Schattenblick →INFOPOOL →KINDERBLICK → GESCHICHTEN

GUTE-NACHT/2579: Ein Atelier für das Häuschen am Hang? (SB)


Ein Atelier für das Häuschen am Hang?

Etwas mulmig ist Hedda schon zumute, als sie die Treppe zum Dachboden hinaufsteigt. Oben ist eine Klappe, die den Boden vom Flur trennt. Diese drückt Hedda nach oben weg. Was wird sie da oben wohl erwarten? In der letzten Nacht war ein lautes Geräusch vom Dachboden her zu vernehmen gewesen. Jetzt sollte geklärt werden, was dieses Geräusch hervorgebracht hatte.

"Kann ich schon kommen?", fragt ein Stimmchen unten am Fuß der Treppe. Hedda will erst einmal selbst auf dem Dachboden nachsehen, bevor Mandy heraufkommen kann. "Einen Moment noch", gibt Hedda nach unten weiter.

Hedda schaut sich um. Nichts ist zu entdecken, das den lauten Knall verursacht haben könnte. "Ist da oben ein Marder?", ruft Mandy nach oben. Hedda kann keine Spuren eines Marders erkennen. "Du kannst heraufkommen, aber sei vorsichtig und halte dich am Geländer fest", ruft Hedda nach unten. Dann hift sie Mandy die letzten Stufen zu überwinden, die etwas weiter auseinanderstehen.

Der Dachboden breitet sich nun vor Mandy aus. Wäre er ein hergerichtetes Zimmer, indem der Dachgiebel die Zimmerdecke ersetzt, wäre dies das größte Zimmer im Haus. Auf der Seite zur Straße hin gibt es sogar zwei Fenster. Trotzdem ist der Dachboden recht dunkel, was wohl an den dunklen Balken und den ebenso dunklen Dachpfannen liegt.

"Hast du etwas entdeckt?", fragt Mandy. Hedda schüttelt den Kopf. "Nichts, was das laute Geräusch hätte erzeugt haben können." Mandy schaut sich um und entdeckt jede Menge Kartons und Koffer. "Was ist da drin?" möchte sie wissen. "Hier das sind Sachen von Anna-Maria und da drüben sind noch die Spielsachen von meinem Vermieter. Er hat mit seinen Eltern hier gelebt. Seine Eltern sind inzwischen schon verstorben und er lebt in einer anderen Stadt und studiert dort.

Hedda geht hinüber zum Fenster und blickt hinaus. "Von hier oben hat man einen richtig guten Blick über diesen Ortsteil", stellt Hedda fest. Mandy kommt herbei und blickt ebenfalls über die Dächer der anderen Häuser, die viel niedriger gebaut sind als das Häuschen hier. "Darf ich mal in die Kisten schauen, was da alles drin ist?", fragt Mandy. Ihre Tante ist einverstanden. Mandy findet viele alte kurze und lange Kleider. Mandys Verkleidungsherz freut sich. "Darf ich die Sachen mal anprobieren?", fragt sie. Hedda findet das in Ordnung.

Zwischen all den Kleidern, Hüten und Tüchern findet Mandy eine Photografie. Mandy weiß sogleich, daß dies Anna-Maria sein muß. "Ja, das ist sie", bestätigt Hedda. "Warum ist das Bild so blaß?", fragt Mandy. Sie reicht das Papier ihrer Tante. Anna-Maria ging auch zur Kunst-Uni und entwickelte selber Photos. Das ist eines davon. Sie hat das Bild nicht lange genug in der Schale mit dem Entwickler gelassen oder das Photopapier zu kurz belichtet, deshalb ist es insgesamt so hell. Mandy staunt. Selber Photos zu entwickeln, das macht bestimmt Spaß. "Darf ich auch mal mit dir Photos machen?" - "Das läßt sich einrichten", bejaht Hedda den ausgesprochenen Wunsch.

"Nun laß uns wieder nach unten gehen", schlägt Hedda vor. Doch Mandy möchte noch in einer anderen Kiste stöbern, einer Kiste mit Büchern. Zwar kann Mandy noch nicht lesen, aber sie zieht gleich zwei Bilderbücher aus der Kiste hervor und dann findet sie auch noch ein Buch mit Geschichten, Märchen und Fabeln. "Darf ich das mit nach unten nehmen?", bittet Mandy. Hedda klemmt sich die Bücher unter den Arm und geht vor. So hilft sie Mandy die steile Bodentreppe wieder hinunter. Dann steigt sie noch einmal nach oben und schließt die Klappe. "Den Dachboden auszubauen, das wäre total toll. Dann hätten wir jede Menge Platz", überlegt sich Hedda.

Am Abend als die beiden im Bett liegen, berichtet Hedda von ihren Überlegungen, wie schön es sei, wenn auch der Dachboden noch ein ausgebautes Zimmer wäre. "Dann könnten wir da oben unser Atelier einbauen." - "Was ist ein Atelier?", fragt Mandy. "Ein Atelier ist ein großer, gut mit Tageslicht belichteter Raum, in dem Künstler malen und auch ihre Werke ausstellen, also eine Künstlerwerkstatt, oder es ist ein Raum, indem gar kein Tageslicht eindringt, indem nur mit künstlichem Licht gearbeitet wird, um besondere Photos zu schießen oder wo Filme aufgenommen werden. Aber auch ein Schneider, der an seinen Kunden genau Maß nimmt, arbeitet in seinem Atelier." - "Ich möchte auch ein Atelier", sagt Mandy bestimmt. Beide malen sich aus, wie ihr Atelier ausschauen möge.

Am Ende sind beide mächtig müde vom Planen. Dann heißt es: "Gute Nacht, Mandy!" - "Gute Nacht, Hedda!"

14. März 2008

Gute Nacht