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HEINRICH BÖLL STIFTUNG/301: Neue Studie - Menschenrechte zwischen den Geschlechtern


Heinrich-Böll-Stiftung - 21. Oktober 2013

Menschenrechte zwischen den Geschlechtern

Heinrich-Böll-Stiftung veröffentlicht Studie zur Lebenssituation von Inter*Personen in zwölf Ländern



Berlin, 21.Oktober 2013: Heute erscheint die von der Heinrich-Böll-Stiftung herausgegebene Studie "Menschenrechte zwischen den Geschlechtern. Vorstudie zur Lebenssituation von Inter*Personen". Der Autor Dan Christian Ghattas hat Inter*Aktivist_innen in zwölf Ländern nach den Lebenslagen von intergeschlechtlichen, also Inter*Menschen befragt und Handlungsempfehlungen zur Verbesserung ihrer Situation zusammengefasst.

"Weltweit sind Inter*Menschen diskriminiert, Menschenrechtsverletzungen an ihnen leider die Regel. Wir wollen dieses tabuisierte Thema nicht nur ausleuchten, sondern Lösungen anbieten. Inter*Menschen brauchen einen gesetzlichen Rahmen, der ihnen ihre geschlechtliche Selbstbestimmung möglich macht. Es braucht Sensibilisierung in allen gesellschaftlichen Bereichen, bei Projekten und Finanzen", so Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung.

Ob in Deutschland oder weltweit: Inter*Menschen gelten nach wie vor oftmals als "krank" oder "abnorm". Intergeschlechtliche Personen sind Menschen, die sich im Hinblick auf ihr chromosomales, gonadales oder anatomisches Geschlecht nicht in die medizinische Norm sogenannter "männlicher" und "weiblicher" Körper einordnen lassen. Nicht wenigen wird schon im Säuglingsalter durch operative Eingriffe das männliche oder weibliche Geschlecht zugewiesen. Eine medizinische Notwendigkeit besteht jedoch nicht. In der Regel sind intergeschlechtliche Menschen völlig gesund. Die medizinischen Behandlungen finden - gerade wenn sie in jungen Jahren vorgenommen werden - so gut wie immer ohne Zustimmung der Inter*Menschen statt. Häufig leiden diese später schwer an den psychischen und physischen Folgen der ärztlichen Eingriffe. Die Ausbildung einer eigenen geschlechtlichen Identität, die sich zwischen dem gesellschaftlich dominierenden bipolaren Geschlechtermodell männlich/weiblich verorten kann, bleibt ihnen so meist versagt.

"Inter*Menschen sind in den meisten Gesellschaften kaum sichtbar, denn Intergeschlechtlichkeit ist nach wie vor stark tabuisiert", sagt Dr. Dan Christian Ghattas, Autor der Studie. Fatal ist auch, dass Intergeschlechtlichkeit als medizinisches Thema verhandelt werde: "Die Frage aber, ob man menschliche Körper mit medizinischen Mitteln an Normvorstellungen der Gesellschaft anpassen darf, wenn dies nicht von der betroffenen Person ausdrücklich gewünscht wird, geht weit über die Kompetenz der Medizin hinaus und ist zweifelsfrei ein Menschenrechtsthema."

Die Studie lässt engagierte Inter*-Aktivist_innen aus zwölf Ländern ausführlich zu Wort kommen, sie formulieren ein breites Spektrum an Bedürfnissen und Änderungsbedarfen.

Die Studie zum Download: http://on.boell.de/bl

Mehr Informationen zur Arbeit der Heinrich-Böll-Stiftung zu diesem Thema:
http://www.boell.de/de/themen/lgbti

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Quelle:
Heinrich-Böll-Stiftung
Schumannstr. 8, 10117 Berlin
Ramona Simon, Pressesprecherin
Telefon: 030.285 34-202
E-Mail: simon@boell.de
Internet: www.boell.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Oktober 2013