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GUTE-NACHT/2218: Bewegung in der Tüte (SB)


Auf dem Dachboden des alten Schulhauses steht ein Karton voller Kuscheltiere. Teddy ist von allen Kuscheltieren das älteste. Er liegt obenauf, gleich unter den Kartondeckeln.


*


"Wer tritt mir denn da auf den Kopf!" schimpft das weiße Pferd. "Oh, Verzeihung!" sagt Teddy und zieht sein Bein zurück. Jetzt aber trifft er damit das braune Pferd. Die beiden Pferde rühren sich und setzen so eine Kettenreaktion in Gang. Keines der Kuscheltiere in dem Karton bleibt davon unberührt. Weiterschlafen ist nicht mehr drin, Stoßen und Wettern bleibt nicht aus.

Teddy klappt mit seinen Pfoten seine Ohren um. Doch das hilft auch nicht gegen den Lärm, der im Karton tobt. Mit einem lauten Brüll übertönt Teddy alle anderen. Das hilft. Es wird still im Karton. Teddy klappt nun die vier Kartondeckel auf. Licht fällt herein. "Hier im Karton ist es viel zu eng. Klettert alle heraus. Auf dem Dachboden ist reichlich Platz!" schlägt Teddy vor.

Jedes der Kuscheltiere möchte nun als erstes aus dem Gedränge heraus. Alle klettern an den Seiten des Kartons hinauf. Teilweise steigen die Tiere eines über das andere hinweg. Weil die meisten auf der Seite hinaussteigen wollen, auf der auch Teddy nach oben geklettert und dann auf den nebenstehenden Karton hinübergesprungen ist, drückt an dieser Seite das stärkste Gewicht gegen die Kartonwand. Erst unmerklich, dann immer deutlicher gerät der Karton ins Wanken, bis er dann ganz zu dieser Seite umkippt und einige Kuscheltiere aus dem Karton hinausgeworfen werden. "Autsch!" rufen die Tiere hier und da. Manche lachen auch und einige haben sich erst von diesem Schreck zu erholen, bevor sie sich den anderen Tieren mitteilen.

Beim Sturz des Kartons ist auch eine zugebundene Plastiktüte mit herausgefallen. Zuerst halten die Kuscheltiere diese für eine Art Ball, denn der Form nach sieht sie so aus. Doch beim genaueren Hinsehen, stellen die Tiere fest, daß sich etwas in dieser Tüte befindet und sogar bewegt. Ganz leise ist sogar etwas aus dem Inneren der Plastiktüte zu hören. Es klingt wie ein Zischen. "Ob darin etwas Gefährliches ist?" fragen sich die Tiere und treten ein Stück zurück. Teddy aber ist mutiger als die anderen und tritt einen Schritt vor. Mit seiner Tatze drückt er auf die Tüte und fragt laut: "Ist da einer drin?" Wie dumm. Klar ist etwas in der Tüte, sonst würde sie sich ja nicht bewegen und auch keine Töne von sich geben. Teddy nimmt seinen Kopf dichter an die Tüte heran, um durch die wenigen durchsichtigen Stellen zu erspähen, was in der Tüte vor sich geht.

Etwas Grünes ist zu erkennen, das wie aufgerollt aussieht. Plötzlich dämmert es Teddy. "Das ist Lizzy, die Schlange!" ruft Teddy aus. Sogleich schrecken einige Kuscheltiere noch weiter zurück. "Keine Panik! Lizzy ist ganz friedlich. Helft mit, sie aus der Tüte zu holen!" Die Tiere versuchen die Plastiktüte zu zerreißen, aber das gelingt ihnen nicht. "Wir brauchen etwas Spitzes", schlägt Teddy vor.

Da meldet sich ein kleiner Maulwurf, der noch ganz hinten im umgestürzten Karton geblieben ist. Er hat eine kleine Schaufel dabei. Mit dieser Schaufel kann Teddy ein Loch in die Plastiktüte bohren und Lizzy befreien. Lizzy schnappt nach Luft. Dann zischt sie vor sich hin und kriecht davon. Unter dem großen Kleiderschrank sucht sie sich ein Versteck.

Nun denken auch die anderen Kuscheltiere darüber nach, wo sie eigentlich bleiben können. Früher lagen sie in Puppenbetten oder im großen Bett der Kinder mit drin. Manche saßen auch in den Kinderzimmerregalen oder hatten gar ein eigenes kleines Häuschen. Wo aber sollen sie hier auf dem Dachboden bleiben? Teddy schlägt vor, auf den Schrank zu klettern. Doch da oben haben nicht alle Kuscheltiere Platz und die beiden Pferdchen sind es auch nicht gewöhnt, so hoch hinauf zu klettern. "Das ist nichts für uns. Wir brauchen einen Stall", stellen sie fest. Teddy schlägt vor, daß die Pferde erstmal den umgestürzten Karton als Stall nutzen. Dorthin hat sich auch der Maulwurf wieder mit seiner Schaufel verzogen. Ihm ist es auf dem Dachboden viel zu hell.

"Wir werden für uns alle etwas finden!" sagt Teddy. Da es aber bereits dämmert und bald ganz dunkel sein wird, schlägt Teddy vor, morgen weitere Quartiere zu suchen. Teddy rät allen, daß sie auf einander aufpassen möchten. Denn wer oder was sich in der Nacht hier auf dem Dachboden herumtreibe, wisse er nicht. Von den gefräßigen Mäusen und den großen Riesen erzählt Teddy noch nichts. Vielleicht kommen die ja nicht wieder, und Teddy will die anderen nicht unnötig ängstigen. Lieber wünscht er allen Kuscheltieren eine: "Gute Nacht!"


Gute Nacht