom kleinen Nachtwächter

Der kleine Nachtwächter feiert Taufe



Schon den dritten Tag ist Anton zu Besuch auf der Burg beim kleinen Nachtwächter und seinem Hund Rebell. Hier gibt es viel zu entdecken. Nicht nur in den Räumen und im Hof, sondern auch im Mauerwerk und den Balken finden die Drei Zeichen aus vergangener Zeit.

"Schau mal!", ruft Anton, "hier in dem Balken ist ein Spruch eingehauen. Irgendetwas mit 'dem Bauherren zur Ehr ...'" Der kleine Nachtwächter kommt näher. Viel mehr kann auch er nicht entziffern. "Mag sein, daß hier einst der wahre Name der Burg gestanden hat", gibt der kleine Nachtwächter zu bedenken. "Da wir die Schrift aber nicht entziffern können, könnten wir uns auch selber einen Namen für die Burg ausdenken", schlägt Anton vor.

"Das ist gar nicht so einfach. Sie ist sehr groß, die Burg, und könnte daher Großstein genannt werden", fällt dem kleinen Nachtwächter auf Anhieb ein. "Dann könnte sie auch Graustein heißen", schlägt Anton vor und ergänzt, "denn sie ist aus grauem Stein gebaut. Aber das ist doch ein langweiliger Name."

Der kleine Nachtwächter stimmt Anton zu. Aber etwas Besseres fällt ihnen beiden nicht ein. "Suchen wir einfach weiter", schlägt der kleine Nachtwächter vor. "Suchen?", fragt sich Rebell und läuft schnüffelnd hin und her, "was gibt es hier wohl zu finden?"

Dann hat Anton eine Idee: "Während wir nach dem passenden Namen suchen, könnten wir schon einmal eine Taufe vorbereiten." - "Eine Taufe?", fragt der kleine Nachtwächter nach. "Ja, große Schiffe werden doch auch getauft, wenn sie vom Stapel laufen, also das erste Mal auf Fahrt gehen. Dann kommt eine Musikkapelle, eine Rede wird gehalten und eine Flasche Sekt wird gegen den Bug geknallt, sodaß sie zerspringt."

"Aber Scherben können wir hier nicht gebrauchen! Sonst tritt Rebell noch hinein!", mahnt der kleine Nachtwächter. "Du hast Recht! Dann schütten wir eben von oben einen Eimer Wasser auf die Burg und rufen dazu ihren Namen", schlägt Anton vor. "Ja, damit bin ich einverstanden."

Schon geht die Suche nach einem passenden Namen weiter. Der kleine Nachtwächter sieht die rote Fahne und meint: "'Roter Grund' könnte die Burg genannt werden!" - "Oder Winkeleck", findet Anton, der sich noch immer nicht in der Burg zurecht findet. "Lichterfels", ist des kleinen Nachtwächters nächster Vorschlag. Doch Anton winkt nur ab: "Hier gibt es doch nicht einmal Strom." - "Dafür aber jede Menge Kerzenlicht, also Lichter!", weiß der kleine Nachtwächter den Namen zu verteidigen.

"Gaunerfels, wegen der Geldfälscher", rät Anton. "Ach nein, lieber 'Hohen Fels' oder 'Burg Frieden'." So überlegen die beiden hin und her. Plötzlich springt Rebell mit Gebell aus dem Gebüsch. Dann läuft er zurück und scheucht ein Reh hinter der Hecke hervor.

Anton und der kleine Nachtwächter staunen nicht schlecht. Sie lassen das Reh laufen und rufen Rebell zurück. Widerwillig kehrt Rebell um. Er wäre mit dem Reh am liebsten um die Wette gelaufen.

"Das ist doch ein Zeichen", findet Anton, "wenn sich das Reh so dicht an unsere Burg heran traut." Jetzt fallen Namen wie 'Burg Rehkitz', 'Rehburg' oder 'Burg Rehlein' und andere. Am Ende entscheiden sich die beiden für den Namen 'Burg zum springenden Reh'. Und dort, wo das Reh aus dem Gebüsch gesprungen ist, schütten Anton und der kleine Nachtwächter gemeinsam von der Burgmauer her einen Eimer kaltes Wasser hinunter.

Ihnen ist gar nicht aufgefallen, daß Rebell bei ihrer Zeremonie nicht dabei ist. Doch das ändert sich schnell, als dem Hund kaltes Wasser auf den Pelz platscht.


zum 3. November 2011