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GUTE-NACHT/3095: Schock am Abend (SB)


Gute Nacht Geschichten

Guten Abend! Schön, daß ihr mich besucht. Beinahe wäre aus unserem Treffen nichts geworden. Wieso? Das will ich euch erzählen.


*


Gegen Abend gehe ich stets mit Monster hinaus auf den Hof und füttere noch einmal das Pony und die anderen Tiere. Dann sehe ich nach, ob die Ställe dicht sind, nicht daß sich ein Marder bei den Hühnern oder bei den Hasen einschleicht. Das würde meinen Tieren nicht gut bekommen. Meistens steht das Pony schon vor dem Stall und will hinein gelassen werden.

Heute aber war es noch nicht gekommen. Also blickte ich mich um und suchte es auf der Weide. Doch scheinbar war kein Pony vorhanden. "Das kann doch nicht sein!", sagte ich mir. Ich schickte Monster los, das Pony heim zu holen. Doch schon nach einer Weile kam Monster ohne unser Pony zurück.

Eigentlich kann ich das Pony stets vom Hof aus sehen, egal wo es steht. Also machte ich mir natürlich Sorgen. Ich rief und rief, aber nichts rührte sich. Normalerweise kommt der kleine Kerl sofort angelaufen. Doch heute abend blieb er fort. Ich lief also zur Weide hin und Monster folgte mir. Noch immer konnte ich das Pony nicht entdecken. Monster und ich suchten die ganze Weide nach ihm ab. Aber nirgends steckte es.

Es ist schon häufiger vorgekommen, daß ich das Pony nicht sofort vor der Silhouette aus dunklem Zaun und dem Schattenspiel der Bäume entdeckte. Denn das Braun seines Fells fügt sich übergangslos in dieses Schattenspiel am Abend beim Untergehen der Sonne ein. Doch wenn ich näher kam, löste sich stets eine vierbeinige Gestalt aus dieser dunklen Masse heraus und rannte mir entgegen. Heute nicht.

Wo konnte unser Pony nur stecken? Verzweifelt lief ich zum Haus zurück. Ich wollte meinen Nachbarn anrufen und um Hilfe bitten. Ich lief durch die Pferdekammer, die früher einmal der alte Stall gewesen war. Die Rinnen im Steinboden zeugen noch davon. Von dieser Pferdekammer aus geht es glatt durch den Hintereingang in die Küche. Doch noch bevor ich in der Küche beim Telefon ankam, durchfuhr mich der nächste Schreck. Irgendjemand, den ich mangels Licht nicht gleich erkennen konnte, hatte sich hier eingeschlichen. Ich schrie auf, und mein Herz sank mir bis zu den Füßen. Doch dann mußte ich lachen. Denn ich erkannte die Gestalt, die mir da gegenüber stand. "Cherry!", rief ich aus und fiel unserem Pony um den Hals. Es ist nicht üblich, daß Cherry hier in der Pferdekammer auftaucht. Denn hier ist nicht mehr so viel Platz wie früher. Die beiden Boxen sind fort. An ihre Stelle sind Schränke für Pferdegeschirr, Gartengeräte und dergleichen mehr getreten. Cherry kommt eigentlich nie hier herein, nicht einmal wenn ich sie mit Leckerlies gelockt habe. Heute aber mußte sie schon die ganze Zeit hier drinnen gestanden haben, während wir sie draußen suchten.


*


Ich bin so froh über ihr Erscheinen, das könnt ihr euch sicher vorstellen. Bestimmt würde es euch genauso ergehen, wenn euer Lieblingstier verschwunden ist. Vorsichtshalber schaut jetzt lieber einmal nach, ob bei euch zuhause noch alles stimmt.


12. Dezember 2009

Gute Nacht