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GUTE-NACHT/2346: Familie Schwalbe - Sage vom Schöllkraut (SB)


Familie Schwalbe - Sage vom Schöllkraut

Einst lebte eine Schwalbe, die wie alle anderen ein Schwalbenweibchen suchte. Zusammen bauten die beiden dann ein Nest, um dort ihre Kinder aufzuziehen. Das Weibchen legte die Eier hinein und blieb darauf sitzen, bis die Jungen an die Eierschale klopften und diese dann durchbrachen. Schwalbenvater und Schwalbenmutter freuten sich über ihre Kinder und begannen sie von morgens bis abends zu füttern. Nur in der Nacht konnten sie sich ausruhen.

Bald kam die Zeit, daß die Schwalbenkinder selbst das Fliegen lernen sollten. Aber was sahen die Eltern da? Ihre Kinder waren blind geboren. Wie sollten sie sich jetzt in der Welt zurechtfinden?

Zwar hätten die Eltern ihre Kinder auch weiterhin füttern können. Doch der Winter stand bevor. Würden sie nicht fortfliegen, würden sie alle sterben. Da beschlossen die Schwalbeneltern folgendes. Während die Mutter die Kinder weiter den ganzen Tag fütterte, flog der Schwalbenvater fort, um ein Mittel zu finden, das den Schwalbenkindern die Augen öffnen würde. Zuerst suchte der Schwalbenvater Rat bei den Menschen, die er doch für besonders schlau hielt. Doch sie konnten ihm nicht helfen. Dann fragte der Schwalbenvater alle Tiere, ob sie denn ein Mittel für seine Kinder hätten. Doch auch die Tiere konnten ihm nicht helfen. Da gedachte der Schwalbenvater der Pflanzen. Aber auch die Pflanzen wußten keinen Rat bis auf eine. Es war das kleine Schöllkraut. Es allein besaß die Macht den Schwalbenkindern zu helfen. Doch das konnte nur geschehen, wenn der Schwalbenvater an die dem Schöllkraut innelebende Macht glaubte. "Es bleibt mir nichts anderes übrig, als dir zu vertrauen, wenn ich mit meiner Familie im Winter nicht erfrieren will." So geschah es. Der Schwalbenvater erhielt ein wenig Flüssigkeit aus dem Stengel des Schöllkrautes in seinen Schnabel geträufelt. Ohne zu essen oder zu trinken flog der Schwalbenvater wieder an den Ort zurück, wo er das Nest gebaut hatte. Hier warteten schon ungeduldig die Schwalbenkinder. Endlich honnte das Schwalbenmännchen den Saft des Schöllkrautes aus seinem Schnabel in die Augen seiner Kinder träufeln. Jetzt geschah das Wunder. Die Kinder konnten endlich sehen.

Gleich am nächsten Tag lernten sie das Fliegen. Jetzt
konnten sie es nicht mehr abwarten, in die weite Welt
hinaus zu fliegen. Die Eltern erklärten den Weg, so daß
die Kinder schon ein Stückchen vorfliegen konnten,
während die müden Eltern sich jetzt selbst erst einmal
an Mücken und anderen Insekten stärkten. Dann folgten
auch sie in den Süden.

9. Juni 2007

Gute Nacht