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GUTE-NACHT/3396: Der kleine Nachtwächter erinnert sich (SB)


Gute Nacht Geschichten vom kleinen Nachtwächter


Nach den verregneten und kalten Tagen freuen sich die Vögel an dem warmen Sonnenschein, und ihr fröhliches Gezwitscher holt den kleinen Nachtwächter viel früher als gewöhnlich aus dem Bett. Rebell ist ebenfalls schon wach und verfolgt die am Fenster vorbeifliegenden Vögel genau. "Laß sie in Ruhe!", mahnt der kleine Nachtwächter.

Noch im Hellen ziehen beide los. Am Teich rasten sie. Von der Bank aus sieht der kleine Nachtwächter den Schmetterlingen zu. "Es ist so warm wie einst an dem Geburtstag meines Onkels", denkt er und kann nur schmunzeln.


*


Der kleine Nachtwächter war noch ein Junge und zur Geburtstagsfeier seines Onkels eingeladen. Sein Cousin und seine Cousine wollten ihren Vater überraschen und hatten ihm einen Kuchen gebacken. Es war ein Rührkuchen mit Kirschen darin. Eigentlich sollte es auch Sahne dazu geben und der Kuchen mit Schokolade überzogen werden. Aber dafür blieb keine Zeit mehr. So mußte Puderzucker herhalten. Denn ein bißchen war der Kuchen angebrannt, und das sollte nicht jedem gleich auffallen.

Sven und Hilda hatten Kerzen gekauft, auf denen kleine Buchstaben zum Geburtstag gratulierten, wenn man sie in der richtigen Reihenfolge in den Kranz steckte. Die Kerzen anzuzünden, dafür war gerade noch Zeit. Das sollte der kleine Nachtwächter bewerkstelligen, denn er besaß ein Feuerzeug. Die Kerzen waren schnell entfacht, als die Kinder den Vater vor der Haustür erblickten.

Doch sie wunderten sich, warum es mit dem Hereinkommen so lange dauerte? Also riefen die Kinder nach ihrem Vater. Schließlich sollten die kleinen Kerzen noch brennen, wenn er die Stube betrat. Der Kuchen sah wunderschön aus mit den bunten, entflammten Kerzen und der weißen Puderzuckerhaube. Er stand auf dem Tisch und dahinter lagen die eingewickelten Geschenke.

Plötzlich begannen die Kerzen auf den Kuchen zu tropfen. Aber Wachs sollte keiner essen müssen. Deshalb wurde das Geburtstagskind noch einmal gerufen: "Papa, komm, schnell!"

Der Vater - noch in Jacke und mit der Tasche unter dem Arm - kam zügig herein, er war vom Nachbarn aufgehalten worden, der ihm ebenfalls zum Geburtstag gratulieren wollte.

"Papa, schnell blas die Kerzen aus!", rief Sven, und Hilda ergänzte, "und vergiß nicht, dir etwas zu wünschen!" Der Vater holte tief Luft. Damit nun alle Kerzen auf einmal erloschen, pustete er so fest er konnte. "Au weiha!", dachten die Kinder und hielten sich die Hand vor den Mund. Der Vater hatte zwar alle Kerzen ausgelöscht, aber auch fast den gesamten lose auf den Kuchen verstreuten Puderzucker vom Kranz gefegt. Er lag auf dem Tisch über den Geschenken verteilt, war bis hin auf die Kissen des Sofas fortgeweht und hatte sich auch auf dem Fußboden ausgebreitet.

"Wenn das Mama sieht?", stöhnten die Kinder. Doch dann begannen alle zu lachen und halfen dem Vater, sich des vertreuten Puderzuckers wieder zu entledigen. Als auch die Mutter endlich von der Arbeit nach Hause kam und sich an den gedeckten Tisch setzte, war von dem Malheur nichts mehr zu entdecken. Als Mama dann meinte, "ihr hättet den Kuchen noch ein bißchen mit Puderzucker verzieren können!", bekamen die Kinder und der Vater einen Lachkrampf.

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30. Mai 2011