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MARKT/054: Stärkung der Erzeuger kann mit verabschiedetem Milchpaket nicht erreicht werden (EBM)


European Milk Board - Pressemitteilung vom 16. Februar 2012

Wichtige Chance vertan!
Stärkung der Erzeuger kann mit verabschiedetem Milchpaket nicht erreicht werden

Aktueller Beschluss vom EU-Parlament kann notwendige Balance auf dem Milchmarkt nicht herstellen


Brüssel/ Hamm, 16.02.2012: "Es ist ein wackliges Ergebnis", fasst der Präsident des European Milk Board (EMB), Romuald Schaber, die Meinung der europäischen Milcherzeuger zum aktuellen Milchbeschluss im EU-Parlament zusammen.

"In der verabschiedeten Verordnung ist von Verträgen zwischen Erzeugern und Verarbeitern die Rede - aber diese sollen nicht EU-weit verpflichtend sein. Damit wackelt der gemeinsame Markt bedenklich, denn nun können die Erzeuger weiter gegeneinander ausgespielt werden. Erzeugerorganisationen sollen gebündelt für Erzeuger verhandeln - das ist gut, nur die Bündelungsgrenzen von 3,5 Prozent der EU-weiten bzw. 33 Prozent der nationalen Milchproduktion sind leider viel zu gering", erläutert Schaber die kritischen Details. Die Verarbeiter als Verhandlungspartner besitzen teilweise schon einen Marktanteil, der das Dreifache dieser Bündelungsgrenzen beträgt, und werden daher die Verhandlungen immer dominieren. Mitgliedern von Genossenschaften wird es zudem in den Verordnungsartikeln sehr schwer gemacht, eine Erzeugerorganisation für sich verhandeln zu lassen.

Wie Schaber betont, können die neuen Bestimmungen gesunde Marktaktivitäten nicht gewährleisten, auch wenn einige wenige Ansätze zum Teil in die richtige Richtung gehen.

"Positiv ist beispielsweise, dass in den Erwägungsgründen zu den Verordnungsartikeln ein europäisches Preis-Monitoring-Werkzeug erwähnt wird. Allerdings fehlt dafür eine nähere Beschreibung. Außerdem lässt die Bezeichnung leider vermuten, dass nur Preise beobachtet werden sollen", so Schaber. Das reiche aber nicht aus. Kosten der Milchproduktion, die Nachfrage und das Angebot auf dem Markt müssten ebenso von diesem Werkzeug ermittelt werden. Die Monitoringstelle sollte neben der angesprochenen Beobachtungsfunktion auch über einen Reaktionsmechanismus verfügen, um Marktungleichheiten tatsächlich reduzieren zu können. Aber Hinweise dazu sucht man im Milchpaket vergebens.

Wie für jedes Haus ein stabiles Fundament notwendig ist, braucht der Milchmarkt einen guten Rahmen, damit ein faires Miteinander ohne Wettbewerbsverzerrungen möglich ist. Das eben verabschiedete Milchpaket bildet diesen Rahmen noch nicht. Es enthält keine deutlichen Verbesserungen für die europäischen Milcherzeuger, sondern zementiert deren schwache Marktposition. Für das EMB ist klar, dass die Politik zum Wohl von Verbrauchern und Milcherzeugern hier stark nachbessern muss. Zusammen mit anderen zivilgesellschaftlichen Gruppen wird der europäische Verband der Milcherzeuger auch weiterhin konstruktive Vorschläge einbringen und die Politik in die Verantwortung nehmen.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 16. Februar 2012
EMB - European Milk Board, Office
Bahnhofstraße 31, 59065 Hamm
Telefon: 0049 - 2381 - 4360495, Fax: 0049 - 2381 - 4361153
E-Mail: office@europeanmilkboard.org
Internet: www.europeanmilkboard.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Februar 2012