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GUTE-NACHT/2518: Willibald und Rosalinde suchen einen Schatz (SB)


Mutter Maus im Sandmannhaus

Die Großen aber, die wollen noch nicht schlafen. Willi und Mausalinde löchern Mutter Maus weiterzuerzählen. "Wann ist das Gespenst wieder aufgewacht?" möchte Willi wissen und Mausalinde fragt: "Oder schläft es noch?" Mutter Maus sieht ein, daß sie ohne das Ende der Geschichte zu erzählen, an diesem Abend keine Ruhe bekommt. Also erzählt sie weiter.


*


Eines Tages wurde die Zeit neu erfunden und mit ihr kehrten die verschwundenen Dinge zurück. Es gab wieder Burgen mit Dachböden, auf denen jede Menge Kommoden herumstanden. Was es aber nicht mehr gab, das war das kleine Burggespenst.

Viele Jahre vergingen. In der Burg lebten schon längst keine Ritter mehr und für die Menschen, die danach kamen, wurden andere Häuser gebaut. Gern aber besuchten sie die alten starken Mauern und erinnerten sich an die vergangene Zeit mit ihren Rittern und Ritterfräuleins.

So kam es, daß auch Willibald und Rosalinde eines Tages die Burg besuchten, um dort Ritter und Prinzessin zu spielen, wie das Kinder so mögen. Willibald war in ihrem Spiel unsäglich in Prinzessin Rosalinde verliebt. Doch der König verbot diese Liebe. Nur wenn Willibald den verlorenen Schatz der Ahnen wiederentdecken würde, sollte eine Verbindung zwischen den beiden möglich werden. Rosalinde half ihrem Ritter Willibald natürlich bei der Suche.

Die beiden Kinder hatten von einer alten Legende gehört, die stets allen Burgbesuchern erzählt wurde. Diese Legende besagte, daß ein verborgener Schatz am Fuße der Ahnen zu finden sei. Diesen Schatz wollten die Kinder heben.

Der Ritter Willibald und Prinzessin Rosalinde überlegten, was wohl mit dem Fuß der Ahnen gemeint sein könnte. Sie rätselten und das Geheimnis ließ ihnen keine Ruhe, so daß sie immer wieder zur Burg heraufkamen. Sogar in manchen Nächten stahlen sie sich von zuhause fort. Denn es konnte ja sein, daß der Schatz nur in der Nacht geborgen werden konnte.

Sie kamen nach vielen Nächten dahinter, daß die Burg selbst bei Mondlicht wie ein Fuß aussah. Noch in der selben Nacht begannen die beiden rund um die Burg zu graben und durchsuchten die ganze Erde nach dem Schatz. Auf diese Weise stießen die beiden Kinder mitten in ihrem Spiel auf etwas Hartes. Als sie dieses ausbuddelten, kamen zwei verrostete Eisenstangen zum Vorschein. Willibald und Rosalinde meinten, es könnten einmal alte Schwerter gewesen sein und fügten diese nun als den Schatz der Ahnen in ihr Spiel ein.

Doch da geschah etwas Seltsames. Als die Kinder die rostigen Eisen berührten, entdeckten sie gleichzeitig oben am Burgturm eine alte Uhr. Allerdings war nur das Zifferblatt zu erkennen, die Zeiger fehlten. Da erkannten Willibald und Rosalinde, daß die gefundenen Eisen nur die Zeiger der Uhr sein konnten.

Sie überließen den Ritter und die Prinzessin sich selbst und liefen hinunter in ihr Städtchen. Dort zeigten sie ihren Fund dem Bürgermeister und erzählten ihm von der Uhr am Turm. Auch der Bürgermeister konnte sich nicht erinnern, jemals eine Uhr am Turm gesehen zu haben. Doch die Kinder behaupteten steif und fest, da wäre eine. Sogleich ging der Bürgermeister mit den Kindern den Berg zur Burg hinauf, der einzigen wirklichen Attraktion der kleinen Stadt.


*


Mutter Maus muß erst einmal einen Schluck Wasser trinken, so trocken ist ihre Kehle vom Erzählen. "So, jetzt ist aber wirklich genug für heute", sagt sie, "ich habe morgen einen langen Tag vor mir. Da ist es höchste Zeit für mich, zu schlafen." Mausalinde und Willi wissen, daß sie jetzt nicht weiterdrängeln können und geben sich geschlagen. "Aber morgen erzählst du uns das Ende!" - "Abgemacht", sagt Mutter Maus, "Gute Nacht."

3. Januar 2008

Gute Nacht