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PROJEKT/208: Haiti - Sofortmaßnahmen und langfristiger Wiederaufbau


die zeitung - terre des hommes, 1. Quartal 2010

Hilfe nach dem Beben
Haiti: Sofortmaßnahmen und langfristiger Wiederaufbau

Von Athanasios Melissis


Am 12. Januar wurde der Karibikstaat Haiti von einem Beben der Stärke 7 erschüttert. Nach Schätzungen kamen bei dem Beben über 200.000 Menschen um, etwa 500.000 verloren ihr Zuhause und leben seither in Notunterkünften. Haiti ist als von Not und Unterentwicklung geplagtes »Armenhaus« des amerikanischen Kontinents besonders hart von dieser Naturkatastrophe getroffen, und wie in allen Katastrophen und Krisen leiden die Kinder besonders.

Direkt nach der Katastrophe leistete die Schweizer Sektion von terre des hommes aus Lausanne die ersten Nothilfemaßnahmen. Die Schwesterorganisation von terre des hommes Deutschland führt seit mehr als 20 Jahren Projekte in Haiti durch und hat zahlreiche Mitarbeiter in der Stadt Les Cayes im Süden der Insel. Mit Basis im örtlichen Krankenhaus wurden Nahrungsmittel, Hygieneartikel und Trinkwasser an mehr als 20.000 Opfer verteilt. Gleichzeitig wurden auf einem benachbarten Gelände Zelte aufgestellt, die als Notkrankenhaus dienten, da viele Verletzte aus der besonders betroffenen Hauptstadt Port-au-Prince Schutz im weniger zerstörten Südteil des Landes suchten. Eine Psychologin nahm direkt nach der Katastrophe ihre Arbeit auf und betreut seither die Kinder, die auf dem Gelände Zuflucht gesucht hatten - die meisten von ihnen sind stark traumatisiert. Ein zwölfjähriges Kind erzählt: »In Port au Prince habe ich alle meine Freunde verloren. Aber ich hoffe, sie hier wiederzufinden.«


Schwerpunkt Kinderschutz

Noch in dieser Phase der Soforthilfe wurden die ersten längerfristigen Maßnahmen vorbereitet. Die Versorgung der Menschen in Les Cayes wird weitergeführt, und die Hilfe auf die stark zerstörten Gebiete Leogane, Grand und Petit Goave ausgeweitet. Etwa 50.000 Menschen werden hier unterstützt, vor allem Kinder und Familien. terre des hommes sichert die Versorgung mit sauberem Wasser und verteilt Kleidung, Kochgeschirr und andere Gegenständen des täglichen Bedarfs. Ebenso werden Zelte als Notunterkünfte zur Verfügung gestellt und sanitäre Einrichtungen gebaut. Dies ist besonders dringend, da ab März üblicherweise die Regenzeit einsetzt. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Kinderschutz. »In den Camps sieht man viele spielende Kinder«, so terre des hommes-Experte Chris Hartmann, der sich in Haiti einen Überblick über die anstehenden Herausforderungen und die notwendigen Programme verschaffte. »Manche lachen und winken uns zu, aber durch die untragbaren Zustände in den Camps sind sie von Krankheiten und Unterernährung am stärksten gefährdet.« terre des hommes organisiert eine Essensausgabe und Betreuungsangebote speziell für Kinder. Mädchen und Jungen, die ihre Eltern verloren haben, sollen möglichst schnell mit ihren Angehörigen zusammengebracht werden.

Die meisten Kinder sind hochtraumatisiert. Viele haben Verletzungen davongetragen oder ihre Eltern verloren, andere leiden noch unter dem Schock der Katastrophensituation. Daher unterstützt terre des hommes ein Projekt, in dem ausgebildete Traumatherapeuten sich um die Kinder kümmern und ihnen helfen, sich mit der Situation zurechtzufinden. Dabei werden einheimische Spezialisten eingesetzt, die die Sprache sprechen, mit der Kultur vertraut sind und auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen können. Partner ist die lokale Organisation Uramel in Port-au-Prince, die drei Gesundheitsposten unterhält und derzeit in fünf Camps tätig ist. Uramel wird seine Arbeit mit Kindern in den nächsten Monaten weiter ausbauen.


terre des hommes wird für die Nothilfemaßnahmen und den langfristigen Wiederaufbau in Haiti insgesamt rund 4.000.000 Euro einsetzen.


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Quelle:
die zeitung, 1. Quartal 2010, S. 7
Herausgeber: terre des hommes Deutschland e.V.
Hilfe für Kinder in Not
Ruppenkampstraße 11a, 49084 Osnabrück,
Tel.: 0541/71 01-0, Fax: 05 41/70 72 33
E-Mail: info@tdh.de
Internet: www.tdh.de

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abgegolten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. März 2010