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GUTE-NACHT/2238: Mariä Lichtmess, Pfannkuchen als Glücksbringer (SB)


Das alte Schulhaus im Februar

Pfannkuchen an Mariä Lichtmess


Den ganzen Vormittag liegt Nebel über dem Land. Trotz wenig Wind vermittelt die Feuchtigkeit Kälte, die ohne Handschuhe in die Glieder fährt. Annas Großmutter spürt das genau. Sie sitzt auf der Bank im Unterstand der Bushaltestelle und wartet auf ihre Enkelin. Jeden Mittag holt Großmutter Anna vom Bus ab. Sie möchte dabei sein, wenn Anna über die Straße geht. Zwar stehen Schilder am Rand der Straße, daß hier Schulkinder die Fahrbahn kreuzen. Aber kaum ein Autofahrer hält sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung, die allein die Ortschaft schon vorschreibt. "Wie schön wäre es, wenn Anna hier in die alte Schule gehen könnte?" denkt Großmutter, die selber noch hier zur Schule ging. Jetzt beinhaltet das alte Gebäude nur Wohnungen. Nichts erinnert mehr an ein Schulhaus. Höchstens noch die alte Wahlurne, die oben auf dem Dachboden schlummert.


*


Endlich hört Großmutter den Bus herannahen. Dann hält er auch schon an und Anna steigt aus. "Na, wie war es heute in der Schule?" fragt Großmutter. "Ganz gut!" sagt Anna. Doch jetzt hat sie erst einmal Hunger, besonders weil sie weiß, was es heute zu Mittag geben soll. "Ich freue mich schon so auf die Pfannkuchen, die du heute backen willst", strahlt Anna. "Den Teig habe ich auch schon heute früh angesetzt, wie jedes Jahr am zweiten Februar", lacht Großmutter. So lange sie denken kann, gab es immer an diesem Tag, dem Gedenktag von Mariä Lichtmess Pfannkuchen. Schon ihre Mutter hatte das so getan und davor deren. Denn warf man den ersten Pfannkuchen direkt aus der Pfanne in die Luft und fing ihn auch wieder auf, so bedeutete das, im kommenden Jahr bis zum nächsten Lichtmessfest gehe einem das Geld nie aus.

Großmutter kennt viele Lichtmess-Bräuche:
Wirft man z.B. den ersten Pfannkuchen auf den Vorratsschrank und läßt ihn dort bis zum nächsten Jahr liegen, dann soll der Schrank niemals leer werden. In anderen Gegenden werfen die Pfannkuchenbäcker den allerersten Pfannkuchen den Vögeln vor. Sie sollen den Werfer vor Bösem warnen. Gibt man ihn stattdessen den Hühnern, so sollen sie das ganze Jahr über gut Eier legen.

Was ist eigentlich Mariä Lichtmess? Im Grunde ist es das erste Frühlingsfest des Jahres. Es wurde schon 500 Jahre bevor Christus geboren wurde zu Ehren des Gottes Februus, dem Gott der Unterwelt, gefeiert. Später bei den Christen der katholischen Kirche wurde dieser Tag als "Fest der Darstellung des Herrn Jesus" eingeführt. Denn das Gesetz Moses verlangte, daß männliche Erstgeborene vierzig Tage nach ihrer Geburt in den Tempel gebracht wurden. Im Jahr 431 nach Christus wurde auf einem Treffen der Kirchenmänner, dem Konzil zu Ephesus, Maria, der Mutter von Jesus, ein Titel verliehen. Sie erhielt den Titel "Gottesgebärerin". Maria wurde sehr beliebt im Volk. Viele gingen in die Kirche, um ihr zu Füßen zu beten. So kam es im Laufe der Zeit, daß dieser Tag bald nur noch "Mariä Lichtmess" genannt wurde.

Doch um die geschichtlichen Hintergründe weiß Großmutter nichts. Sie kennt sich eher mit den praktischen Dingen dieses Tages, dem Pfannkuchenbacken und dem Kerzenweihen aus. In der katholischen Kirche werden an diesem Tag alle Kerzen, die im nächsten Jahr gebraucht werden, geweiht. Das bedeutet, sie erhalten einen Segen, damit sie die Kerzenanzünder vor Feuer und Blitzschlag beschützen sollen. Immer wenn gebetet wird, werden die geweihten Kerzen angezündet. Ganz bestimmt wird auch Großmutter heute noch eine Kerze anzünden, eine rote, denn diese ist der Frau des Hauses vorbehalten. Für Großvater wird sie eine weiße Kerzen anzünden, denn auch ihn schließt sie immer in ihre Gebete mit ein.


Gute Nacht