Schattenblick →INFOPOOL →KINDERBLICK → GESCHICHTEN

GUTE-NACHT/2934: Das Wasserbuch (SB)


Gute Nacht Geschichten


Die Hausaufgabe war für heute frei gestellt. Wer mochte, konnte eine Geschichte über die Sprache des Wassers schreiben. Drei Mädchen und ein Junge aus Sebastians Klasse haben diese Aufgabe wahrgenommen.

Zuerst liest eines der Mädchen vor:
"Ich schreibe meine Hausaufgaben. Draußen regnet es. Das ärgert mich. Da höre ich ein leises Klopfen. "Herein!", sage ich. Aber niemand tritt ein. Das Klopfen hört aber nicht auf. Ich suche, wo das Klopfen herkommt. Es dauert ein bißchen. Dann sehe ich was. Es sind Tropfen, die aus einem kleinen Loch in der Dachrinne auf das Fensterbrett fallen. Ich schließe das Fenster. Kein Klopfen kann ich mehr hören. Ich rechne meine Hausaufgaben. Draußen regnet es. Das ärgert mich. Ich öffne das Fenster. Da ist wieder das Klopfen. Der Regen spricht zu mir. Jetzt ärgere ich mich nicht mehr.

Nun darf Marci seine Geschichte vorlesen:
Ich habe einen Hund und das ist Frodo. Wenn ich mit Frodo draußen bin, gehen wir an den Bach und setzen uns dort hin. Dann hole ich mein Brot aus der Tasche. Ich teile es mir mit Frodo. Der Bach schaut dabei zu. Er rauscht. Ich sage zu Frodo: "Der Bach will auch etwas von unserem Brot abhaben!" Frodo bellt und ich lache. Wir essen unser Brot lieber selber auf. Da ist der Bach wütend und rauscht um so mehr.

Nachdem auch die beiden anderen Mädchen ihre Geschichten vorgetragen haben, holt der Lehrer ein Buch aus seinem Aktenkoffer. "Nicht, daß ihr denkt, ich hätte auch eine Geschichte geschrieben. Nein, ich war nicht so fleißig wie ihr. Aber ich habe dieses Buch gefunden. Es steht nichts darin." Der Lehrer zeigt die leeren Seiten. Sie sind liniert. Auf dem Umschlag ist ein großer Wassertropfen zu sehen und eine Wasseroberfläche, in die bereits ein Tropfen gefallen sein muß, denn die Oberfläche zeigt deutliche Kreise, wie sie entstehen, wenn man etwas in einen Teich hinein wirft. Jetzt verkündet der Lehrer: "Ich habe das Buch zufällig gefunden und dachte bei mir, daß es genau das richtige ist, um da hinein viele Wassergeschichten zu schreiben. Dabei muß das Wasser ja nicht immer sprechen. Vielleicht fallen euch auch andere Geschichten ein, in denen das Wasser eine wichtige Rolle spielt. Ich lasse euch das Buch hier und wer mag, kann seine Geschichte hineinschreiben oder auch ein Bild dazu malen.

Manche Kinder schauen skeptisch drein. Andere möchten das Buch gleich haben, um zu Werke zu schreiten. Da sagt der Lehrer: "Ich gebe euch das Buch erst einmal herum. Jeder kann es anfassen und hinein schauen. Da bekommt ihr sicher viele Ideen.

Gerade als auch der letzte Schüler das Buch in den Händen hält, klingelt es zur Pause. Die Kinder strömen hinaus, während der letzte Schüler das Buch dem Lehrer zurückgeben will. "Das ist jetzt euer Wasserbuch. Magst du vielleicht die erste Geschichte hineinschreiben?" Der Junge sagt: "Ich male lieber einen Wassertropfen." - "Da bin ich aber gespannt, wie dir das gelingt", sagt der Lehrer und geht ebenfalls in die Pause.

15. Mai 2009

Gute Nacht