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GUTE-NACHT/2876: Der Geist in Pantoffeln und das durchsichtige Tuch (SB)


Gute Nacht Geschichten


Am Morgen ist Paddy ganz gespannt, ob der Geist, den Paddy in der Nacht gesehen hat, nur ein Traum war oder Wirklichkeit? Allein jedoch traut sich Paddy nicht, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Sie wartet bis ihre Mutter ins Zimmer kommt. Doch es ist Großmutter, die erscheint, um Paddy zu wecken.

"Guten Morgen! Hast du gut geschlafen?", fragt sie. "Ja, aber wo ist Mama?" - "Sie ist schnell zum Bäcker und holt frische Brötchen." - "Dann kann ich mich ja gar nicht anziehen", stellt Paddy fest. "Warum denn das nicht?", ist Großmutter überrascht. "Nun, sie wollte mit mir heute morgen in meine Kommode gucken", erklärt Paddy. "Das kannst du doch auch allein oder mit mir?" - "Aber Oma, da ist ein Geist drin", flüstert Paddy. "Wie kommt denn ein Geist in deine Kommode?", fragt Großmutter und setzt hinzu, "ist etwa Frau Mieder bei dir eingezogen?" Zuerst denkt Paddy, Großmutter wolle sie verulken. Doch Großmutter sagt das in einem so ernsten Ton, daß Paddy merkt, wie wichtig die Angelegenheit ihr ist. "Willst du mit mir nachsehen?", fragt sie deshalb. "In Ordnung", flüstert Großmutter, "wir sollten leise vorgehen. Dann wacht der Geist nicht auf. Du weißt doch, Geister schlafen am Tag." Auf Zehenspitzen treten die beiden an die Kommode heran. Ganz, ganz vorsichtig zieht Großmutter die oberste Schublade auf. Zuerst nur ein Stückchen, dann immer ein bißchen weiter. Paddy kann nichts entdecken, was dem leuchtenden Geist aus der Nacht gleicht. Enttäuscht läßt sie die Arme hängen, die sie eben noch vor ihr Gesicht gehalten hat, um sich dahinter zu verstecken. Sie will schon laut losschimpfen, da legt Großmutter ihren Zeigefinger vor den Mund und das heißt: "Leise." Und: "Vorsichtig." Dann flüstert Großmutter: "Geister sind am Tag doch durchsichtig." Dann zeigt sie auf etwas. Es scheint ein sehr dünnes Tuch zu sein. Paddy kann sich nicht daran erinnern, es schon früher in ihrer Kommode gesehen zu haben. Doch meist legt ja auch ihre Mutter die gewaschenen Sachen zusammen und wieder in die Kommode zurück.

Ganz vorsichtig hebt Großmutter das durchsichtige Tuch, das zwei Löcher aufweist, hoch. Damit geht sie zu dem Spielzeugkoffer, der auf dem Fußboden liegt. Er ist leer. Paddy hat alle Puppensachen, die darin waren, auf dem Fußboden verteilt. Großmutter legt behutsam das dünne Tuch in den Koffer und schließt ihn sogleich. Dann setzt sie sich obenauf. "Das wäre geschafft. Ich glaube, der Geist hat nichts bemerkt", sagt sie.

Paddy ist nicht sicher, ob Großmutter wirklich gerade einen Geist in ihren Koffer gesperrt hat oder sie nur verulkt. So fragt sie: "Was machen wir jetzt mit dem Geist?" - "Ich bringe den Koffer erst einmal in das Zimmer des Erhängten. Dort paßt er doch gut hin? Oder nicht?", findet Großmutter. Paddy nickt. Dann lacht sie: "Dann haben wir ein richtiges Gespenst für Mutti zum Geburtstag."

Während Großmutter nun den Koffer fortbringt, legt sich Paddy noch ein bißchen unter ihre Bettdecke in das schöne warme Bett. Hier wartet sie auf das Frühstück, das ihre Mutter sicher gleich ans Bett bringt. Bis dahin aber kann sie ja noch ein bißchen von den Geistern Mieder, Moder und Sekretär träumen.

7. März 2009

Gute Nacht