Schattenblick → INFOPOOL → GESELLSCHAFTEN → STIFTUNGEN


HEINRICH BÖLL STIFTUNG/387: Zur Afrika-Konferenz der Bundesregierung


Heinrich-Böll-Stiftung - Presemitteilung vom 12. Juni 2017

Afrika-Konferenz der Bundesregierung: Wirtschaftswachstum und Entwicklung in Afrika muss klimafreundlich sein und Wohlstand für Alle bieten

Neues online-Dossier "Monopoly in Afrika?" zu Investitionen und nachhaltiger Entwicklung in Afrika mit zahlreichen Perspektiven von Expert/innen aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik verschiedener afrikanischer Länder


Berlin, 12.06.2017 - Anlässlich der heute beginnenden Afrika-Konferenz der Bundesregierung "G20 Africa Partnership - Investing in a Common Future" erklärt Barbara Unmüssig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung: "Das erhöhte Interesse der Bundesregierung am afrikanischen Kontinent ist durchaus begrüßenswert. Umso mehr stellt sich die Frage, ob dieses Interesse auch wirklich der breiten Bevölkerung zugutekommt. Hier sind erhebliche Zweifel angebracht, setzen doch die diversen Afrikainitiativen der Bundesregierung ihren Schwerpunkt bei Privatinvestitionen und zu wenig auf Infrastruktur bei Bildung und Gesundheit. Die bisherigen Initiativen diverser Ministerien im sogenannten "Deutschen Afrika Jahr" beinhalten kaum zukunftsweisende oder gar konkrete Vorschläge zu einer explizit inklusiven und nachhaltigen Entwicklung. Im Gegenteil - der "Marshallplan" wie auch der "Compact with Africa" und die "Initiative Pro!Afrika" zeugen von einem paternalistischen Bild afrikanisch-westlicher Beziehungen", sagte Unmüßig.

"Keine der Initiativen wurde in ernstgemeintem Austausch mit einem breiten Spektrum afrikanischer Akteur/innen entwickelt, und die Diskussion zu ihnen beschränkt sich auf die Regierungsebenen", so Unmüßig weiter."Sie ignorieren dabei gleich drei zentrale internationale Vereinbarungen: Die Agenda 2063 für sozioökonomische Transformation der Afrikanischen Union, das Pariser Klimaabkommen und die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung", sagte Unmüßig.

"Afrika braucht auch Investitionen aus dem Privatsektor. Allerdings haben die geplanten privat-öffentlichen Partnerschaften eine eindeutige Schlagseite ausschließlich in Richtung hoher Renditen. Investitionen in Gesundheit, Bildung oder Infrastruktur für die Vermarktung regionaler landwirtschaftlicher Produkte werfen jedoch keine hohen Gewinne ab, daher scheinen sie auch jetzt nicht prioritär zu sein", so Unmüßig.

"Offenkundig soll vor allem westliches Kapital attraktive Anlagemöglichkeiten finden und damit pünktlich zur Bundestagswahl zugleich "Fluchtursachen" bekämpfen wie auch Migration nach Europa eindämmen. Investitionen müssen jedoch auf mehr als "Fluchtursachenbekämpfung" abzielen: Sie sollten eine nachhaltige und inklusive Wirtschaftsentwicklung in demokratisch stabilen Gesellschaften fördern - dazu müssen sie im Austausch mit und im Interesse aller Bevölkerungsgruppen in den verschiedenen afrikanischen Ländern getätigt werden", so Unmüßig weiter.

Im Rahmen einer zweitätigen Konferenz kamen auf Einladung der Heinrich-Böll-Stiftung Ende Mai unter dem Titel "Monopoly in Afrika? Investitionen und nachhaltige Entwicklung auf dem afrikanischen Kontinent" die Perspektiven einer Vielzahl von Expert/innen aus der Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik verschiedener afrikanischer Länder zu Wort. Die Ergebnisse der Konferenz sind in verschiedenen Text- und Audio sowie Video-Formaten in einem Dossier dokumentiert.

*

Quelle:
Heinrich-Böll-Stiftung
Schumannstr. 8, 10117 Berlin
Michael Alvarez Kalverkamp, Pressesprecher
Telefon: +49-(0)30-285 34-202
E-Mail: alvarez@boell.de
Internet: www.boell.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Juni 2017

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang