Schattenblick →INFOPOOL →KINDERBLICK → GESCHICHTEN

GUTE-NACHT/3478: Der kleine Nachtwächter denkt an alte Zeiten (SB)


Gute Nacht Geschichten vom kleinen Nachtwächter

Der kleine Nachtwächter denkt an alte Zeiten



Kalt ist es geworden. Der kleine Nachtwächter fröstelt. Er blickt von der Burgmauer hinüber zum Dorf. "Wie schön so ein kleines Häuschen jetzt wäre. Wie schnell würde dort ein Kachelofen die Zimmer heizen, während hier in der Burg der Kamin einen von vorne fast grillt und man im Rücken noch immer eiskalt ist", geht es dem kleinen Nachtwächter durch den Kopf. Außerdem fällt ihm auf, wie einsam es auf der Burg ist. Ab und zu hätte er schon einmal ein bißchen Gesellschaft. "Nunja, du bist ja bei mir, Rebell!", tröstet er sich und streichelt seinem Hund über das Fell.

Es wird Zeit, die Laterne anzuzünden. Dann drehen die beiden ihre Runden. Zuerst gehen sie den Rundgang auf der Burgmauer entlang. Dann überqueren sie den Hof und schauen bei den Stallungen nach. Kein einziges Pferd oder sonst ein Tier wird hier noch gehalten. "Früher waren die Ställe bestimmt voller Pferde. Ritter kamen zu Turnieren, und die Burgfräuleins winkten ihnen zu", so stellt sich der kleine Nachtwächter das Leben in früheren Zeiten vor.

Der Blick des kleinen Nachtwächters schweift jetzt hinüber zum zweiten Stall. "Dort drüben waren sicher die Kühe und Schweine untergebracht. Das Federvieh hingegen durfte bestimmt überall herumlaufen. Ich glaube, Rebell, wenn die Mägde nicht aufpaßten, fanden sich die Hühner sogar im Thronsaal ein." Der kleine Nachtwächter schmunzelt.

Hinter den Ställen liegt der Burggarten. Dorthin wandern die beiden nun, die Laterne immer voran. Mächtige alte Obstbäume wachsen hier und dahinter liegt ein großes Stück Grabeland, das ganz mit Unkraut überwuchert ist. Jetzt in der Dunkelheit stört das allerdings niemanden.

Plötzlich ein Schreck. Dem kleinen Nachtwächter ist, als habe ihm jemand vor den Kopf geschlagen und dann auch noch auf den Fuß getreten. Er ruft laut: "Wer da?" Und erschrickt sich vor seiner eigenen Stimme. Leiser sagt er: "Rebell such!"

Rebell schnüffelt umher. Doch er kann nichts Ungewöhnliches entdecken. Da hat der kleine Nachtwächter eine Idee. Noch immer steht er an der Stelle, an der er angegriffen wurde. Er zieht seine Jacke aus und legt sie genau vor sich hin. "Zu dumm, daß ich die Taschenlampe vergessen habe. Jetzt ist es viel zu dunkel, um hier noch irgendwas zu entdecken. Aber morgen in der Früh, wenn es hell wird, dann sehen wir nach, ob wir für den Schlag und den Tritt eine Erklärung finden."

Mit dem spärlichen Licht der Laterne treten die beiden den Rückweg an. Sie wollen schnell in den Turm zurück, wo der kleine Nachtwächter sich unter seine Bettdecke verkriechen und sich wärmen kann. In dieser Nacht darf Rebell bestimmt am Fußende des Bettes liegen, denn der kleine Nachtwächter hat ganz kalte Füße.


zum 6. Oktober 2011