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ITALIEN/370: 200.000 Demonstranten in Rom - "Nein zu Faschismus und Gewalt" (Gerhard Feldbauer)


200.000 Demonstranten in Rom:

"Nein zu Faschismus und Gewalt"

von Gerhard Feldbauer, 17. Oktober 2021


Unter der Losung "Nein zu Faschismus und Gewalt" hat am Sonnabend in Rom eine gewaltige Massenkundgebung auf der Piazza San Giovanni die Forderung unterstützt, die faschistische Forza Nuova nach den schweren Ausschreitungen vor einer Woche, bei denen die Zentrale der CGIL-Gewerkschaft überfallen und verwüstet wurde, zu verbieten. Zu der Protestveranstaltung hatte die CGIL, die mit 5,6 Millionen Mitgliedern stärkste der drei großen Gewerkschaften, aufgerufen. Nach Angaben der Veranstalter waren es 200.000 Menschen, die an der Kundgebung teilnahmen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur ANSA. Sie kamen mit etwa 800 Bussen, 10 Sonderzügen und einigen Flügen von den Inseln aus ganz Italien. Dem Aufruf folgten laut dem linken Manifesto Mitglieder der Verbände, Bewegungen und Parteien, vom sozialdemokratischen Partito Democratico (PD) über die Fünf-Sterne-Bewegung (M5S) und die Linkspartei Freie und Gleiche (LEU) bis zum Nationalen Partisanenverband ANPI, der Aktion Italienische Linke und Kommunisten.

Die Kundgebung wurde von dem Italiener Luca Visentini, der als Generalsekretär des Europäischen Gewerkschaftsbundes teilnahm, eröffnet. Auf ihr sprachen die Generalsekretäre von CGIL, CISL und UIL, Maurizio Landini, Luigi Sbarra und Pierpaolo Bombardieri. Sie forderten, dem Klima faschistischer Gewalt, von Subversion und Spannungen von der Arbeitswelt aus entschieden entgegen zu treten. "Der Angriff auf die CGIL, der Angriff auf die Gewerkschaft, ist ein Angriff auf die Würde der Arbeit des ganzen Landes", führte Landini aus. "Und wir sind nicht hier, um irgendjemanden zu verteidigen, sondern um die Demokratie zu verteidigen und sie auszubauen." Dazu müsse die Verfassung "wieder zum Leitstern" werden. An der Kundgebung nahmen auch der Chef des PD, Enrico Letta, und von M5S der Sekretär Giuseppe Conte sowie Außenminister Luigi di Maio teil, obwohl beide Parteien gleichzeitig mit den Faschisten der Lega Salvinis und der Forza Italia (FI) Berlusconis in der Regierung von Mario Draghi sitzen. Letta äußerte, auf die Angriffe sei "eine sofortige Reaktion" erforderlich, um faschistische Gewalt abzulehnen und die Prinzipien und Werte der Verfassung zu verteidigen. Conte betonte,0 man vereine sich nicht "unter Parteisymbolen", sondern stehe gemeinsam "unter der Trikolore auf dem Platz".

Die Kundgebung fand am Vorabend der Sonntag und Montag stattfindenden Stichwahl der Bürgermeister in Rom, Turin, Triest und weiteren 65 Städten statt. Die Redner, darunter Maurizio Landini, wiesen den Vorwurf zurück, sich in die Wahlen in irgendeiner Weise "einzumischen", zitiert Manifesto. Es sei darum gegangen, der Forderung, neofaschistische Organisationen wie die Forza Nuova per Gesetz aufzulösen, vor der am Mittwoch, dem 20. Oktober, darüber im Senat beginnenden Debatte über die Anträge von PD, LeU, M5S und Italia Viva Nachdruck zu verleihen.

Manifesto mahnte in einem Kommentar, diesem Treiben entschieden entgegenzutreten und erinnerte daran, dass faschistischer Squadrismus (Terror), wie ihn heute Forza Nuova und Casa Pound betreiben, 1922 Mussolinis "March auf Rom", der faschistischen Machtergreifung, den Weg bereitete.

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Quelle:
© 2021 by Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick zum 26. Oktober 2021

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