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GUTE-NACHT/3443: Knopf und Knöpfchen ziehen mit Auge los (SB)




K N O P F   &   K N Ö P F C H E N

ziehen mit Auge los


An diesem Morgen wurden die Knöpfe knallhart aus ihrem Schlaf gerüttelt. Was war plötzlich los? Die Knöpfe kullerten alle durcheinander. Einige schrien entsetzlich auf. Die ganze Kiste schien sich zu bewegen. War das etwa ein Erdbeben? Die Knöpfe fielen über- und untereinander. Da war nun keiner mehr, der weiterschlief. Einige Knöpfe empfanden das Gerüttele wie die Fahrt in einer Achterbahn. So mußte es sich anfühlen, wenn knopf in einer dieser großen Karussells fuhr. Der silberne Jeansknopf hatte ihnen davon erzählt. Cowboy, so nannten sie ihn, schrie richtig erfreut auf. Er fühlte sich in seinem Element.

Von außerhalb der Knopfkiste waren Stimmen zu vernehmen. Doch keiner der Knöpfe achtete auf sie, denn sie selbst redeten, stöhnten oder weinten alle durcheinander. Das Erdbeben oder was es auch immer gerade war beruhigte sich endlich. Die Knopfkiste stand wieder still. Aber in der Kiste war ein ganz schönes Durcheinander. Die Knöpfe waren alle in eine Ecke der Kiste gerutscht und lagen nun übereinander gestapelt.

Da öffnete sich der Kistendeckel. Eine Menge Licht fiel herein und blendete alle Knöpfe, die ja sonst die meiste Zeit im Dunkeln verbrachten und sich nur kurze Zeit des Tages an den Lichtblitzen erfreuen konnten. Jetzt schien das grelle Licht des Tages auf sie herab. Alle Knöpfe, ob groß oder klein, lang oder dünn, rund oder eckig blieben wie erstarrt liegen.

Außerhalb der Kiste hörten sie eine Stimme: "Vorsicht! Vorsicht! Meine schön sortierten Knöpfe!" - "Entschuldigung", sagte eine andere Stimme mürrisch, "ich wollte mir nur einen Knopf rausholen. An meiner Jeansjacke fehlt einer, verdammt!"

Knöpfchen war der erste, der sich von seinem Schreck erholte. Er lag glücklicherweise auch ganz oben auf dem Knopfdurcheinander. Dadurch lag er so hoch, daß er über den Rand der Kiste blicken konnte. Direkt unter ihm hatte Knopf seinen Platz im Durcheinander gefunden. Deshalb stellte auch er sich jetzt gerade hin und blickte mit Knöpfchen gemeinsam über den Rand der Knopfkiste hinweg. "Knöpfchen, das ist unsere Gelegenheit. Wir können uns hier gut abseilen. Jetzt wo wir schon einmal so weit oben sind." - "Aber was ist mit Auge?", gab Knöpfchen zu bedenken und rief sogleich nach ihm, "Auge, wo steckst du? Wir wollen los!" Knopf fügte hinzu: "Das Abenteuer kann beginnen."

Noch bevor der Turm der Knöpfe sich wieder entwirren konnte oder von dem riesigen Greifarm zurechtgerückt werden würde, wollten Knopf und Knöpfchen die Kiste auf diesem günstigen Weg verlassen. Wo aber war Auge? Sie riefen ihn noch einmal gemeinsam: "Auge, Auge, A u g e !"

Von ganz unten, unter dem Knopfberg hervor, kam ein leises, dünnes Stimmchen: "Hier bin ich! Helft mir hier raus! Ich bin verhakt." Knopf und Knöpfchen wollten nicht so gern von ihrem guten Aussichtsplatz fort. Deshalb zog Knopf etwas von der Schnur heraus, die sie gestern um seinen Bauch gewickelt hatten und dirigierte sie nach unten. Die Knöpfe, die an der Oberfläche lagen, reichten die schwarze Schnur weiter bis sie bei Auge angekommen war. Auge hatte sich inzwischen wieder aushaken können, befestigte nun den schwarzen Faden an einer günstigen Stelle und ließ sich nach oben ziehen.

Knopf, Knöpfchen und Auge blickten nun zu dritt über den Rand der Knopfkiste. Doch nicht zu lang wollten sie die Aussicht genießen. Wer wußte schon, ob der Kistendeckel nicht schon bald wieder geschlossen werden würde. Außerdem murrten schon die anderen Knöpfe von unten. Sie wollten sich schließlich auch wieder bewegen und frei durch ihre Knopflöcher atmen können, auch wenn das bei Knöpfen eigentlich nicht nötig war.

Auge wurde als erster über die Kistenwand in die Freiheit hinabgelassen. Schließlich hatte er ja noch den schwarzen Faden um sich herum gewickelt. Unten angekommen, löste er den Faden und Knopf zog ihn hoch. Er befestigte den Faden ganz fest in Knöpfchens Löchern und ließ nun seinen Freund nach unten ab. Dann wurde der Faden zum zweiten Mal nach oben gezogen. Knopf, um den ja der ganze Faden gewickelt war, übergab das lose Ende dem Major. Der holte sich noch ein paar robuste Holzfällerknöpfe zu Hilfe und ließ dann auch Knopf langsam über den Kistenrand hinab. Das schwarze Fadenende warf der Major anschließend noch hinterher und rief laut: "Ho! Ho! Auf ins Abenteuer!" Knopf, Knöpfchen und Auge verabschiedeten sich winkend und wünschten den anderen Knöpfen viele gute Tage und Nächte und insbesondere für heute Abend noch eine: "Gute Nacht."

Knopf und Knöpfchen - Buntstiftzeichnung: © 2011 by Schattenblick

zum 1. August 2011