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HINTERGRUND/164: Gesunde Kindheit - Weltweiter Kampf gegen Krankheit und Kindersterblichkeit


die zeitung - terre des hommes, 4. Quartal 2010

Gesunde Kindheit
Weltweiter Kampf gegen Krankheit und Kindersterblichkeit

Mareike Luppe und Urte Tegtmeyer


»Wir werden keine Mühen scheuen, um unsere Mitmenschen - Männer, Frauen und Kinder - aus den erbärmlichen und entmenschlichenden Lebensbedingungen der extremen Armut zu befreien, in der derzeit mehr als eine Milliarde von ihnen gefangen sind. Wir sind entschlossen, ...die gesamte Menschheit von Not zu befreien.«
(Millenniumserklärung der Vereinten Nationen)


In Afrika haben die Regierungen zugesichert, 15 Prozent ihres Haushaltes in Gesundheit zu investieren. Tatsächlich geben zum Beispiel Angola und Nigeria nur jeweils vier Prozent für ihr Gesundheitssystem aus, obwohl sie durch den Ölboom einen Wirtschaftsaufschwung erleben. In Indien ist es ähnlich: Die Regierung investiert hier lediglich drei Prozent in die Gesundheit ihrer Bevölkerung. Die Verringerung der Mütter- und Kindersterblichkeit sowie die Bekämpfung von Aids, Malaria und Tuberkulose sind drei der insgesamt acht vereinbarten Millenniumsziele der Vereinten Nationen. Es sind diejenigen Ziele, die besonders schwierig zu erreichen sind. Gesundheit und Bildung hängen eng zusammen, wie die Erfahrung zeigt: Je besser Frauen in Entwicklungsländern gebildet sind, desto eher sind sie in der Lage, ihre Familie gesund zu ernähren und desto weniger Kinder bekommen sie. In Bangladesh zum Beispiel hat die Regierung in die Qualifikation von Mädchen investiert. Es wurden Hebammen ausgebildet und spezielle Kliniken für Schwangere eingerichtet. Das hat funktioniert: Zwischen 1991 und 2004 hat sich die Anzahl der Frauen, die bei der Geburt gestorben sind, halbiert.

Bei der Bekämpfung von Aids, Malaria und Tuberkulose werden nur langsam Fortschritte gemacht. Obwohl die Vereinten Nationen vereinbart hatten, allen HIV-Infizierten bis 2010 Zugang zu Medikamenten zu verschaffen, die den Ausbruch von Aids verzögern, leben mehr als die Hälfte aller Infizierten ohne Medikamente. Ein wichtiges Finanzierungsinstrument zur Bekämpfung von Aids ist der 2002 gegründete internationale Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria, bei dem Deutschland bisher der drittgrößte Geber ist. Die Zusage von Bundeskanzlerin Angela Merkel beim MDG-Gipfel im September 2010, auch weiterhin Mittel »auf hohem Niveau« in den Fonds fließen zu lassen, hat Entwicklungsminister Dirk Niebel in Bedrängnis gebracht. Zuvor hatte sein Bundesministerium über 2011 keine weiteren Zusagen für die Unterstützung des Fonds gegeben, sondern sich für bilaterale Abkommen ausgesprochen. terre des hommes und andere Nichtregierungsorganisationen wie auch Fachleute der Entwicklungszusammenarbeit setzen jedoch auf eine Ausweitung der multilateralen Hilfe, deren positive Effekte sich gerade bei den Erfolgen des Globalen Fonds gezeigt haben.

Um Kindern den Zugang zu lebensnotwendigen Gesundheitseinrichtungen zu ermöglichen, sind zusätzliche internationale Entwicklungsanstrengungen erforderlich. Medizinische Behandlung muss zudem kostenfrei, zumindest aber bezahlbar sein. Das Prinzip der Basisgesundheitsversorgung sieht ferner vor, dass Menschen Zugang zu flächendeckender medizinischer Versorgung in zumutbarer Entfernung haben müssen. Ein weiterer Schwerpunkt sollte auf der Forschung und Entwicklung kostengünstiger Medikamente und Impfstoffe liegen. Daneben gilt es gleichzeitig, auch die traditionellen Medizin- und Heilverfahren indigener Bevölkerungsgruppen zu respektieren, die oft über wertvolles Wissen traditioneller Heilmethoden verfügen.

Die Problematik rund um HIV/Aids hat nicht nur eine medizinische Dimension, sondern auch eine soziale. Die Programme müssen besonders die Ausbildung der Frau und die Stärkung ihrer Rechte gegenüber Männern in der Partnerschaft wie auch im gesamten gesellschaftlichen Leben beinhalten. Darüber hinaus ist der Einsatz gegen Hunger und Krankheit ein weiterer wichtiger Baustein bei der Bekämpfung von HIV/Aids.


Mareike Luppe
E-Mail: m.luppe@tdh.de
Urte Tegtmeyer
E-Mail: u.tegtmeyer@tdh.de


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Quelle:
die zeitung, 4. Quartal 2010, S. 1
Herausgeber: terre des hommes Deutschland e.V.
Hilfe für Kinder in Not
Ruppenkampstraße 11a, 49084 Osnabrück,
Tel.: 0541/71 01-0, Fax: 05 41/70 72 33
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Dezember 2010