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GUTE-NACHT/2665: Marens Dschungel (SB)


Marens Dschungel

Der Krug steht auf der Spüle mit einem Rest angetrockneter Milch. Damit es Mama beim Abwaschen leichter hat, schüttet sie etwas Wasser mit einem Schuß Spülmittel hinein. Eigentlich möchte sie den Abwasch gleich erledigen. Doch es kommt anders. Die ältere Frau aus der Wohnung gegenüber braucht Hilfe beim Gardinenwaschen. Mama soll ihr bitte die Gardinen abnehmen und später wieder aufhängen.

Der Nachmittag vergeht und Maren kommt vom Spielen zurück. Ihr Magen knurrt, sie ist hungrig. Da ihre Mama nicht auf ihr Klingeln reagiert, denkt sie sich schon, daß die Gesuchte nebenan bei Oma Cortes ist. Also klingelt Maren bei der Nachbarin. "Was, so spät ist es schon?" entsetzt sich Marens Mutter, die noch gar nichts zu essen bereitgestellt hat. Doch jetzt einmal das Gardinenwaschen angefangen, möchte sie damit auch fertig werden.

"Du kannst schon einmal den Tisch decken. Dann bin ich auch bald da." Mutter schließt ihr noch die Wohnungstür auf und kehrt dann zu Oma Cortes zurück. Maren findet es schön, mal allein in der Wohnung zu sein und Dinge zu tun, die sonst ihre Mama erledigt. Dann ist es so, als sei es ihre Wohnung und sie sei schon groß. Maren holt sich Klein Paula aus ihrem Zimmer und setzt sie an den Tisch. "Hast du dir auch die Hände gewaschen?" fragt sie die Puppe und antwortet für dieselbe. "Nein? Dann aber schnell ans Waschbecken." Jetzt wäscht Maren sich und der kleinen Paula die Hände. Nun kann der Tisch gedeckt werden.

Brettchen, Tassen und Besteck sind schnell aufgetischt. Doch Mama ist noch nicht in Sicht. Maren überlegt, was sie denn jetzt noch erledigen könnte. Sie blickt zur Fensterbank. Die Blumen sehen ziemlich durstig aus. Maren geht zur Spüle und nimmt den Krug, der dort steht. In den Rest Milch läßt Maren noch etwas Wasser fließen. "Ein bißchen Milch kann den Pflanzen bestimmt nicht schaden", denkt Maren und verteilt den Inhalt. Auch die Pflanze in ihrem Zimmer bekommt eine gute Portion ab. "Komisch", denkt Maren, "diese Milch ist aber ganz schön schaumig." Der Krug ist jetzt leer. So stellt Maren ihn auf die Spüle zurück. Endlich kommt auch Mama und die drei - Mama, Maren und Klein Paula - essen Abendbrot.

Bald danach liegen Maren und Klein Paula im Bett. Maren hat kein Himmelbett. Aber an der Decke ihres Zimmers breitet sich eine wunderbare Kletterpflanze aus. Das Wunderbare an ihr ist, daß sie ständig wächst. Mutter meint: "Das ist ja wie im Dschungel bei dir." Diesen Dschungel hatte Mama von ihrer Schwester bekommen, weil diese in Urlaub fuhr und ihre Pflanze nicht alleine lassen wollte. Am Anfang als Mama die Pflanze ins Zimmer brachte, fand Maren sie recht unheimlich. "Was ist, wenn sie einmal nachts herunterwächst und sich um meinen Hals schlingt?", hatte Maren gefragt. "Das tut sie nicht, so schnell kann sie nun auch wieder nicht größer werden. Außerdem befestige ich ihre Zweige doch an der Zimmerdecke. So stört sie dich nicht."

Am Anfang hätte Maren die Pflanze am liebsten gleich wieder aus dem Zimmer rausgeschmissen. Aber weil sie von Tante Ella war, und sie ihre einzige Tante sehr gut leiden mochte, erhielt die Pflanze "Asyl". Nach einer Woche dann hatte sich Maren schon so an den Anblick der Pflanze über ihrem Bett gewöhnt, daß sie beschloß, Tante Ella zu bitten, sie doch für immer bei ihr zu belassen. Schließlich fuhr ihre Tante häufig in Urlaub. Da war es doch besser, die Pflanze an einem Platz zu belassen. Sie ständig mal hier mal dorthin zu transportieren, würde der schnellwachsenden Freundin sicher schaden. Maren hatte ihre Tante nach der Rückkehr aus dem Urlaub sogleich gefragt und diese war einverstanden. So war Maren zu ihrer ersten eigenen Pflanze gekommen.

Tante Ella hatte gesagt, daß es gut sei, wenn sie mit der Pflanze spreche oder ihr Musik vorspiele. Diesen Hinweis beherzigt Maren. Manchmal singt sie der Pflanze ein Lied vor. Klein Paula ist da schon einmal richtig eifersüchtig geworden. Maren hatte ihr dann aber erklärt, daß ein Lied doch viele Herzen glücklich machen kann, nämlich alle, die es hören. Mit dieser Erklärung war Klein Paula wohl einverstanden, denn sie war bald in Marens Armen eingeschlafen.

"Gute Nacht, Klein Paula. Gute Nacht, Dschungelpflanze!" hatte Maren dann gesagt. Maren fand, daß der Name Dschungelpflanze nicht besonders schön klingt und versprach der Pflanze, sich einen neuen Namen für sie auszudenken.

23. Juni 2008

Gute Nacht