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GUTE-NACHT/2626: Ein Pfennig auf Reisen - Weitergewandert (SB)


Ein Pfennig auf Reisen

Rücklings war der kleine Pfennig über die Schulter eines Mannes geworfen worden, in dessen Geldbeutel der Pfennig seit vielen Jahren gesteckt hat. Da nun auch ein Pfennig Gewicht hat, fiel die kleine runde Scheibe auf den Boden, direkt in eine Pfütze. Die Pfütze war nur sehr flach, denn es hatte noch nicht allzuviel geregnet. Dennoch konnte der Pfennig ein Bad nehmen. Aber nicht lange, da wurde er auch schon wieder aufgehoben. Ein anderer Mann hatte ihn ergriffen. Er hatte wohl mit angesehen, wie der Pfennig weggeworfen wurde.

Warum der Finder des Pfennigs dem Wegwerfer nun einen Cent rüberreichte, wird wohl immer ein Geheimnis bleiben. Denn dem Pfennig verriet er seine geheimen Gedanken nicht und auch dem Mann mit der Bratwurst nannte er keinen Beweggrund.


*


Den kleinen Pfennig interessiert das alles nicht. Er hat erreicht, was er wollte. Er ist an einem neuen Platz, bei einer anderen Person gelandet, der er Glück bringen kann. Zwar hat diese Person ihn nicht dreimal bespuckt, aber das ist ja auch nicht unbedingt nötig. Schließlich hat der Pfennig zuvor ja ein Bad genommen, und das war auch schön naß. Der Finder hat den Pfennig nicht etwa in seine Geldbörse gesteckt. Er hat den Pfennig lange angesehen und die Daten darauf genau geprüft. Dannach hat der Mann gelächelt und den Pfennig noch einige Zeit in seinen Händen hin und her bewegt. Anschließend steckte er die gefundene Münze in die Tasche seines Hemdes. Hier ist der Pfennig ganz allein. Aber es ist hier nicht so dunkel wie in der Geldbörse. Das hat Vorteile. Erst am Abend wird es auch hier im Hemd dunkel. Da weiß der Pfennig, daß es Schlafenszeit ist. Denn auch ein Pfennig kann nicht immer wach bleiben.


Erstveröffentlichung am 29. August 2003

10. Mai 2008

Gute Nacht