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GUTE-NACHT/2355: Teddy auf der Lauer (SB)


Wanderburschen gesucht

Neugierig schaut Teddy den Fingern der alten Dame zu, wie sie aus einem Stückchen schwarzen Cordstoff einen richtigen Anzug in Teddy's Größe schneidern. Endlich scheint er fertig zu sein. Es fehlen nur noch die Knöpfe. Doch zuvor ist Anprobe. "Sind die Hosenbeine nicht zu kurz geraten? Kommt Teddy mit den Armen gut in die Jacke hinein? Sieht der Anzug auch noch fein aus, wenn Teddy ihn im Sitzen an hat?" Das sind Fragen, die sich die Schneiderin stellt.

Teddy dagegen möchte zu gerne wissen, warum es gerade ein schwarzer Anzug sein soll. "Der sieht wirklich traurig aus", denkt Teddy, "warum ist er nicht rot oder besser blau!" Blau ist zur Zeit Teddy's Lieblingsfarbe. So lange hat er in der dunklen Kiste gelegen, daß ihn die Farbe Blau an die Freiheit des Himmels erinnert.

Gerade sieht Teddy die großen silbernen Knöpfe, die in zwei Reihen an die Jacke genäht werden sollen und findet den schwarzen Stoff gar nicht mehr so übel. Jetzt erklärt die ältere Dame auch, was es mit diesem Anzug und dem dazu passenden Hut auf sich hat: "Solche Anzüge tragen Tischler und Schreiner, wenn sie auf Wanderschaft gehen. Sie kehren dann für einige Jahre nicht mehr in ihre Heimat zurück. Zu Fuß unterwegs verdingen sie sich mal hier und mal dort. Sie haben auch keinen Koffer dabei, nur ihren Stock und ein kleines Bündel mit ihren Habseligkeiten..."

Während die ältere Dame so erzählt, steckt sie Teddy in den Anzug hinein. Teddy sieht richtig überzeugend darin aus, als wollte er auch geich auf Wanderschaft gehen. Neugierig hat ihn das Erzählen der alten Dame schon gemacht, und bevor er sich in einen ihrer Glasschränke sperren läßt, macht er sich lieber aus dem Staub, um seine Anzugsbrüder zu suchen und mit ihnen durch die Lande zu ziehen. Doch um dies zu verwirklichen, braucht Teddy einen Plan und eine Gelegenheit, um von hier zu entwischen, bevor die Glasschranktür zuschnappt.

20. Juni 2007

Gute Nacht