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HINTERGRUND/171: Ein Audit für die Kinderrechte


die zeitung - terre des hommes, 4. Quartal 2010

Ein Audit für die Kinderrechte
terre des hommes untersucht die Umsetzung von Partizipation

Von Stefan Schneider


Ein Ziel der Arbeit von terre des hommes ist es, die aktive Mitwirkung von Kindern zu stärken. Gemäß Artikel 12 der UN-Kinderrechtskonvention sollen sie zur Mitsprache in allen sie betreffenden Angelegenheiten befähigt werden. Denn gut 20 Jahre nach der Ratifizierung der Konvention wird Kindern weltweit noch immer in vielen gesellschaftlichen Bereichen verwehrt, sich aktiv an Entscheidungen zu beteiligen. Um zu untersuchen, wie es weltweit um die Kinderrechte bestellt ist, wurde auf der terre des hommes-Delegiertenkonferenz 2009 beschlossen, anhand mehrerer Länder ein »Kinderrechte-Audit« durchzuführen. Diese Analyse wird von Kindern mit Kindern in Mittelamerika, Kolumbien, Simbabwe, Philippinen, Indien und Deutschland durchgeführt. Das Beispiel Nicaraguas zeigt, dass das Audit selbst ein partizipativer Prozess für die mitwirkenden Kinder ist.

In Nicaragua beteiligen sich neun terre des hommes-Partner am Audit. Zunächst führen Mitarbeiter des terre des hommes-Projektpartners »Dos Generaciones« für Kinder und Jugendliche Workshops über Menschen- und Kinderrechte durch. Mitmachen können Mädchen und Jungen zwischen sieben und 18 Jahren. Wer möchte, darf sich dann aktiv als Interviewer an der Umfrage beteiligen. Als »Partizipationsgebiete« wurden Familie, Schule, Freizeit, Umweltschutz, Gemeinde und Arbeit abgesteckt. Die teilnehmenden Kinder können sich auf die für sie relevanten Gebiete konzentrieren. »Zu den Feierlichkeiten des Jahrestages der Unabhängigkeit Nicaraguas veranstalten alle Schulen Umzüge. An unserer Schule wurde gar nicht erst gefragt, wer mitlaufen möchte und wer nicht. Es wurde einfach von oben entschieden«, erklärt José aus der Stadt Condega. Für ihn steht fest, dass seine wichtigsten Partizipationsgebiete Familie und Schule sind. Die 13-jährige Skarleth aus Sabana im Norden Nicaraguas freut sich auf den Methoden-Workshop. »Ich bin gespannt zu lernen, wie man richtig Fragen stellt«, erklärt sie begeistert. Über den terre des hommes-Partner INPRHU hat sie bereits Workshops zu Kinderrechten besucht. »Jetzt freue ich mich, auch andere Kinder zu befragen und ihre Meinung über Familie, Schule, Arbeit, Umweltschutz und das Leben in ihrer Gemeinde zu bekommen.« Das Audit soll nicht die Interessen der Erwachsenen, sondern die Lebenswelten der Kinder widerspiegeln. Insgesamt werden pro terre des hommes-Partner vier Kinder als Interviewer unterwegs sein. Dabei sollen zumindest die Hälfte der Interviews mit Kindern gemacht werden, die nicht dem Programm einer sozialen Organisation angehören. Aus den Interviews wird am Ende des Jahres ein abschließender Report für Nicaragua erstellt. Sowohl die beteiligten Kinder wie auch die beteiligten Partnerorganisationen erhalten die Resultate der Audits aus den verschiedenen Gegenden der Welt. So bekommen Partner wie »Dos Generaciones« oder INPRHU einen Eindruck von Kinderpartizipation in anderen Weltregionen und können Rückschlüsse für ihre Arbeit ziehen.

Stefan Schneider
presse@tdh.de


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Quelle:
die zeitung, 4. Quartal 2010, S. 8
Herausgeber: terre des hommes Deutschland e.V.
Hilfe für Kinder in Not
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Januar 2011