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GUTE-NACHT/2366: Teddy und die Schnecke (SB)


Nicht jeder möchte Hilfe

"So eine Landstraße ist ganz schön lang", stellt Teddy fest und hält Ausschau nach einem fahrbaren Untersatz. Die Straßen sind vom Regen noch leicht feucht. Doch die Sonne trocknet sie bereits wieder. Ein Stein am Straßenrand läd Teddy zu einer Verschnaufpause ein. Auch von hier aus kann er die Straße überblicken und erkennen, ob ein Fahrzeug vorbeikommt, das ihn vielleicht ein Stück mitnimmt.

Einige Vögel ziehen über Teddy hinweg, ansonsten bleibt die Straße ruhig. Dann plötzlich in der Ferne taucht etwas Bewegliches auf. Teddy hält es für ein Haus auf Rädern. Er kann es nicht so gut erkennen, weil die Sonne ihn blendet. Teddy zieht seinen Hut ins Gesicht, um besser sehen zu können. Das etwas entpuppt sich als eine Schnecke mit Haus. "Deshalb dauert das so lange", wundert sich Teddy jetzt nicht mehr.

Ganz außer Atem kommt die Schnecke bei Teddy an. "Auch ein Päuschen gefällig?" fragt Teddy. Die Schnecke nickt mit ihren Fühlern. "Möchtest du die Landschaft und die schöne Aussicht genießen?" fragt Teddy. Auch diesmal nickt die Schnecke wieder. Sie beginnt sogleich damit, den Stein zu erkimmen. "Das braucht du nicht", sagt Teddy, "ich kann dich doch hochheben." Aber die Schnecke verweigert. Nur weil ihr Kriechen anderen viel zu langsam erscheint, möchte die Schnecke doch selber bestimmen, wann und wie sie wo ankommt. Eine kleine Hilfe will Teddy ihr aber schon geben und er legt seinen Spazierstock gegen den Stein, damit sie auf ihm nach oben kriechen kann. Teddy rutscht ein Stück nach hinten, so daß die herannahende Schnecke auch einen schönen Platz auf dem Stein erhält.

"Oh dort drüben auf der anderen Straßenseite wächst sehr schönes Gras", entdeckt die Schnecke, "da möchte ich hin." Teddy ahnt, wie lange die Schnecke brauchen wird, um die Straße zu überqueren. Das aber kann gefärlich werden. Deshalb sagt er: "Ich werde dich hinübertragen." Die Schnecke protestiert: "Das kann ich selber!" - Teddy gibt nicht auf: "Aber die Sonne brennt so heiß. Wie schnell ist die feuchte Straße ganz abgetrocknet und brennt an deiner Sohle!" Die Schnecke hat nur etwas von schnell gehört, da ist sie schon wieder beleidigt. "Warum halten mich alle nur für langsam! Ich bin die schnellste Schnecke in unserer Familie. Deshalb habe ich mich auch bis hierher vorgewagt", erklärt sie und fügt hinzu, "wenn es mir zu heiß wird, krieche ich einfach in mein Haus. Wie du siehst habe ich für meine Reise gut vorgesorgt."

Teddy möchte nicht, daß der so mutigen Schnecke etwas geschieht. Er kennt viele Gefahren. Wenn es nicht die Sonne ist, die der Schnecke schaden kann, können Vögel sie auf der freien Strecke entdecken und nach ihr schnappen. Oder ein Fahrzeug kann kommen und die Schnecke plattfahren. Jetzt hat Teddy eine Idee: "Wenn ich dir nicht helfen kann, willst du dann vielleicht mir helfen?" Die Schnecke ist neugierig, wie sie Teddy behilflich sein kann. "Ich möchte auch über die Straße, denn da drüben geht mein Weg weiter. Aber ich habe Angst, eines dieser wilden Fahrzeuge könnte mich überfahren. Möchtest du nicht mit mir Ausschau halten nach ihnen?" - "Wie kann ich das?" fragt die Schnecke. "Ich halte dich hoch über meinen Kopf und du schaust, ob ein Fahrzeug auf uns zukommt. Gemeinsam haben wir vier Augen. Das ist besser als zwei."

So wird es gemacht. Teddy und Schnecke gehen gemeinsam über die Straße. Auf der anderen Seite setzt Teddy die Schnecke wieder ab. Teddy bedankt sich für die Hilfe. Ein Stück gehen die beiden noch gemeinsam. Dann trennen sich ihre Wege. Teddy möchte heute noch ein gutes Stück vorankommen. Die Schnecke aber ist müde und zieht sich in ihr Haus zurück.

3. Juli 2007

Gute Nacht