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GUTE-NACHT/2279: Maria hört von Sammy und Opa Mümmel (SB)


Siebzehn Tage bis Ostern

Ostern rückt immer näher. Kein Wunder, wenn am Abend zur Schlafenszeit Maria eine Hasengeschichte vorgelesen bekommt.


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O s t e r h a s e n b a n d e

"Auweiha", stöhnt der Osterhase Mümmel, "noch so viele weiße Eier und nur noch zwölf Tage bis Ostern." - "Opa, kann ich dir helfen?" fragt der kleine Hase Sammy. Opa Mümmel überlegt. "Ja, vielleicht wird es Zeit, daß du lernst, wie wir Hasen die Eier verzieren und wie wir sie zu Ostern verstecken." Sammy findet das prima und nimmt sich gleich einen Pinsel von Opas Arbeitstisch. "Stop, so schnell geht das nicht. Du solltest das Eierbemalen von Anfang an lernen."

Sammy überlegt: "Warum mußt du so viele Eier bemalen und das ganz allein?" Opa Mümmel denkt an frühere Zeiten und sagt: "Ja, mein kleiner Sammy, früher war ich nicht allein. Unsere Familie war eine große Familie. Uroma und Uropa, die Großeltern, die Eltern, die Kinder und die Enkel lebten und arbeiteten einträchtig zusammen. Im Frühjahr hatten wir die meiste Arbeit. Sie bestand darin, Ostereier für die Menschen zu bemalen und diese am heiligen Osterfest zu verteilen. Die Menschen freuten sich riesig darauf, die versteckten Eier zu suchen, zu finden und zu essen. Mit den Jahren wollten immer weniger Menschen echte Ostereier suchen und noch weniger sie essen."

"Aber warum?" fragt Sammy. Opa Mümmel berichtet weiter: "Die Menschen wurden plötzlich verrückt nach Schokoladen-Ostereiern. Nur noch süße Sachen wollten sie. Dabei sind diese auch noch ungesund, wenn Menschen zu viele davon essen. Menschen haben schließlich nicht so gute Zähne wie wir, die immer wieder nachwachsen."

Nach einer kleinen Pause fährt Opa Mümmel fort: "Mit der Zeit glaubten die Menschen nicht mehr an uns Osterhasen. Sie kauften sich die bunten Eier einfach in einem Geschäft ein. Nicht genug, daß unsere Arbeit überflüssig wurde. Nein, die Menschen machten sich auch noch lustig über uns und formten Osterhasen aus Schokolade. Diese wickelten sie in Goldpapier und verkauften sie als leckere Speise. Viele Mitglieder aus unserer Hasenfamilie langweilten sich jetzt. Es gab Verdruß, weil unsere kunstvollen Eier nicht mehr gefragt waren. Häufig kam es sogar zum Streit zwischen den alten und den jungen Hasen. So zogen viele der jungen Hasen in die Stadt, um dort ihr Glück zu versuchen und kamen nie mehr heim."

"Opa, wie kommt es aber, daß du jetzt so viel zu tun hast?" wundert sich Sammy. "Tja", freut sich der alte Mümmel, "im Laufe der Zeit entdeckten einige Menschen, daß sie mit all den Schokoladen-Ostereiern und den goldenen und lilanen Schokoladen-Osterhasen ihre Kinder nicht glücklich machen konnten. Ja, und weil die Kinder noch an uns glaubten, so bekamen die wenigen Osterhasen, die noch auf dem Lande geblieben waren, wieder eine Menge zu tun."

"Das ist doch schön", freut sich Sammy. "Ja, das ist schön", sagt auch Opa Mümmel. Doch in seiner Stimme schwingt noch die Sehnsucht mit nach den alten Tagen, in denen es im Osterhasenhaus im Frühjahr immer ganz aufgeregt zuging. "Sammy, es ist schon spät. Jetzt gehst du erst einmal schnell in die Hasen-Koje, und morgen unterweise ich dich im Handwerk des Ostereier-Bemalens."

22. März 2007

Gute Nacht