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MELDUNG/060: EU will wissenschaftliche Erkenntnisse allen zugänglich machen (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände
EU-Koordination

EU-News - Donnerstag, 19. Juli 2012 / Politik & Recht

EU will wissenschaftliche Erkenntnisse allen zugänglich machen



Ab 2014 sollen Artikel und Daten, die im Zusammenhang mit EU-geförderten Projekten entstanden sind, öffentlich zugänglich gemacht werden. Das will die EU-Kommission als Grundsatz im Forschungs- und Innovationsprogramm "Horizont 2020" verankern. Den Mitgliedstaaten empfiehlt sie eine ähnliche Transparenz - damit SteuerzahlerInnen nicht doppelt zahlen müssen.

Forscher und Unternehmen sollen es künftig leichter haben, einen umfassenderen und rascheren Zugang zu wissenschaftlichen Artikeln und Daten zu bekommen und die Ergebnisse öffentlich geförderter Forschung zu nutzen. Deshalb hat die EU-Kommission eine Mitteilung veröffentlicht, die sich auf die ab 2014 stattfindenden Forschungsprojekte im Rahmen von Horizont 2020 bezieht.

Demnach müssen ab 2014 alle Artikel, die mit Hilfe der Förderung durch "Horizont 2020" zustande gekommen sind, zugänglich sein:
Sie werden entweder von den Veröffentlichern unmittelbar online zur Verfügung gestellt ("goldener" freier Zugang), wobei die Veröffentlichungskosten gegebenenfalls von der Europäischen Kommission erstattet werden können, oder
die Forscher stellen ihre Artikel spätestens sechs Monate nach der Veröffentlichung (zwölf Monate im Bereich der Sozial- und Geisteswissenschaften) über ein frei zugängliches Archiv zur Verfügung ("grüner" freier Zugang).

Die Mitgliedstaaten sollen bei national geförderten Forschungsprojekten ähnlich vorgehen, empfiehlt die EU-Kommission: So sollen bis 2016 von den veröffentlichten Ergebnissen der in Europa öffentlich geförderten Forschung 60 Prozent frei zugänglich sein.

Die EU-Kommission hofft mit dieser Maßnahme, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und wichtige Daten und Erkenntnisse schneller verbreiten zu können.Darüber hinaus geht es um die Vermeidung von Doppelarbeit, eine Förderung der Zusammenarbeit und eine bessere Einbeziehung von BürgerInnen und Gesellschaft. Die EU-Kommissarin für die Digitale Agenda, Neelie Kroes, sagte: "Die Steuerzahler sollten nicht zweimal für Forschungsergebnisse zahlen müssen, und sie müssen problemlos auf Rohdaten zugreifen können. Wir wollen bei der Verbreitung und Nutzung von Forschungsergebnissen die nächste Stufe erreichen. Daten sind das neue Erdöl."Die EU-Kommission will zur "digitalen Bewahrung" von Daten 2012 bis 2013 etwa 45 Millionen für die Schaffung von Dateninfrastrukturen bereitstellen.

Es bleibt abzuwarten, ob und welche auch Forschungsergebnisse in umweltsensiblen Bereichen zugänglich sein werden, beispielsweise in der Genforschung, bei Nanotechnologierisiken oder Chemikaliensicherheit. Denn "wenn Forschungsdaten verfügbar gemacht werden, müssen europäische und nationale Datenschutzvorschriften sowie Vorbehalte in Bezug auf Geschäftsgeheimnisse oder die nationale Sicherheit berücksichtigt werden", heißt es in der Mitteilung. [jg]

KOM (2012) 401
http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=COM:2012:0401:FIN:DE:PDF

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Quelle:
EU-News, 19.07.2012
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Juli 2012