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GUTE-NACHT/2351: Teddy auf Zwischenstation (SB)


An der Bushaltestelle

In einem von vier Kartons, die voll mit kaputtem Spielzeug sind, liegt Teddy und versucht sich zu befreien. Er möchte endlich raus aus diesem stickigen Karton - bsonders weil alle vier jetzt auf der Straße stehen, zur Abholung des Sperrmülls bereit. Doch Teddy will nicht auf dem Müllberg landen und dort plattgewalzt werden. Deshalb versucht er mit allen Mitteln, aus dem Karton heraus zu gelangen. Doch Kratzen hilft da gar nichts. Auch Treten gegen die Kartonwände hilft nicht wirklich. Was so ein echter Bananenkarton ist, hält schon eine Menge aus. Teddy fragt sich, warum die anderen Spielsachen nicht mithelfen. Sie liegen nur stumm herum und warten auf das, was da kommen mag.

Durch die Griffschlitze im Karton erkennt Teddy, daß es draußen langsam ganz dunkel geworden ist. Teddy überlegt, wie er sich nun ohne fremde Hilfe selber aus dieser Situation befreien kann. Aber ihm fällt nichts ein. Nun ist auch ins Innere des Kartons die Dunkelheit der Nacht gedrungen. Teddy wird ganz schläfrig. "Ein kleines Nickerchen wird mir gut tun," denkt er und schließt seine Kulleraugen.

Dann, es scheint noch mitten in der Nacht, beginnt ein richtiges Pfeifkonzert. Zuerst begrüßen nur wenige Vögel den heraufnahenden Morgen. Dann erwachen immer mehr. Bald sind die vier Kartons scheinbar von einem ganzen Schwarm Vögel umgeben.

Teddy ruft sie, sie möchten doch kommen und mit ihrem spitzen Schnabel ein Loch in die Pappwand stoßen. Aber die Vögel hören ihn nicht. Dann wird das Zwitschern weniger. "Warum?" fragt sich Teddy. Die Antwort erhält er sogleich. Das Wetter ändert sich. Es beginnt zu regnen und sogar zu hageln. Der Hagel klopft gegen die Pappwände, als drohe jemand die Wand einzureißen. Das kann Teddy heute gar nicht stören. Es kommt ihm gerade recht, wenn endlich die Wände seines Gefängnisses einstürzen. Dann aber kommt es anders als gedacht. Der Regen hat sich einen Weg ins Innere des Kartons gebahnt.

"Ih, wie ungemütlich", findet Teddy die Nässe, die ihm sein Fell am Hals durchweicht. Doch wenn Wasser eindringen kann, gibt es hier auch irgendwo einen Eingang. Teddy begibt sich auf die Suche danach und kämpft sich durch die vielen Spielsachen nach oben hin durch. "Hier ist es, wo das Wasser herkommt", entdeckt Teddy. "Ist es denn die Möglichkeit", staunt er, "da versuche ich die ganze Zeit aus diesem Karton zu kommen und finde das Loch im Deckel nicht!" Teddy wundert sich wirklich. Als er dann die Pappe, die dieses Loch bedeckte, entzwei gerissen hat, klettert er durch das freigelegte Loch des Bananenkarton nach draußen. "Wieso habe ich diesen Ausgang nicht schon früher entdeckt?" fragt sich Teddy. Doch das ist leicht zu erklären. Als die vier Kartons noch auf dem Dachboden standen, befand sich Teddy im Karton ganz unten. Da konnte er so viel er wollte versuchen, nach oben hin aus dem Karton zu klettern, die darüberstehenden Kartons hielten ihn zurück. Sie waren so schwer, daß er sie nicht beiseite schieben konnte. Jetzt aber steht Teddy's Karton zu oberst. Nun ist es leicht, herauszusteigen.

Teddy streckt sich erst einmal und freut sich an der frischen Luft zu sein. Doch der niederfallende Regen durchnäßt nun sein ganzes Fell. Das mag Teddy gar nicht und er hält Ausschau nach einem Unterstand. "Da, ein Unterschlupf!" Von dem Kartonstapel klettert Teddy herunter und läuft hinüber. Der Unterstand ist in Wirklichkeit eine Bushaltestelle. Hier kann Teddy verschnaufen. Gerade noch rechtzeitig hat er es geschafft, denn in diesem Moment kommt das Müllauto, das den Sperrmüll abholt, um die Ecke gefahren. Die vier Kartons werden von einem riesigen Maul verschluckt. Da hat Teddy aber gerade noch einmal Glück gehabt.

15. Juni 2007

Gute Nacht